Frage an Militärexperten

Einen schönen guten Abend,

da hier gerade über Verlustlisten geschrieben wird, möchte ich eine, wenn auch regional nicht passende Frage stellen.

Laut der Familiengeschichte soll mein Großvater im 1.WK verwundet worden sein.
Leider sind keinerlei weiteren Informationen hierzu bekannt.

Hierzu meine Frage:

Wie verlief im 1.WK die Rekrutierung?
Kann man vom Heimatort (hier Herborn, Lahn-Dill-Kreis) auf eine bestimmte Einheit schliessen?

Zu meiner Dienstzeit (vor 30 Jahren) wurden die Rekruten ja, mit militärischer logig, kreuz und quer durch Deutschland geschickt. Der Koch aus Hamburg wurde Sanitäter bei den Gebirgsjägern und der Krankenpfleger aus Garmisch kochte bei der Marine; logischerweise gleichzeitig ;-))

Vielen Dank im voraus!

Wolfgang (Derenek)

Hallo Wofgang,

dieses Durcheinander ist wohl eine Erfindung der Bundeswehr.
Nach meinen Beobachtungen wurden die Rekruten des 1.WK heimatlicher Regimentern zugeordnet. Welche das aber f�r Herborn waren, das wei� ich nicht.

Freundliche Gr��e
Fred (Drie�en)

Hallo Fred,

danke f�r die schnelle Antwort.

�hnliches habe ich mir schon gedacht.
Das Regiment werde ich wohl auch noch heraus bekommen.

Einen guten Rutsch!

Wolfgang

Wolfgang,

in aller Regel wurde lokal rekrutiert, wobei nat�rlich zu bedenken ist, dass es an gr��eren Standorten mehrere rekrutierende Einheiten gab. Personen mit seem�nnischem Zivilberuf (seefahrendes Personal der Handelsmarine, Fischer etc.) wurden grunds�tzlich zur Kaiserlichen Marine eingezogen.

Gru�

Rolf-Peter

Hallo Wolfgang,

mit Soldaten aus Herborn fand ich folgende Regimenter:

RES INF 81

LAND INF 116

INF 116

PI BTL 21

RES INF 80

FELD ART 47

INF 70

INF 87

  Daas hei�t aber nicht, das diese Auflistung vollst�ndig ist. Vielleicht hilft es aber weiter.

Freundliche Gr��e
Fred (Drie�en)

Hallo Fred, hallo Rolf-Peter,

wie so oft in der Ahnenforschung.

Gerade habe ich mir ein sch�nes passendes Regiment (IR 116) gegoogelt, schon hat jemand andere Ideen ;-))

Sag mal Fred, wie kommst Du an diese Informationen?

Gru�
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

ich habe alle CD´s und DVD´s mit den Verlustlisten des 1.WK gekauft. Die Adresse hatte ich gestern in die Liste gestellt. Die Listen gehen von 1914 - 1919! Aber nur der Jahrgang 1914 besitzt einen Index ii Excel Dateien. Dort habe ich nach Herborn gesucht und die Regimenter gefunden.

Für meinen eigenen Stammbaum habe ich nach nur 2 Namen gesucht. Ich kann nur sagen, eine wüste Sucherei. Aber mir wurde dadurch auch bewußt vor Augen geführt WIE VIELE Menschen da ihr leben ließen oder ihre Gesundheit. Und das ist nur ein "blasser Abklatsch" gegen die menschlichen Schäden, die der 2.WK brachte.

Wenn du einen Namen und einen engeren Zeitraum hast, vielleicht auch ein Geburtsdatum, kann ich ja mal mitsuchen. Das kann aber dann dauern.

Freundliche Grüße
Fred (Drießen)

Hallo Fred,

könntest Du bitte für mich nachsehen, ob
Gustav Christian Blunk, geb.27.06.1883 in Gallingen/Ostpr., nach mündlicher Überlieferung gefallen
Ende August (29.8.!?) 1914, in Deinen Unterlagen aufgeführt ist?
Bei meiner Durchsicht der Verlustlisten 1914 habe ich nur einen Namensvetter(!) gefunden.

Ich würde mich freuen!
Alles Gute für ein erfolgreiches neues Forscherjahr!

Gruß
Lorenz (Jessen)

Lieber Herr Derenek,

leider ist nicht klar, ob Ihr Herr Großvater erst während des 1. Weltkrieges
eingezogen wurde oder ob er schon vor August 1914 eingezogen wurde und somit
in einem Friedenstruppenteil gedient hatte und dann mit diesem in den Krieg
ging.
Grundsätzlich galt 1914 nach den Wehrgesetzen des und des Königreiches
Preußen Deutschen Reiches die folgende Regelung:

Das Ersatzwesen war im Deutschen Reich regional und territorial organisiert
und lag in Gemeinsamer Verantwortung der militärischen Stäbe als
territoriale Befehlshaber und der zivilen Verwaltung. Der Korpsbereich eines
jeden Armeekorps im Deutschen Reich bildete einen Ersatzbezirk für sich.
1886 waren es 17 Ersatzbezirke. Lediglich das Gardekorps hatte keinen
eigenen Ersatzbezirk, es bezog seinen Personalersatz aus allen Provinzen
Preußens und Elsass-Lothringen. Jeder Ersatzbezirk wurde in vier
Infanteriebrigadebezirke aufgeteilt, entsprechend der damaligen Gliederung
eines Armeecorps, das zwei Infanteriedivisionen mit jeweils zwei
Infanteriebrigaden führte. Die Kavallerie, die Artillerie und die anderen
Korpstruppen hatten keine eigenen Ersatzbezirke, sondern wurden von den
Infanteriebrigadebezirken anteilig mit Rekruten versorgt. Jeder
Infanteriebrigadebezirk wurde wiederum in vier bis 6
Landwehrbataillonsbezirke oder Aushebungsbezirke unterteilt. Jeder
Aushebungsbezirk hatte eine Ersatzkommission, deren Vorsitzende der
Landwehrbezirkskommandeur und ein Verwaltungsbeamter des Bezirks, meistens
der Landrat, waren. Einem Infanteriebrigadebezirk war eine
Oberersatzkommission zugeordnet, deren Vorsitzende der Kommandeur der
Infanteriebrigade und ein höherer Zivilverwaltungsbeamter waren. Der
Kommandierende General des Armeekorps und der Oberpräsident der Provinz
waren schließlich die Vorsitzenden der Ersatzbehörde der dritten Instanz.

Herborn gehörte als Teil der preussischen Provinz Hessen-Nassau zum dem
Ersatzbezirk des XVIII. Armeekorps in Frankfurt/Main und innerhalb dessen
vermutlich zum Brigadebezirk der 41. Infanteriebrigade.
Die 41. Infanteriebrigade war verantwortlich für den Personalersatz der
folgenden Regimenter:
1. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 87
2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88

sowie anteilig der Divisionstruppen der 21. Division:
21. Kavallerie-Brigade (Magdeburgisches Dragoner-Regiment Nr. 6 und
Thüringisches Ulanen-Regiment Nr. 6) und 21. Feld-Aertillerie-Brigade ( 1.
Nassauisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 27 "Oranien", 2. Nassauisches
Feld-Artillerie-Regiment Nr. 63 "Frankfurt")

und dazu noch ebenfalls anteilig der Korpstruppen des XVIII. Armeekorps:
Fußartillerie-Regiment General-Feldzeugmeister (Brandenburgisches) Nr. 3,
1. Nassauisches Pionier-Bataillon Nr. 21 und 2. Nassauisches
Pionier-Bataillon Nr. 25, des Großherzoglich Hessischen Train-Bataillons Nr.
18 sowie des Festungs-MG-Bataillon Nr. 8(zugeteilt dem Infanterie-Regiment
Nr. 88).
Die Truppenteile der 21. Division waren fast alle in Mainz, Wiesbaden,
Frankfurt, Hanau und Bad Homburg v.d.H. stationiert.

Im Verlauf des 1. Weltkrieges wurden zahlreiche zusätzliche Truppenteile und
Stäbe aufgestellt. Es ist mir leider nicht möglich hier aufzuzählen, welche
Truppenteile aus dem Bereich Hessen-Nassau noch aufgestellt wurden, da mir
dazu die Unterlagen fehlen.
Am besten wäre es vermutlich, einmal an das Stadtarchiv in Herborn zu
schreiben und mit dem Hinweis auf Ihren Großvater um Auskunft zu bitten.
Möglicherweise gibt es dort sogar noch Listen der Einberufenen mit der
Zuordnung zu Truppenteilen. Die Zerstörung des Heeresarchivs in Potsdam im
April 1945 hat leider die entsprechenden Unterlagen dort völlig vernichtet.

Was die Praxis der Bundeswehr bezüglich der Einberufung betrifft, so war es
nicht Gedankenlosigkeit oder Willkür, die den Truppenteil bestimmte, sondern
der Bedarf der Truppe. Bedingt durch die Verteidigungsplanung der Nato war
die Bundeswehr in drei Korpsbezirken stationiert, die mit Masse nahe der
inderdeutschen grenze lagen. Die alliierten Korps waren ebenfalls dort
stationiert und zwar so, dass es unmöglich war, nur ein Korps eines Staates
anzugreifen um so alliierte Korps auszusparen (und damit nicht in den Krieg
zu ziehen). Dadurch entstanden z.T. große "Lücken" in denen keine deutschen
Truppenteile stationiert waren und andererseits waren die Soldaten nicht
dort stationiert, wo die Masse der Bevölkerung lebte. Aufgrund politischer
Einflussnahme wurden verschiedenen Einberufungsmodelle entworfen und
praktiziert: es gab den Versuch der "heimatnahen Einberufung" - das ging nur
für Teile, andere mussten dann z.B. aus dem Ruhrgebiet nach
Schleswig-Holstein "ziehen" (siehe oben); ein anderer Versuch war, dass alle
gleichweit von zu Hause weg sollten - aus Gründen der Gerechtigkeit - das
bedeutete für fast alle Wehrpflichtigen etwa 150-200 Km Heimatferne, dann
wieder entschied man sich alle, die heimatnah verwendet werden konnten
heimatnah, die anderen dann "im großen Sprung" einzuziehen um so die
"Reiserei" zu begrenzen (die Fahrkarten auf der Eisenbahn für die Soldaten
kosteten ja schließlich auch viel Geld). Des Weiteren waren oft auch die
Berufe ausschlaggebend, da man versuchte, die Soldaten so berufsnah wie
möglich zu "ziehen". So gab es auf den Kreiswehrersatzämtern Kataloge
welcher Zivilberuf für welche militärische Tätigkeit verwendbar war.
Abiturienten ohne Berufsausbildung kamen da natürlich oft nicht so gut weg,
außerden verteilte man die gerne, da aus ihnen der Bedarf an
Reserveoffizieren gedeckt werden sollte und möglichst alle Truppenteile
etwas davon haben sollten. Fazit: Es ist alles nicht so einfach, wie man es
sich gerne macht und allen recht zu machen gelingt keinem.

Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für das neue Jahr
Ihr
Hans-Christoph Surkau

Hallo Lorenz,

Im Index f�r 1914 fand ich 4 Eintr�ge f�r den FM Blunk. (Siehe Anhang)
Ist da etwas f�r dich dabei? Dann suche ich die entsprechende/n Seite/n raus und schicke sie dir.

Freundliche Gr��e
Fred (Drie�en)

Hallo Fred,
von meinem Gro�vater Karl BELUSA (* 25.04.1885) heisst es, dass er Ende 1914 in einem Lazarett gewesen sei.
K�nntest Du bitte im Index der Verlustliste 1914 nachsehen, ob dort ein Belusa aufgef�hrt ist.
Vielen Dank im Voraus und eine gutes Neues Jahr 2011.
Viele Gr��e, Uwe (K�ster)

Hallo Uwe,

habe nachgesehen, leider Fehlanzeige. Das mu� aber nichts hei�en. Die Daten�bermittlung und Drucklegung funktionierte damals noch nicht so schnell, wie es heute funktionieren *k�nnte*. :wink:
Teilweise erfolgten die Eintr�ge bis zu 3 Monaten sp�ter, in deinem Fall also bis einschl. M�rz 1915.

Freundliche Gr��e
Fred (Drie�en)

Hallo: diese Verlustlisten behinhalten auch gefallene in Frankreich?
Mein Grossonkel Karl Becker geboren um 1890 in Walsdorf oder Mainz in Hessen ist in Frankreich 1916 gefallen.
Der Vater war Heinrich Christian Becker.
Ein Gruss aus Argentinien
Regine (Adam)

Ich w�nsche alle ein guter Rutsch ins neue Jahr

Hallo Regine,

ja, die meisten Opfer gab es in Frankreich.

Ebenfalls alle guten W�nsche f�r das neue Jahr und herzliche Gr��e nach Argentinien.

Freundliche Gr��e
Fred (Drie�en)

Hallo Fred,

ich sehe das ich aus Deinem Index falle
aber vielleicht kannst Du mit meinen Daten
etwas anfangen und Du findest doch etwas.

Johann Hinrich Friedrich Rebien
* 23.05.1876, Ratekau
+ 07.09.1915, Porzecze
er soll in der 11. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 76 gewesen sein

mehr Angaben habe ich noch nicht und das Sterbedatum ist nicht ganz sicher.

Auch ich wünsche
ein erfolgreiches
Neues Forscherjahr 2011

Gruß
Rolf (Witt)

Sehr geehrter Herr Surkau,

herzlichsten Dank f�r Ihre wirklich ausf�hrlichen Erkl�rungen.
Ich denke diese werden sich auch andere Mitleser zum nachschlagen speichern.

Zur (zugegeben �berspitzt wiedergegebenen) Praxis der Bundeswehr:

Sicherlich versuchte die Bundeswehr die Wehrpflichtigen Berufs- und Heimatnah einzusetzen.
Leider blieb es oft aber bei einem Versuch, die Gr�nde lagen wohl in einem mangelnden Datenaustausch.

Aus meiner Dienstzeit sind mir (beispielhaft) zwei sch�ne F�lle in Erinnerung:

1. Bei einem Quartal neuer Rekruten wurden unserer Einheit zugeteilt:
     Kfz.-Mechaniker-Geselle mit milit. Feldkochausbildung
     Koch-Geselle (elterl. Gastst�tte) mit milit. Kfz.Inst.-Ausbildung
Sicherlich hat es keinem der beiden geschadet etwas aus dem anderen Berufsfeld zu lehrnen, jedoch wurden sie intern umbesetzt.

2. Ein Soldat (Kraftfahrer BCE) suchte und fand, per Aushang am "schwarzen Brett", einen Tauschpartner in der Kaserne seines Heimatortes.
Nach den Formalit�ten und Dienststellentausch hatten beide keine 5 km bis zum Elternhaus (anstatt 250).

Ganz sicher war es nicht immer m�glich junge Soldaten in einem (sagen wir) 50 km Umkreis den Wehrdienst leisten zu lassen, aber ein wenig mehr Koordination h�tte wahre Wunder bewirkt.

Viele Gr��e und ein gutes Jahr 2011
Wolfgang (Derenek)

Nur so nebenbei. Hier in den Staaten wurden die Rekruten vom Norden in
den Süden zur Ausbildung geschickt und natürlich auch andersrum. Das
hatte schon seinen kulturellen Zweck.
fred

Hallo Fred,

darf ich mich da mal ganz unverschämt von der Seite dazu stellen?

Ich bin auf der Suche nach Informationen zu meinem Urgroßonkel August Otto VON HORSTEN, geb. am 31.05.1889 in Meldorf/Dithmarschen, vermißt am 02.08.1915 (laut dem Grabstein in der Heimat) in Ostpreußen. Aber mehr wissen wir nicht und auch die WAST oder der Volksbund kennen ihn nicht.

Taucht er vielleicht in Deinen Listen auf? Könntest Du, wenn Du mal viel Zeit und Muße hast nachgucken? Das würde mich sehr freuen.

Ich wünsche Dir ein erfolgreiches Jahr 2011.

Liebe Grüße,
Katrin (Mühlenbruch)

-------- Original-Nachricht --------

Hallo Katrin,

im Moment suche ich noch die anderen Anfragen ab, das mache ich je nach meiner gesundheitlichen Verfassung neben meiner eigenen Forschung (zur Abwechselung).

Ich reihe dich aber gerne hinten an und werde mich melden. Nur eine Zeitangabe kann ich nicht machen, genau wie bei allen anderen.

Aus eigener wiederholter Erfahrung kann ich bisher sagen, dass die Chance sehr dünn ist. Bisher habe ich noch keinen einzigen Soldaten gefunden, der bis heute als vermißt gilt, nicht einmal die Vermißten-Meldung selbst. Vielleicht ist es aber bei dir anders, weil der Soldat auf einer Gedenktafel steht. Kennst du vielleicht seine Einheit?

Freundliche Grüße
Fred (Drießen)

Hallo Fred,

ich kann warten, der gute Junge ist nun so lange vermißt, da kommt es auf ein paar Wochen auch nicht an. Und es sind ja auch keine weiteren Ergebnisse davon abhängig.

Eine Einheit habe ich leider nicht und die Gedenktafel ist eher der Familiengrabstein, auf dem mein Großvater seinen Bruder verewigen ließ. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

Auch für den Fall, daß Du mir nicht helfen kannst, schon mal vielen Dank für Deine Mühen.

Viele Grüße aus Bremen,
Katrin (Mühlenbruch)

-------- Original-Nachricht --------