Originally published at: Heute vor 160 Jahren: "Das Pferd frisst keinen Gurkensalat" • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)
Am 26. Oktober 1861 stellte Johann Philipp Reis (1834 – 1874) aus Gelnhausen in Hessen im Frankfurter Physikalischen Verein seine Erfindung, den ersten „Ferntonapparat“, vor. Die Funktionsfähigkeit bewies er mit der Übertragung des Spruchs „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“. Später hat der Amerikaner Alexander Graham Bell die von ihm weiterentwickelten Telefone patentiert. In Deutschland gab es für den Erfinder Reis noch keinen Patentschutz, weil es noch kein Patentrecht gab.
Der Berliner Generalpostmeister Heinrich von Stephan baute 1877 eine zwei Kilometer lange Telefonverbindung und ein Telegrafenamt in Friedrichsberg bei Berlin auf. 1881 gab es die ersten Fernsprechnetze in Berlin, Breslau, Frankfurt a.M., Hamburg, Köln, Mannheim und München, drei Jahre später wurden die Städte über Fernleitungen verbunden. Die Teilnehmerzahlen wuchsen rasant – da waren bald auch Telefonbücher notwendig geworden.
Berliner Telefonbücher
Das erste deutsche Telefonbuch erschien am 14. Juli 1881 in Berlin mit dem Titel „Verzeichniss der bei der Fernsprecheinrichtung Betheiligten“. Dieses Verzeichnis enthält 185 Einträge, alphabetisch sortiert und aufgeteilt in vier Spalten mit Nummer, Namen oder Firmennennung, der „Bezeichnung des Standes oder Geschäftszweiges“ sowie der Adresse von „Wohnung oder Geschäftslokal“. Bald folgten weitere Auflagen. Dieses erste Telefonbuch ist auch in der großen Sammlung von digitalisierten Telefon- und Adressbüchern im GenWiki des Vereins für Computergenealogie einzusehen.
Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation (Sitz in Frankfurt a. M.) hat alle historischen Berliner Telefonbücher von 1881 bis 1902 auf ihrer Webseite zum Durchblättern und Download zur Verfügung gestellt. Dank der automatischen Texterkennung können die heruntergeladenen PDF-Dateien durchsucht werden. Die Bilder können auch auf der Seite der Deutschen Digitalen Bibliothek betrachtet werden.
Weitere digitalisierte Berliner Adress-, Telefon- und Branchenbücher aus dem Zeitraum 1707 – 1991/1992 werden von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin angeboten. Das sind einzigartige Quellen für genealogische, (stadt-)historische und soziologische Forschungen. Die Bücher enthalten ca. 250 Millionen Einträge zu Berliner Einwohnern, Gewerben und Behörden der letzten 300 Jahre. Eine Besonderheit in dieser Sammlung sind die Jüdischen Adressbücher für Groß-Berlin (1929/1931). Sie verzeichnen die Namen und Adressen mit gelegentlicher Angabe des Berufes von etwa einem Drittel der um 1930 rund 200.000 Personen umfassenden jüdischen Bevölkerung Berlins.
Telefonbücher in anderen Orten und Ländern
Eine ähnlich umfangreiche Sammlung von Hamburger Adress- und Telefonbüchern von 1787 bis 1966 hat die Staats- und Universitätsbibliothek angelegt. Dort wird als ältestes Telefonbuch das „Verzeichniss der Theilnehmer an der Stadt-Fernsprecheinrichtung in Hamburg“ von 1887 angezeigt. Davon kann man allerdings nur einzelne Seiten als PDF herunterladen. Für München ist das erste Telefonbuch 1883 nachweisbar. Es ist im Haus der bayerischen Geschichte ausgestellt.
In der Schweiz stammt das älteste Telefonbuch von 1880 aus Zürich, 1881 folgt Bern. Man kann sie im PTT-Archiv einsehen.
Wer kennt mehr historische Telefonbücher in Deutschland und in den Ländern der Welt? Schreibt uns an news@genealogy.net.