Euthanasie / Anstalt Tapiau

Hallo Daniel und Listenleser,

auch ich habe eine Großonkel der ca.1941/42 in der Anstalt in Tapiau ermordert wurde. Laut Erzählungen bekamen meine Urgroßeltern einen Brief, mit der Mitteilung, daß der Sohn Albert Radzuweit, an Herzschwäche gestorben wäre. Jeder wußte, daß dies nicht die Wahrheit war.
Genau wie du bin ich auf der Suche nach irgendwelchen Dokumenten, aber bisher leider ohne erfolg. Bei der Suche im WWW bin ich dann auf verschienden Seiten gestoßen, in denen verschiedene Kliniken zu finden waren. Es gab auch einige HInweise auf Bestände von Kranken-Patientenlisten. In der Klinik, in der ich meinen Großonkel zu finden hoffte, waren alle Aufzeichnungen unauffindbar, verschollen, wahrscheinlich vernichtet. Leider hatte ich diese Seite nicht abgespeichert und finde sie nun auch nicht mehr.

Daher bin auch ich an jedem noch so kleinen HInweis dankbar. Des weiteren suche ich noch immer nach einem Zeitungsartikel (Titelseite) über ein Gerichtsverfahren in dem über meinen Großonkel Albert Radzuweit berichtet wurde.

Gruß Werner

Message: 7
Date: Thu, 19 Jul 2007 18:18:59 +0200
From: "Genealogie Holbe" <genealogie@holbe.net>
Subject: [OWP] Euthanasie / Anstalt Tapiau
To: "OW-Preussen-L" <ow-preussen-l@genealogy.net>
Message-ID: <000e01c7ca20$8a755ce0$14b2a8c0@admin13b98dc33>
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Liebe Liste,
nach längerer Abwesenheit melde ich mich mit einer nicht leicht zu
verfolgenden Spur an Sie:

Von meiner Großmutter erfuhr ich kürzlich das Schicksal eines ihrer Onkel,
welcher in jungen Jahren 1917 in ersten WK zog und sich trotz kurzer
Dienstzeit und keiner sichtbaren Verwundungen seit der Heimkehr unter
starkem psychischen Leiden befand. Er wurde schließlich (wann genau weiß ich
nicht) in Tapiau, einer Anstalt im Kreis Wehlau, Bezirk Königsberg
untergebracht und fand dort schließlich 1939 seinen Tod.

Erst durch das "Bestechen" eines Wärters gelangte seinem älteren Bruder wie
durch ein Wunder die Herausgabe des Leichnams zum heimlichen Abtransport und
ordentlichen Begräbnis in Plaßwich. Der Wärter bestätigte auch, dass es sich
nicht um einen natürlichen oder krankheitsbedingten Tod handelte, sondern um
eine Mehrfachtötung - uns allen bekannt als Euthanasie in der entsprechenden
Zeit zwischen 1939 und 1945.

Ich würde gerne mehr erfahren - leider ergab eine erste Recherche über
Google keine Quelle, aus der man in Sachen Euthanasie speziell in dieser
Anstalt schöpfen könnte. Vielleicht hat jemand von Ihnen bereits Erfahrung
in diesem Forschungsbereich und/oder mag mich entsprechend weiterverweisen.

Herzlichen Dank
Daniel (Holbe)

Suche:
Ostpreussen: FN RADZUWEIT- WANGNICK- HAMANN- RÖSENICK- BULTE- WESSEL- RADSGAT im Krs: Fischhausen, Königsberg, Insterburg
Oberschlesien: FN HIRSCH- BAIS im Krs. Brieg
Preuß. Brandenburg: FN BURCKHARDT, RECHENTIN, KLUGE, RÖHNISCH im Krs. Sorau, Stadt Guben

Hallo,

m�glicherweise ist eine Gro�tante von mir ebenfalls auf diese Weise
get�tet worden; allerdings wei� ich leider noch nicht genau an welchem Ort.

Es handelt sich dabei um Alma Pawlowski, geb. 1904 in Soldau/Kr.
Neidenburg. Mir liegt ihre Geburtsurkunde vor und darauf wurde
nachtr�glich die Registernummer 150/1940 ihrer angeblichen Sterbeurkunde
vermerkt mit der Zusatzangabe "Standesamt Kalisch, Warthegau". Ich habe
nat�rlich im heutigen Kalisz nachgefragt, sowohl beim Standesamt als
auch im Staatsarchiv, war aber leider negativ. Das Standesamt teilte mir
mit, dass es zwar die genannte Sterbeurkunde gibt, dort jedoch der Tod
einer anderen Person beurkundet sei.
Da es innerhalb der Familie das Ger�cht gibt, dass Alma geistig nicht
ganz gesund gewesen sein soll, habe ich auch in Richtung Euthanasie
geforscht. Es gibt beim Bundesarchiv noch Restbest�nde von
Euthanasie-Krankenakten. Meine Anfrage dort war leider negativ, aber wer
diese Quelle noch nicht genutzt hat, sollte dort nachfragen.

Gru�,
Jan

Werner Burckhardt wrote:

Hallo an all die freundlichen Antwortenden!

Vielen herzlichen Dank f�r alle Infos und aud die Offenheit, mit der man (auch) solche Themen hier behandelt. In der Tat sieht es d�ster aus f�r gezielte Infos, da scheinbar von Tapiau keine Akten mehr existieren. Trotzdem werde ich ans Bundesarchiv schreiben - es tut sich ja doch immer mal etwas auf und man soll ja in genealogischen Fragen beharrlich sein :wink:

Was auch immer sich an Neuem ergibt - ich werde davon berichten.

Herzliche Gr��e,
Daniel (Holbe)