Groß- und Klein Schönwald

Liebe Petra,

vielen Dank für die Weiterleitung meiner Frage zum Thema Dialekt. Ich habe mal etwas über Groß- und Klein Schönwald herausgeschrieben, das ich Herrn Polke geschickt habe ; vielleicht interessiert es Dich ja auch.
In dem Buch "Geschichte der freien Standesherrschaft, der Stadt und des landrätlichen Kreises Gross Wartenberg" von Joseph Franzkowski, Gross Wartenberg 1912, habe ich folgende Informationen gefunden:

1. zu der Frage, ob es eine Kirche in Schönwald gab:
Die Kirche in Groß Schönwald war ursprünglich Pfarrkirche und ist als solche erwiesen durch die Urkunde vom 14. Januar 1376, welche in der sedes Warthinbergensis die Pfarrkirche zu Schonewalt nennt.
Diese Kirche wurde in der Reformationszeit evangelisch und hatte noch bis 1633 ihren eigenen evangelischen Pfarrer (es gab also bis 1633 eine eigenständige Kirchengemeinde Schönwald). 1633 wurde Schönwald mit Rudelsdorf vereinigt. Bis 1654 blieb das Kirchspiel evangelisch.
Nachdem die Kirche durch die Gegenreformation 1654 dem katholischen Kult zurückgegeben werden musste, wurde sie der Rudelsdorfer Pfarrkirche adjungiert. "Das Archidiakonal-Visitationsprotokoll vom Jahre 1666 entwirft ein sehr trauriges Bild über die Schönwalder Kirche. Sie stand unter dem Titel der Apostel Petrus und Paulus; Kirchweih wurde am Sonntag nach dem 29. Juni gefeiert. Das Kirchengebäude war ganz aus Holz, völlig verwahrlost, dem Untergange nahe, ohne alle Paramente. Im Kirchturme hingen zwei Glocken, der Kirchhof war ohne Zaun, Kirchenvorsteher gab es nicht. Den Kirchgarten nutzte der Dorfschmied, welcher dafür 4 Rtl. jährlich an die Gutsherrschaft entrichtete, während der Schulze für die halbe Kirchhube, die er hielt, gar nichts zahlte. Pfarracker war nicht mehr vorhanden, war also eingezogen worden. Die ihm zustehenden Leistungen erhielt der Pfarrer von den durchweg akatholischen Parochianen nicht. Ehemals bekam der Pfarrer den Feldzehnten. Für den Ausfall wurden ihm jetzt im ganzen 10 Rtl. gegeben, während vor ihm der evangelische Geistliche doppelt so viel erhalten hatte. Als Kirchschreiber fungierte der von Rudelsdorf, welcher von Schönwald nichts bezog. Wann der Titel der Kirche in St. Aegidius umgewandelt worden, hat sich nicht ermitteln lassen; wahrscheinlich geschah dies gelegentlich eines Umbaues. Nach einer Urkunde vom 20. Juni 1796 war wieder eine Pfarrwidmut (richtiger Widmutsrest) vorhanden, welche damals Pfarrer Josch für jährlich 4 Rtl. dem Dominium verpachtete. 1859 gibt Pfarrer Krause an, daß sie in ungefähr 8 Morgen Acker und 16 Morgen schlecht bestandenen Kiefernwaldes bestehe. Während bis zur Errichtung der Seelsorgstelle in Festenberg regelmäßig allmonatlich einmal zu Schönwald sonntäglicher Gottesdienst stattfand, wird seitdem inanbetracht der wenigen Katholiken und der Nähe von Festenberg nur einmal im Jahr und zwar am Sonntag nach Aegidii daselbst feierlicher Gottesdienst gehalten. Bei Erhebung der Kuratie Festenberg zur Pfarrei geschah auch die Umpfarrung Schönwalds nach Festenberg und auf Verfügung des Bischöflichen Amtes vom 17. Januar 1884 die Uebergabe der Kirche nebst Zubehör am 11. Februar desselben Jahres an Pfarrer Letzel. Unterm 1. Oktober 1885 wurde der Pfarracker und Pfarrwald von Schönwald für 3000 Mark an die Herrschaft Goschütz verkauft.
Das Patronat übt die Gutsherrschaft, gegenwärtig [1912] der Freie Standesherr Graf Reichenbach-Goschütz." (S. 454 des Buches).

2. zur evangelischen Kirche:
"Bekannt ist [als Pfarrer in Schönwald] nur Martin Fabricius, dessen Gattin, Hedwig Bolz, am 31. Januar 1605 im Beistande ihres Ehemannes, ,des Wirdigen, Wolgelarten Martini Fabricii, anizo Pfarrers zue Schönwaldaw in der Herrschaft Wartenberg' vor dem Fürstlichen Landeshauptmann zu Liegnitz auf ihre Ansprüche an dem Burghofe zu Kotz Verzicht leistet." (S. 466)
1633 wurde Schönwald mit Rudelsdorf vereinigt.
Vor 1643 war in Rudelsdorf und Schönwald Balthasar Nierowny evangelischer Pfarrer. "Als unter ihm 1640 die Schweden in Rudelsdorf einfielen, brannten sie den Pfarrhof ab. Sein Nachfolger war Adam Albing (Albinus) 1643-45, da er nach Simmenau ging; Zacharias Süßenbach bis 1651; Georg Rupilius mußte 1654 die Pfarrei verlassen." (S. 466)
Wie es dann direkt weiterging, ist nicht ganz klar bzw. ergibt sich aus meiner Literatur nicht. Die Verbindung zu Rudelsdorf muss von Schönwald aus direkt wieder gelöst worden sein, anscheinend schon vor 1654, das wird aber nicht in dem Buch erwähnt. Nachdem sie wohl kurze Zeit in einer Verbindung zur Parochie Groß Wartenberg gestanden hatte, die aber dann auch gegenreformiert wurde, schloß sich die Gemeinde Schönwald als evangelische "Gastgemeinde" der Parochie Festenberg an. Wann sie das tat und warum sie das "durfte", ergibt sich leider aus meiner Literatur nicht.

3. zur katholischen Kirche:
Seit der Kirchenreduktion im Jahr 1654 gehörte Schönwald zu Rudelsdorf. Es verblieb bei Rudelsdorf bis 1884 und wurde dann mit Festenberg vereinigt. Die bisherige Kuratie Festenberg war durch Urkunde vom 8. August 1883 zur Pfarrei erhoben worden. Klein Schönwald, Groß Schönwald und Dombrowe wurden 1884 nach Festenberg umgepfarrt.

4. zum Gut Groß Schönwald und zu den Gemeinden Groß Schönwald und Klein Schönwald:
- vor 1305 Chelstow genannt
- 1305 Schenwalth genannt
- 1376 Schonewald genannt
- zu deutschem Recht mit 60 Hufen ausgesetzt worden
- 1417 wird Niclas Koslig vom Herzog Konrad mit dem Gut Schonewald und der dabei gelegenen Krzewe im Wartenberger Gebiete "begnadet"
- 1499 ist Friedrich von Borschnitz Besitzer von Schönwald (gleichzeitig auch von Festenberg und von Goschütz)
- bis 1663 bleibt Schönwald im Besitz der Familie von Borschnitz
- die Vormünder der minderjährigen Erben Hans Abrahams von Borschnitz verkaufen Schönwald an Georg Höpner von Greiffenstein
- obwohl das Gut 1660 landhofgerichtlich auf 53280 Taler taxiert worden ist, wird der Wert 1675 nur mit 18000 Talern angegeben
- auf 13,5 Hufen saßen 16 Bauern, jede Hufe zinste der Grundherrschaft 1 Scheffel Roggen, 1 Scheffel Gerste und 1 Scheffel Hafer, eine schw. Mark, 4 Hühner und 1 Schock Eier, außerdem gab es 6 Freigärtner, die 14 schw. Mark 7 Groschen zinsen mussten, und 6 Dreschgärtner, die 1 schw. Mark 36 Groschen zinsen mussten. Der Grundherr zahlte 950 Taler Steuern, die Untertanen hatten 200 Taler zu entrichten
- Susanna Florentina verwitwete von Greiffenstein vertauschte 1675 Schönwald gegen Sbitschin an Hans Heinrich von Franckenberg, der Schönwald 1693 an Anna Sophia verwitwete Herzogin zu Württemberg-Oels für 30000 Taler verkaufte
- deren Sohn Herzog Karl schenkte Schönwald 1707 seiner Ehefrau Wilhelmine Luise, die es 1732 an Johann Rudolf von Crauß für 30000 Taler verkaufte
- 1744 gab es 7 Bauern, 10 Gärtner und 14 Häusler
- 1772 übernimmt die Schwiegertocher Henriette Christiane verwitwete Freiin von Crauß das Gut
- deren Erbe Valentin von Massow verkauft es 1789 an Friedrich Ferdinand Gottlob Grafen von Sandretzky
- dessen Sohn verkauft es 1808 an Karl Johann von Woyrsch
- 1817 wird es in der Subhastation von Heinrich Joachim Christoph Graf Reichenbach erworben, seitdem in der Familie weitervererbt

5. zu Dombrowe (zur Herrschaft Schönwald gehörig):
"Es ist nicht unwahrscheinlich, daß wir unter Dombrowe das in der Urkunde vom Aschermittwoch 1417 genannte zu Schönwald gehörende Krzewe zu verstehen haben, welches um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Herzöge von Oels aus dem Wartenberger unter ihr Oelser Fürstentumsgebiet zu bringen suchten, weswegen ein 25 Jahre langer, kostspieliger Prozeß geführt wurde." (S. 303). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts 20 Freigärtner- und 2 Häuslerstellen und eine Wassermühle mit Brettschneiderei.

6. zu Sandraschütz:
Von dem Besitzer von Schönwald, Friedrich Ferdinand Gottlob Grafen von Sandretzky, 1791 angelegte Kolonie. Zunächst wurden den erbuntertänigen Hof- und Dreschgärtnern ungefähr 130 ha steuerfreien Forstgrundes zur Besiedelung überwiesen und 6 Kolonistenstellen gegründet, 1795 folgten 15 weitere Stellen, bis 1800 noch eine und 1803 abermals eine Stelle gegründet wurde.

Viele Grüße von
Peter Ebenfeld