Ursprünglich veröffentlicht unter: „Ich hätt’ gern alles zu meinem Opa!“ • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)
Personengeschichtliche Quellen und Nutzererwartungen waren Themen beim 72. Westfälischen Archivtag im März 2021; Vorträge jetzt online
Der 72. Westfälische Archivtag unter dem Thema „Der Mensch im Mittelpunkt: Personengeschichtliche Quellen in Kommunalarchiven“ fand am 17. und 18. März 2021 erstmalig als Online-Fachtagung im Erbdrostenhof in Münster statt. Im Programm war auch der im Titel genannte Vortrag „Ich hätt’ gern alles zu meinem Opa!“. Die gezeigten Powerpoint-Präsentationen bzw. Abstracts der Vorträge stehen hier online zur Verfügung. Auch die Livestreams der Vorträge sind auf der Seite des LWL-Archivamts (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) zu sehen.
Der erste Tag war den „Rechtsfragen und Aspekten der Überlieferungsbildung“ gewidmet, der zweite – für uns Familien- und Ahnenforscher interessantere – Tag den „Aspekten der Erschließung und Nutzung“. Der Gastreferent Dr. Andreas Neuburger vom Landesarchiv Baden-Württemberg in Stuttgart eröffnete mit dem Thema „Erschließung biografischer Unterlagen: Nutzung der Gemeinsamen Normdatenbank (GND) durch Archive – Vom Desiderat zur gelebten Praxis?“.
Kooperationsmöglichkeiten mit CompGen
Die Vorsitzende des Vereins für Computergenealogie e.V. (CompGen), Susanne Nicola, berichtete über die „Möglichkeiten der Erschließung von Archivgut in Kooperation mit dem Verein für Computergenealogie e.V.“ Sie konnte auf einige Beispiele verweisen, wie Adressbücher, Verlustlisten, Standesamtsregister oder Kirchenbücher, und warb für weitere Kooperationen von Archiven mit den Familienforschern.
Nutzererwartungen an Archive erfüllbar?
Volker Hirsch und Julia Kathke, Landesarchiv NRW Abt. Ostwestfalen-Lippe, Detmold, gab unter dem provokanten Titel „Ich hätt‘ gern alles zu meinem Opa! – Die Onlinestellung von Personenstandsregistern zwischen Nutzererwartung und archivischen Möglichkeiten“ einen Überblick über die Möglichkeiten des Archivs mit Digitalisierung, Onlinestellung und Indexierung der Quellen, die in der Erwartung der Nutzern am liebsten alles über den Opa auf Knopfdruck ausgeben sollen.
Die Referenten stellten die praktizierte Zusammenarbeit vor für
- die Digitalisierung der standesamtlichen Nebenregister (Zweitschriften) durch FamilySearch,
- die Indexierung der Juden- und Dissidentenregister durch Crowd-Sourcing-Projekte mit CompGen und WGGF,
- die Indexierung der Sterbeurkunden durch MyHeritage,
wobei in den ersten zwei Jahre der Zugang zu den bei MyHeritage erstellten Index-Daten kostenpflichtig ist, sie sind jedoch kostenlos in dieser Zeit archivintern im Lesesaal nutzbar.
Die Digitalisate und die in Kooperation mit CompGen erstellten Indices sind ohne Bezahlschranke frei zugänglich.
Portal für Laien erleichtert Zugang
In der abschließenden Talkrunde gab Roland Linde von der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung (WGGF) einige Hinweise auf die Wünsche von Archivnutzern. In der Diskussion kam auch das Thema des neuen Portals Archive.NRW zur Sprache, das für Laien nur schwer nutzbar ist. Eine Empfehlung zur Optimierung war die Vorschaltung eines Portals wie das zum „Landeskundlichen Informationssystem für Baden-Württemberg – LEO-BW“, das als landesweite Vernetzung für Baden-Württemberg den Zugang zu Informationen und Quellen erleichtert.
Die Vorträge können auch nachgelesen werden, und zwar im Oktober-Heft 2021 der Zeitschrift „Archivpflege in Westfalen-Lippe“.