FW: Kühne in Sachsen

Von: "Sabine Haselhorst" <sabine.haselhorst@web.de>
Gesendet: 27.05.07 21:51:41
An: sachsen-l@genealogy.net
Betreff: FW: Kühne in Sachsen

> Von: "Sabine Haselhorst" <sabine.haselhorst@web.de>
> Gesendet: 26.05.07 20:33:13
> An: compgend-1@genealogy.net
> Betreff: Kühne in Sachsen

>
>

Guten Morgen,

ich heiße Sabine und bin ein neues Mitglied in dieser Liste. Allerdings bin ich im Verein compgen.
Meine Forschungen erstrecken sich bei einem Familienzweig (gerade Linie, bis jetzt) bis nach Sachsen-Anhalt.
Hier meine Frage und gleichzeitig Bitte um Hilfe

Hallo Sabine,

<< Johann, Andreas Kühne, * um 1782 Könnern/ Sachsen, Handarbeiter. Vater; Philipp Kühne, Handarbeiter in Könnern/ Sachsen >>

die Betreffzeile ist unzutreffend ("KÜHNE in Könnern" wäre eindeutig gewesen), denn man vermutet als Leser der
"Sachsen-Anhalt"-Liste eine thematische Zugehörigkeit bspw. zur "Ahnenforschung-Sachsen"-Liste.

Die Herkunftsangaben sind für die jeweilige Zeit leider falsch bzw. mißverständlich angegeben.

Könnern und Golbitz lagen niemals in Sachsen. Vor 1815 (lassen wir das von Napoleon für seinen "Bruder Lustig" Jerôme geschaffene,
kurzlebige "Kgr. Westphalen" mal außer acht) gehörten die Orte zum Saalkreis des Herzogtums Magdeburg, seit 1680 mit dem Saalkreis
und Magdeburg zu Brandenburg. Also kommt für 1782 der Territorialbegriff "Sachsen" auf keinen Fall in Betracht. Seit 1815 gehörten
sie zur neu gebildeten preußischen Provinz Sachsen (innerhalb Preußens als "Sachsen" bezeichnet), heute liegen sie bekanntlich in
Sachsen-Anhalt.

Was jedoch bei solchen Herkunftsangaben zum Tragen kommt, ist, daß die Region zwischen Magdeburg und Halle auch noch nach
Jahrhunderten umgangssprachlich (nicht politisch) als "Sachsen" im landschaftlichen Sinn bezeichnet wurde ("Hall in Sachsen"),
obwohl sie, wie erwähnt, niemals zu irgendeinem politischen "Sachsen" gehört hatte, z.B. in Form des wettinisch-albertinischen
Kurfürstentums bzw. Königreichs oder der sog. Sächsischen Herzogtümer wettinisch-ernestinischer Herrschaft auf dem Gebiet des
heutigen Thüringen, sondern sich hier mit "Sachsen" ein alter Begriff aus dem Hochmittelalter gehalten hat.

Diese Vermengung eines zwar gleichlautenden, aber landschaftlich und politisch mehrdeutigen Begriffs "Sachsen" in Herkunftsangaben,
noch dazu zu unterschiedlichen Zeiten, schafft leider oft Verwirrung und erschwert häufig die Herkunftsbestimmung von Ahnen, die
eine solche Angabe machten, u. U. sogar ohne nähere Ortsangaben, wie es leider nur allzu oft der Fall bei Einwanderungen in die USA
ist: Welches Sachsen (engl.: Saxony) meinten sie beim Eintrag in die Einwanderungsakten?

Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff "Thüringen". Seit dem Hohen Mittelalter gab es im Deutschen Reich keinen politischen Begriff
"Thüringen" mehr, allenfalls den alten "Thüringischen Kreis" als Verwaltungseinheit im westlichen Kurfüstentums Sachsen. Dennoch
wurde der Begriff "Thüringen" im landschaftlichen Sinn über Jahrhunderte hinweg weiträumig von der Bevölkerung zwischen der Saale
und Hessen immer wieder in Herkunftsangaben weiterverwenden

Daher muß man - in allen Gegenden Deutschlands - bei KB-Einträgen oder anderen Urkunden immer in Betracht ziehen, daß bei
Herkunftsangaben landschaftliche und/oder politische Begriffe verwendet wurden.

Im Forum "Ahnensuche Mitteldeutschland" bieten wir übrigens (für registrierte Mitglieder) zahlreiche Links auf Karten an, die diese
Zugehörigkeiten über die Zeiträume hinweg dokumentierten.

Viele Grüße,

Jürgen