Das war in meiner Familie:
Mein Opa kehrte im April 1949 (er war in Stalingrad bei der 295. Inf. Div.),
nach 6 Jahren Gefangenschaft zurueck, und sah trotz 4 Wochen im
Maestungslager immer noch wie ein Gerippe aus. Meine Oma, ein alter
Wilhelminischer Haudegen d. Jahrgangs 1891, die u.A. fast jeden Westler
unter dem Tisch soff (von wegen Frauchen, das war weder sie noch andere
weibliche Verwandte von mir, die vor 1914 ueber 10 Jahre alt waren), die im
1. Weltkrieg Frontschwester war, und es auch sonst als Kind nicht leicht
hatte, wartete treu auf ihn, und arbeitete in einer Wascherei fuer 1
RM/Stunde, wofuer man kaum Steckrueben erhielt. Sie waere 1947 verhungert,
wenn nicht ein sehr entfernter Verwandter aus St Louis in Amerika Pakete mit
koestlichem Schmalz geschickt haette. Wir sind dem Mann ewig dankbar.
Nach der Heimkehr ruettete die Gefangenschaft zuerst hart am Verhaeltnis
von meinem Opa und meinem Vater. 1940 beim letzten 4 Wochen Urlaub war er
ein 12 Jaehriger--1942 hatte mein Opa noch eine Woche Urlaub, zu kurz um zu
erziehen--aber 1949 war mein Vater ein 21 Jaehriger der selber dem Tod ins
Auge gesehen hatte, als Flakhelfer und Soldat, und dann als Zivilist, der
sich mit Mueh und Not durchschlug und seine Mutter und sich schlecht und
recht (eher schlecht, vor allem 1947) ernaehrte. Ein war keine kleiner Junge
mehr. Nach ein paar Jahren rauften sich mein Opa und Vater dann zu einem
Modus Vivendi zusammen. Aber die Gefangenschaft zerruette das Verhaeltnis zu
seiner Tochter (meiner Tante). Sie fand seine Versuche, seine Autoritaet als
Vater wiederzuerlangen, als sehr fies (was meinem Opa sehr, sehr weh tat,
denn die Sehnsucht nach seinen Kindern war, was ihm den Lebenswillen gab),
sie tat auch sehr auf umerzogen, verlaeumdete meine Opa und seine toten
Kameraden. Und daher sprachen sie von 1951 bis zu seinem Tod 1963 nicht mehr
miteinander.
Soweit, wie meine Familie das Heimkehren erlebt hat.
Thomas