Giftmord in Spelle am 29.03.1873, Opfer: eigene Ehefrau Theresia Jörgens

Hallo,

Gerhard Joseph Fischer, geb. 01.07.1843 in Dreierwalde
heiratet am 18.02.1873 in Spelle
die Kötterin Theresia Jörgens (*12.05.1849 in Spelle).
3 x vergiftet er seine Frau.

Hier ein Auszug aus: Nürnberger Anzeiger, Dienstag, 8. Juli 1873, 16. Jahrgang, Nummer 188
Giftmord. Osnabrück.

Wegen eines Mordes durch Gift stand der Besitzer einer Kötterei, Gerhard Joseph Fischer, in Dreierwalde geboren, jetzt 30 Jahre alt, verheirathet, noch unbestraft vor Gericht. Der Kronanwalt Kerckhoff klagte ihn an, seine Ehefrau durch Gift vorsätzlich und überlegt getödtet zu haben. Die That wurde von ihm offen eingestanden. Die Verhandlungen ergaben ein empörendes Bild von Verkommenheit, Gefühllosigkeit und Habsucht. Fischer hatte, nachdem er schon ein Jahr mit der Besitzerin einer Kötterei, Theresia Jörgens zu Spelle, im Amte Lingen, verlobt war, diese im Februar d. J. geheirathet und war damit Besitzer der Stelle geworden.
Noch vor der Verheirathung hatte er ein sehr intimes Verhältniß mit einer Sophie Menger, welche Aussicht hatte, ihres Vaters Colonat erben zu können, angeknüpft, und auch nach seiner Verheirathung fortgesetzt. Fischer gab an, er habe die That vollbracht, um sich seiner Frau zu entledigen und die von ihm schwangere Sophie Menger zu heirathen. Kaum sechs Wochen verheirathet und in guten häuslichen verhältnissen mit seiner Frau und Schwiegermutter stehend, gab er seiner Frau zuerst am 22. März in Sauerkohl-Gemüse gemischt etwa zwei Theelöffel voll Phosphorbrei, sogenantes Rattengift, dann wieder am 28. März einen Theelöffel voll davon in einem Pulver, endlich am 29. März den von etwa 10 Streichhölzern abgeschabten Phosphor in einem für sie bereiteten Medikamente ein, wonach Raserei und schreckliche Krämpfe ihr Tod am letztbenannten Tage erfolgte. Die auffälligen Umstände bei deren Krankheit und dem Tode erregten Verdacht, die bereits beerdigte Leiche wurde wieder ausgegraben und an Theilen derselben das Vorhandensein von genossenem Phosphor chemisch nachgewiesen. Der Vertheidiger, Obergerichtsanwalt Westerkamp, hatte bei Lage der Sache keine hervortretenden Momente für die Vertheidigung. Die Geschworenen sprachen den Fischer schuldig, seine Frau vorsätzlich getödtet und diese Tödtung mit Ueberlegung ausgeführt zu haben. Der Gerichtshof sprach darnach über ihn das Todesurtheil aus.

Frage:
Wann und wo wurde Gerhard Joseph Fischer hingerichtet?
Wer war die von ihm schwangere Colonentochter Sophie Menger.

Ich schätze die Frau ist Christine Sophie Menger und steht im OFB Messingen unter:
https://ofb.genealogy.net/famreport.php?ofb=messingen&ID=I2215&nachname=MENGER&modus=&lang=de

Viele Grüße
Stefan

Hallo Herr Hilling,

ich habe mir erlaubt, den Sachverhalt dem "Todesstrafensammler" Wolfgang Krüger in Celle vorzulegen.

Seine Antwort darauf:
"Die Todesstrafe wurde in der neugeschaffenen preuß. Prov. Hannover anfangs nicht vollstreckt. 1870 bis 1877 herrschte Ruhe auf dem Richtblock, wie überhaupt in den anderen preuß. Provinzen. Fischer wurde also begnadigt. Die erste Hinrichtung in der Provinz fand erst 1889 in Göttingen statt."

Viele Grüße

Carsten Fecker

Hallo Herr Fecker,

Danke für Ihre Antwort.
Demnach wurde die Todesstrafe in eine Haftstrafe umgewandelt. Der weitere Werdegang von Gerhard Joseph Fischer wird vermutlich nicht ermittelt werden können.

Viele Grüße
Stefan Hilling