Heredis und PLACE

Hallo,

mein „Haupt“-Genealogieprogramm ist Heredis. Nachdem ich nun fast 2 Jahre lang Daten eingegeben habe, habe ich mich auf meinen ersten Gedcom-Export und den Import in den Stammbaumdrucker gefreut. Vor ein paar Tagen habe ich nun erfahren, dass Heredis die Ortseinträge gemäß PLACE nicht korrekt umgesetzt hat. Wie aber sollte die Struktur von PLACE aussehen, damit die (historische) verwaltungspolitische Entwicklung eines Ortes abgebildet werden kann?

Bei Heredis ist die Ortsangabe so implementiert: Ort/PLZ/Kreis/Bundesland/Land/Ortsunterteilung.

PLZ und Ortsunterteilung haben hier eigentlich nichts zu suchen und sind in ADDR wohl besser aufgehoben.

Besser so? Ort/Kreis/Bundesland/Land[/Staatenbund]
Beispiel: Battkeim/Friedland/Ostpreußen/Königreich Preußen[/Deutsches Kaiserreich]

Aber wie schaut es mit Stadtteilen aus? Für große Städte wie Berlin oder FFM ist das schon eine wichtige Angabe.

Und wie sollten die aktuellen Namen der ehemaligen deutschen Gebiete informationsmäßig zugeordnet werden? Und dann gibt es ja noch die offiziellen Umbenennungen im 3. Reich.

Damit ich Heredis einen soliden Vorschlag unterbreiten kann, würde ich gern von Euch erfahren, wie die Ortsangabe in anderen Programmen umgesetzt ist. Ich hoffe, keine eierlegende Wollmilchsau zu suchen.

Vielleicht gibt es ja hier einen Gedcom-Experten. Ich freue mich auf Eure Meldungen.

Viele Grüße
Brigitte

Hallo Brigitte,

GEDCOM erwartet kein spezifisches Textformats des Ortes. Da dürfte auch ein „unbekannt“ als Ort drinstehen und sollte ebenso im Zielprogramm ankommen.

Entweder schreibt Heredis nichts in die GEDCOM-Datei (dort hieße das dann „PLAC“ und nicht „PLACE“) oder Stammbaumdrucker als Zielprogramm ignoriert die Daten aus irgendwelchen Gründen.

Die GEDCOM-Datei am besten mal mit einem Texteditor öffnen und nach einem vermissten Ortstext suchen. Ist der nicht enthalten, dann an den Support von Heredis wenden, ansonsten an den Support von Stammbaumdrucker.

Gruß, Dirk

Schau Dir die GEDCOM-Datei doch mal mit einem Validator an. Dann weißt
Du zumindest, ob sich Heredis an die GEDCOM-Vorgaben hält.

Einen Validator findest Du z. B. hier:

Fehler kannst Du dann Heredis melden.

Gruß, Stefan Mettenbrink.

Hallo Brigitte,

wie Du richtig schreibst, hat Heredis beim GEDCOM-Export der Ortsdaten eine eigenwillige Struktur. Heredis gibt die Ortsdaten in der Form „Town, Area code, County, Region, Country, Subdivision“ (Ort, Postleitzahl, Kreis, Bundesland, Staat, Ortsunterteilung) aus, wie auch im GEDCOM-Header beschrieben.

Dies entspricht nicht dem GEDCOM-Standard. Nach dem GEDCOM-Standard müssen die einzelnen Verwaltungseinheiten in aufsteigender Reihenfolge, durch Komma getrennt, ausgegeben werden. Die Anzahl und Art der einzelnen Verwaltungseinheiten ist im Standard nicht festgelegt.
Die Reihenfolge könnte also auch lauten: Stadtteil, Ort, Kreis, Regierungsbezirk, Bundesland, Staat, Staatenbund. Wichtig ist, dass die Reihenfolge der Verwaltungseinheiten aufsteigend ist.

In Deinem Fall müsste der Datenstring mit dem Ortsteil beginnen, gefolgt von Ort, Kreis, Bundesland und Staat. Die Postleitzahl wäre nicht Teil der PLAC-Angabe. Man könnte diese im GEDCOM-Standard in den Notizen zum Ort oder in der Adresse unterbringen. Notizen zum Ort werden von Heredis aber leider auch nicht unterstützt.

Im Gegensatz zum GEDCOM-Standard kennt Heredis auch keine Adressangaben zu einem Ereignis oder Sachverhalt. Adressen sind in Heredis ggf. als Ortsunterteilungen zu pflegen, werden beim GEDCOM-Export als 6. Verwaltungsebene ausgegeben (siehe oben) und führen zu einer Verletzung der GEDCOM-Regeln.

Das ist ein anderes Thema. Der GEDCOM-Standard unterstützt derzeit nur „eine“ Ortsangabe für ein Ereignis oder einen Sachverhalt, unabhängig von ihrem zeitlichen Kontext. Man muss sich also entscheiden, ob man die Ortsangabe mit zeitlichem Bezug oder in der aktuellen Konstellation erfasst.

Mit GEDCOM-Erweiterungen wie den Ortsdatensätzen ist es jedoch möglich, Orte sowohl in ihrem aktuellen als auch in ihrem historischen Kontext (einschließlich der zugehörigen Verwaltungsebenen) zu beschreiben. Diese Erweiterung wurde von der Gruppe GEDCOM-L (ein Zusammenschluss deutschsprachiger Genealogie-Programmierer unter der Schirmherrschaft des Vereins für Computergenealogie e.V.) entwickelt, wobei nicht alle beteiligten Programme diese Erweiterung anbieten.

Gut implementiert ist diese Erweiterung in dem von mir verwendeten Genealogieprogramm webtrees, das neben Ortsdatensätzen auch ein Modul zu GOV (Historisches Ortsverzeichnis) anbietet.

Ist dieses Modul aktiviert und eine GOV-ID zu einem Ort gepflegt, so zeigt das Programm bei den Ortsdaten sowohl den aktuellen Ortsnamen inkl. Verwaltungsstruktur als auch den historischen Namen zum Zeitpunkt des Ereignisses (inkl. Verwaltungsstruktur) an. Auch die Geolokalisierung der Orte (Anzeige auf einer Karte) wird implizit über die GOV-ID unterstützt.

Zu deinem Problem mit den Heiratsdaten:
Der GEDCOM-Standard kennt auch hier als Unterstruktur von Ereignissen das Kennzeichen Religion. Heredis unterstützt dies leider auch nicht.

Viele Grüße
Peter (Schulz)

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