Erzählende Grabsteine auf Amrum

Ursprünglich veröffentlicht unter: Erzählende Grabsteine auf Amrum • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

In dem Ort Nebel auf der nordfriesischen Insel Amrum wurde ein aufwändiges Lapidarium (hier: Sammlung alter Grabsteine) installiert. Etliche Grabsteine sind fast 300 Jahre alt und wurden mit großem Engagement und zahlreichen Spendengeldern restauriert und neu aufgestellt.


Eine Urlauberin hat ihre fotografische Dokumentation freundlicherweise dem Grabstein-Projekt zur Verfügung gestellt.
Oftmals wurde die komplette Lebensgeschichte der Verstorbenen (meist Schiffseigner) in Stein gemeißelt. Hier das Beispiel einer besonderen Tragik:  Oluf Jensen wurde am 8.9.1672 in Süddorf als Sohn von Jens Nickelsen und seiner Frau Crassen geboren. 1705 heiratete er Marret Harcken, Tochter des Ratsmannes Harck Rörden, die ihm zwei Söhne gebar, Peter Olufs und Harck Olufs. Marret starb 1708. Fünf Jahre später heiratete er Marret Jürgens. Tochter Marret wurde später die Frau von Harck Nickelsen. Oluf Jensen besaß zusammen mit Ricklef Flor ein eigenes Schiff, die „Hoffnung“. Auf der Fahrt von Nantes nach Hamburg wurde es 1724 bei den Scilly-Inseln von Piraten gekapert. Die Mannschaft, darunter auch Sohn Harck Olufs und Neffe Harck Nickelsen, wurde auf dem Markt in Algier als Sklaven verkauft. Für Oluf Jensen war dies ein großer Verlust. Ständig hielt er Ausschau nach der Heimkehr der Gefangenen. Während weder die Dänische noch die Deutsche Seekasse zahlen wollten, lieh er sich 1734 Geld auf Föhr, um seinen Sohn freizukaufen. Durch eine Verwechselung jedoch erhielt versehentlich ein Bremer Seemann die Freiheit. Zwei Jahre später durfte er die Rückkehr seines Sohnes Harck miterleben, der von seinem Herrn, dem Bey von Constantine, freigelassen worden war. Oluf Jensen starb am 19.5.1750.

(Quelle: Die erzählenden Grabsteine, Verein zur Erhaltung der Historischen Grabsteine auf Amrum e.V.)