Ev. Friedhöfe in Effingshausen (Starowa Góra) und Rombien (Rąbień)

Liebe Mitforscher,

auf der Durchreise von Dresden/Breslau nach Zoppot (Danzig) hatte ich Anfang
August für wenige Stunden Gelegenheit, meinen Kindern die "historische
Heimat" unserer Familie in und um Lodz zu zeigen.
Leider war die Zeit insgesamt sehr kurz, aber zumindest die für uns
wichtigsten Orte konnten wir besuchen.

Berichten möchte ich über kurze Abstecher auf zwei evangelische Friedhöfe:
in Effingshausen/Starowa Góra und Rombien/Rąbień .

Den Friedhof von Effingshausen hatte ich bereits 2005 aufgesucht. Damals
hatte ich mir u.a. notiert:
"Der Friedhof liegt an der Hauptstraße nach Rzgow, direkt hinter dem
Ortsausgangsschild von Starowa Gora. Auf der rechten Seite direkt am
Straßenrand ist zwischen Feldern ein kleines Waldstück, überwuchert, mit
Müll (Flaschen, Plastik) bedeckt. Es sind Grabeinfassungen zu sehen, ein
Grabstein Wölfle 1865 bis 1939, Vorname nicht zu erkennen [inzwischen ist
klar, dass es sich um Louise Wölfle geb Wölfle handelt]. Daneben ein
Grabstein im Boden, darauf ein Kreuz, keine Schrift erkennbar. Dazwischen
liegt ein Schädel. Südlich neben dem Waldstück ein Feld, daneben aufgetürmt
Grabeinfassungen, Beton. Ein Grabstein mit herausgeschlagener Inschrift.
Eine moderne Grabplatte auf dem Kopf mit der Inschrift Apollonia …zef."

Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesmal an der exakt selben Stelle war. Die
o.g. Grabsteine fand ich nicht mehr, allerdings ist das Waldstück teils noch
schwieriger zugänglich als damals.
Ich bin etwa hier in den Wald gegangen

und fand einen Grabstein, dessen Inschrift nur teils lesbar ist.
Zu Hause konnte ich rekonstruieren, dass es sich um das Grab von Johann
Lohrer handeln muss, Geb.-eintrag Rzgów kath 1821 Nr 48.
Laut Grabstein lebte er bis 1889. Einen Sterbeeintrag in Pabianice ev fand
ich nicht. Allerdings sehe ich in Annis "Effingshausen"-Werk, dass er
Baptist war, so dass die Eintragung wohl in einer anderen Gemeinde
stattfand.
Interessanterweise lese ich an verschiedenen Stellen (in Myheritage, bei uns
in Webtrees, bei Anni), dass er "Johann Michael" Lohrer geheißen haben soll.
Das ist aber nicht richtig. Johann hatte einen Bruder Johann Michael, der
1820 geboren und nach ein paar Tagen gestorben ist. Wer auch immer die Daten
ermittelt hat, hat den richtigen Johann (1821) offenbar nicht gefunden. Alle
anderen haben diese Angaben wohl übernommen. So ist es manchmal, wenn man
sich auf die Forschungsergebnisse anderer verlässt....

Bei einem kurzen Stopp in Rabien fand ich auch den dortigen Friedhof:

Auch hier viel Müll und alles überwuchert. Im Gebüsch hielten sich ein paar
komische Gestalten auf, so dass wir unseren Besuch abkürzten.
Zwei Grabsteine haben wir fotografiert. Auf dem einen steht möglicherweise
"Albert Dreger".
Auf dem anderen "Christian ...el" (Rimpel) und Anna Rosina geb Rimpel", mit
den Sterbedaten, seinem Alter und ihrem Geburtsdatum.
Die Daten dieses Paares konnte ich rekonstruieren (alle Angaben aus
Aleksandrów ev.):
- Christian Rimpel, geb. 1834 Nr 137, gest. 1895 Nr 124, Eltern: Georg
Friedrich Rimpel und Maria Elisabeth Siegmund (Heirat 1826 Nr 12)
heiratet 1852 Nr 34
- Anna Rosina Rimpel, geb. 1832 Nr 129, gest. 1906 Nr. 62, Eltern: Gottlieb
Rimpel und Dorothea Scheibner (Heirat Zgierz kath. 1814 Nr 580)
Kurios ist die wohl falsche Angabe des Geburtsdatums der Ehefrau auf dem
Grabstein.
Es steht dort 29.12.1830. An diesem Tag ist tatsächlich eine Anna Rosina
Rimpel geboren (Eintrag im KB 1831 Nr 3), allerdings mit anderen Eltern.
Dieses Mädchen starb bereits 1832 (Nr. 45).
Eine mögliche Erklärung: als Anna Rosina Rimpel geb Rimpel starb, hat jemand
(der Pfarrer) anhand der ungefähren Altersangabe durch die Hinterbliebenen
diese falsche Geburtseintragung rausgesucht und sich von der
Namensgleichheit täuschen lassen. So stand dann das mutmaßlich falsche
Geburtsdatum auf dem Grabstein. So ist es manchmal, wenn man sich auf die
Forschungsergebnisse anderer verlässt.... (s.o.)

Den für die Familie meines Großvaters besonders wichtigen Friedhof von
Zabieniec an der ul. Brukowa wollte ich eigentlich auch noch aufsuchen, aber
da uns die Zeit sowie meiner Tochter und Frau die Geduld ausgingen und dann
noch eine Schotterpiste zu befahren gewesen wäre, haben mein Sohn und ich
darauf verzichtet.
https://www.google.de/maps/place/Cmentarz+Ewangelicki+dawnej+wsi+Żabieniec+(Olędry+Radogoskie)/@51.8094337,19.4120602,19.01z/data=!4m12!1m6!3m5!1s0x471bb5d4586d7b8b:0x9eef8058be569939!2sCmentarz+Ewangelicki+dawnej+wsi+Żabieniec+(Olędry+Radogoskie)!8m2!3d51.8094922!4d19.4125581!3m4!1s0x471bb5d4586d7b8b:0x9eef8058be569939!8m2!3d51.8094922!4d19.4125581
Auf Google Maps sieht es so aus, als wäre da ebenfalls dichtes Gestrüpp zu
erwarten. Beim nächsten Besuch....

Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Michael

Danke, lieber Michael, fuer deinen Reisebericht zu den Friedhoefen.
   Fuer die Ortsunkundigen moechte ich einige Links ergaenzen.
   Gruss!
   Beate

   Der Friedhof von Starowa Gora/Effingshausen war schon vor 10 Jahren
   verwahrlost, wie die folg. Bilder zeigen:
   [1]Wiejskie Cmentarze Ewangelickie Województwa Łódzkiego - Starowa Góra
   [2]Starowa Góra (gm. Rzgów), cmentarz ewangelicki
   [3]Cmentarz ewangelicko-augsburski w Adamowie | Osadnicy
   burski-w-starowej-gorze
   "Es sind Grabeinfassungen zu sehen, ein
   Grabstein Woelfle 1865 bis 1939, Vorname nicht zu erkennen [inzwischen
   ist
   klar, dass es sich um Louise Woelfle geb Woelfle handelt]. ...
   Eine moderne Grabplatte auf dem Kopf mit der Inschrift Apollonia
   ...zef."....
   Zu Hause konnte ich rekonstruieren, dass es sich um das Grab von Johann
   Lohrer handeln muss, Geb.-eintrag Rzgow kath 1821 Nr 48.
   Laut Grabstein lebte er bis 1889. Einen Sterbeeintrag in Pabianice ev
   fand
   ich nicht. Allerdings sehe ich in Annis "Effingshausen"-Werk, dass er
   Baptist war, so dass die Eintragung wohl in einer anderen Gemeinde
   stattfand."
   Zum Friedhof von Rabien/Rombien
   [4]Wiejskie Cmentarze Ewangelickie Województwa Łódzkiego - Rąbień
   [5]Cmentarz ewangelicko-augsburski w Adamowie | Osadnicy
   burski-w-rabieniu
   [6]Galeria zdjęć Rąbień - Stary cmentarz ewangelicko-augsburski. Polska Niezwykła
   "Zwei Grabsteine haben wir fotografiert. Auf dem einen steht
   moeglicherweise
   "Albert Dreger".
   Auf dem anderen "Christian ...el" (Rimpel) und Anna Rosina geb Rimpel",
   mit
   den Sterbedaten, seinem Alter und ihrem Geburtsdatum.
   Die Daten dieses Paares konnte ich rekonstruieren (alle Angaben aus
   Aleksandrow ev.):
   - Christian Rimpel, geb. 1834 Nr 137, gest. 1895 Nr 124, Eltern: Georg
   Friedrich Rimpel und Maria Elisabeth Siegmund (Heirat 1826 Nr 12)
   heiratet 1852 Nr 34
   - Anna Rosina Rimpel, geb. 1832 Nr 129, gest. 1906 Nr. 62, Eltern:
   Gottlieb
   Rimpel und Dorothea Scheibner (Heirat Zgierz kath. 1814 Nr 580)... "

References

   1. Wiejskie Cmentarze Ewangelickie Województwa Łódzkiego - Starowa Góra
   2. Starowa Góra (gm. Rzgów), cmentarz ewangelicki
   3. Cmentarz ewangelicko-augsburski w Starowej Górze | Osadnicy
   4. Wiejskie Cmentarze Ewangelickie Województwa Łódzkiego - Rąbień
   5. Cmentarz ewangelicko-augsburski w Rąbieniu | Osadnicy
   6. Galeria zdjęć Rąbień - Stary cmentarz ewangelicko-augsburski. Polska Niezwykła

Liebe Beate,

vielen Dank für die Ergänzungen und Links, die ich selbst noch nicht alle
kannte.

Interessant ist, dass auf den Fotos von Rabien ein weiterer Grabstein zu
sehen ist, auch zu einem Ehepaar Rimpel/Rümpel:
Johann Gottlieb Rimpel und Karolina geb Hänschke, Heirat 1842 Nr. 9.
Der Ehemann war ein Bruder der in meiner ersten Mail genannten Anna Rosina
Rimpel geb Rimpel.

Viele Grüße
Michael

Hallo Michael,

der Name Johann/Jan/Johannes war damals natürlich weit verbreitet, auch bei den Lohrers. Vom Alter her könnte er der einzig überlebende Sohn Christian Lohrers aus 1. Ehe gewesen sein, also ein Bruder des o.g., früh verstorbenen Johann Michael Lohrers. Denn in den Urkunden eines weiteren, jüngeren Bruders aus 2. Ehe (auch ein Christian) taucht bei dessen Hochzeit als Zeuge der (ältere Bruder) Jan/Johann Lohrer auf (hier müsste ich nochmals auf’s Alter schauen). Auch soll Vater Christian als Häusler bei „seinem Sohn“ in Effingshausen zum Schluss „mit dessen Unterstützung“ gelebt haben, vermutlich ebendieser Jan. Beim Tod des Vaters 1849 werden Jan ebenso wie die Stiefmutter und verbleibenden (Halb-)Geschwister namentlich als Hinterbliebene genannt. Die anderen (jüngeren) Söhne aus 2. Ehe zogen m.W. später nach Lodz und Pabianice weiter. (Für Jan in Effingshausen spricht auch, dass m.W. damals in der Regel der Erstgeborene den Hof/Haus vom Vater übernahm.)

Ich hatte bei meiner damaligen Recherche zu Lohrers in Effingshausen vermerkt:

Laut „Familienbuch Starowa Gora“, mit Auswertungen aus Kirchenbüchern von Rzgow und Pabianice, war dieser Christian Lohrer, geb. 1780 (in o.g. Familienbuch steht falsch 1790) in Oberbaldingen Ksp Öfingen, in 1. Ehe mit Anna Schweikert *1885 und in 2. Ehe mit Anna Luisa Dräger/Dreger *ca. 1802 verheiratet. 1816 bewirtschaftet er in Starowa Gora 60 Magdeburgische Morgen Land. 1827 ein „Häusler von 47 Jahren“: D.h. ein Kleinstbauer mit eigenem Haus, aber nur wenig Grundbesitz.

Christian Lohrers (1780-1849, Sohn von Matthias Lohrer und Maria Hohner) 1. Frau Anna Schweikert starb 1827 im Kindbett bei bzw. nach der Geburt von Tochter Anna Barbara, die ebenfalls dabei starb. Nur 2 von Annas zahlreichen Kindern lebten noch zu diesem Zeitpunkt und sind als Hinterbliebene in Annas Sterbeeintrag genannt: Jan/Johannes und Karolina, die später einen Herrn Stamm heiraten wird. D.h. die Kinder aus 2. Ehe, u.a. Christian d.J. (mein Vorfahr), können also erst nach 1828 zur Welt gekommen sein. (Ich habe Christians Geburt in der Tat später im kath. KB 1928 Rzgów gefunden, seine jüngeren Geschwister im ev KB Pabianice).

Eine gute Quelle: Quelle: https://kipdf.com/familienbuch-starowa-gora-effingshausen_5ab5cd731723dd389ca4d9a6.html

Aber natürlich kann es sich beim gesuchten „Johann Lohrer“ auch um einen anderen Verwandten gehandelt haben, denn die um 1800 eingewanderten Lohrers (z.T. aus Oberbaldingen/Öfingen, Baden) müssen laut dieser Quelle mehrere gewesen sein… Hier müsste man also im KB Eintrag nochmals näher reinschauen, wer da als Zeugen/Eltern genannt wird. Übrigens: Da die ev. Kirche Pabianice erst Ende der 1820er Jahre gegründet wurde, fanden die ev. Einträge anfangs fast alle im kath. KB Rzgów statt…

VG Sabine

Diesen Johann/Johannes/Jan Lohrer meinte ich:

JOHANNES LOHRER
Eltern: Christian Lohrer, Bauer oo Anna Schweikert
*1820 Starowa Gora. 1844 arbeitet er als Tagelöhner.

oo I. 1840 Starowa Gora - Regina Appenzeller. Eltern: Matthias Appenzeller und Christine Kirchert
*ca. 1816 Widzew. Sie steht in Starowa Gora im Dienst und stirbt als Tagelöhnerin mit 28 Jahren. Kinder gibt es keine. + 1844 Starowa Gora

oo II. 1844 Starowa Gora Maria Frank, *1821, Eltern: Johannes Frank oo Maria Sturm
Aus der Ehe gehen mehrere Kinder hervor (…)

Quelle: s. o.g. Familienbuch

Ergänzung: Ich habe o.g. Johann („Jan“) Lohrers KB-Geburtseintrag von 1821 auf Geneteka gefunden. Er scheint wirklich der einzig überlebende Sohn aus der 1. Ehe Christian Lohrers mit Anna Schweikert zu sein. Vieles spricht dafür, dass er der gesuchte Johann Lohrer (1821-1889) auf dem von Michael vor ein paar Jahren gefundenen Grabstein in Starowa Góra ist:

Und damit der „große“ (Halb-)Bruder von Christian Lohrer (*1828, d.J.), der aus der 2. Ehe seines Vaters mit Anna Luisa Dreger/Dräger stammt, mein Vorfahr.

VG Sabine

Hallo Sabine,

kennst du unser Webtrees auf mittelpolen.de?

Gruß Brigitte

Hallo Brigitte, ja die kenne ich. Sehr löblich und hilfreich.

Vielleicht noch für alle, die sich für die Lohrers aus Oberbaldingen in Starowa Góra (Effingshausen) interessieren, gibt es von Helen einen interessanten Eintrag hierzu im Chat: Familie Lohrer gesucht

Helen war in Oberbaldingen und konnte Matthias Lohrer (1738-1816) & Maria Hohner (*1748 in Trossingen) und ihre Vorfahren bis ins 16. Jh zurückverfolgen. Demnach war Matthias in Oberbaldingen 1785 noch als „Cronenwirth“ vermerkt, zwei Jahre später dann als „Wächter“. Im Frühjahr 1800 wanderte er mit zahlreichen seiner mind. 10 Kinder nach Mittelpolen aus… Was mit seinen Nachfahren geschah, daran arbeiten (u.a.) Helen und ich derzeit (sehr komplex).

Matthias war auf jeden Fall der Großvater zu o.g. Johann Lohrer.

VG Sabine