Historischer Kontext
- Am 8. April 2025 wird König Felipe VI. an einer Veranstaltung zum 600. Jahrestag der Ankunft der Roma in Spanien teilnehmen
- Der spanische Staat wurde seit dem 15. Jahrhundert als politisch-religiöse Konstruktion aufgebaut, beginnend mit der dynastischen Vereinigung von Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon
- Das Ziel war eine einheitliche Monarchie mit „einem Glauben, einem König und einer Sprache“
Reinheitsideologie und Staatsbürgerschaft
- Die „Reinheitsgesetze des Blutes“ erforderten den Nachweis, nicht von Konvertiten abzustammen
- Religion wurde als ideologisches Machtinstrument eingesetzt
- Der „cristiano viejo“ (alter Christ) wurde zum ausschließlichen Modell der Staatsbürgerschaft
- Die Einheit der Königreiche schuf ein Staatsbürgerschaftssystem, das an Blutlinie und kulturelle Uniformität gebunden war
Institutionelle Umsetzung
- Gründung der Inquisition (1478), Vertreibung der Juden (1492), Zwangskonvertierung von Muslimen (1499) und spätere Vertreibung der Morisken (1609-1614) waren zentrale Maßnahmen zur spirituellen Homogenisierung
- Der Edikt von Granada (1492) zwang alle nicht konvertierten Juden zum Verlassen des Königreichs und war der erste große Akt ethnisch-religiöser Säuberung
- Die Inquisition konzentrierte sich auf „limpieza de sangre“ (Reinheit des Blutes) und kontrollierte nicht nur den Glauben, sondern auch Verhalten und Abstammung
Verfolgung der Roma
- 1499 unterzeichneten die Katholischen Könige die erste Pragmática gegen die Roma
- Obwohl die Roma keine Häretiker waren, wurde ihr nomadischer Lebensstil als Bedrohung für die politische und religiöse Ordnung angesehen
- Ihnen wurde das Nomadentum verboten und sie wurden gezwungen, sesshaft zu werden und bestimmte Berufe auszuüben
- Der Staat betrachtete die Roma als unverbesserlich und integrationsunfähig
- Juan de Quiñones de Benavente schrieb 1631 den „Discurso contra los gitanos“, der die Roma als natürliche Feinde der Gesellschaft darstellte
Gesellschaftliche Auswirkungen
- Es entstand ein institutioneller Rassismus, basierend auf der Eliminierung von Essenzen
- Juden, Morisken und Roma wurden zu den „anderen Internen“ der Gesellschaft
- Die theologisch-politische Denkweise hat sich in verschiedenen Formen über die Jahrhunderte erhalten
- Im Zentrum stand die Idee, dass Ordnung nur aus Uniformität entstehen kann und Abweichendes korrigiert oder beseitigt werden muss
Heutige Relevanz und Aufarbeitung
- Die Genealogie des Antiziganismus sollte einen zentralen Platz in den Lehrplänen des Bildungssystems einnehmen
- Gedenken ohne Studium, Erinnern ohne Verstehen und Feiern ohne Wiedergutmachung bedeuten, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen
- Die Geschichte Spaniens muss die Erinnerung aus der Analyse der Strukturen zurückgewinnen, die Rassismus, Klassismus und Ausgrenzung aufrechterhalten haben
- Der 600. Jahrestag sollte Anlass sein, die Geschichte kritisch zu überdenken und die systematische Ausgrenzung der Roma aufzuarbeiten
Sources:
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