Liebe Listenleser,
zur Zeit bearbeite ich Aktenfunde im Berliner Staatsarchiv, die die Cöllmerfamilie HENSEL in Blöcken betreffen. Blöcken liegt im Kirchspiel Caymen im östlichen Samland. Caymen gehört in den Kreis Labiau, wird aber noch zum Samland gerechnet, da es ganz im Westen des Kreisgebietes liegt und direkt an den Kreis Königsberg grenzt.
Bei der Transkription der Akten erschließt sich, daß der cöllmische Besitz der HENSELs (3,5 Hufen = ca. 50 Hektar) im Jahr 1711 wegen Schulden zwangsversteigert wurde, nachdem der Hausherr Heinrich HENSEL 1708 verstarb. Bei der Abwicklung der Angelegenheit muß es offenbar zu groben Unregelmäßigkeiten gekommen sein, denn die mittlerweile mündig gewordenen Kinder klagen 1721 erfolgreich auf Rückabwicklung der Zwangsversteigerung. Die HENSELs bewirtschaften ihr angestammtes kleines Gut weiter.
Gläubiger des Heinrich HENSEL waren nach Aktenlage einerseits der Bürgermeister von Königsberg-Löbenicht Martin JESCHKE und die Kirche Caymen. Der Bürgermeister vor allem scheint seinen ganzen Einfluß geltend gemacht zu haben, um nach dem Tode des Schuldners schnell an sein Geld zu kommen, was dann im Laufe des Geschehens dazu führte, daß andere die Witwe mit den noch kleinen Kindern übervorteilen konnten. Es wurde z.B. versäumt, der Witwe bzw. den Kindern Vormünder beizuordnen, die auf eine ordentliche Abwicklung der Sache für ihre Mündel achtzugeben hätten. Der erzielte Kaufpreis wurde nicht sauber abgerechnet. Der Käufer hatte nach 10 Jahren noch immer nicht alles bezahlt. Die Kirche schien nach der Zwangsversteigerung plötzlich kein Interesse mehr zu haben, ihre angeblichen Forderungen einzutreiben. Der Pfarrer von Caymen scheint auch eine eher unrühmliche Rolle in der Sache gespielt zu haben.
Wenn ich alle Akten vollständig transkribiert habe, schreibe ich darüber wieder eine Geschichte in meinem BLOG, die man dann unter http://genealogischenotizen.blogspot.com/ nachlesen kann.
Mich interessiert an der Geschichte, wie kam ein eigentlich recht unbedeutender Cöllmer auf dem Lande an einen Kredit des Bürgermeisters von Königsberg-Löbenicht? Ich hoffe, daß die Akten darüber noch etwas aussagen.
Die Genealogie der Familie HENSEL kann ich von ca. 1650 bis etwa 1850 mit fast allen Nebenlinien nachvollziehen. Wer Verbindungen mit dieser Familie vermutet, wende sich bitte an mich. Ich freue mich über einen Austausch und evtl. mögliche Verknüpfungen.
Grüße aus Berlin
Viktor Haupt