Erschließung 2.0. Quellen - Daten - Forschungsdaten

Ursprünglich veröffentlicht unter: Erschließung 2.0. Quellen - Daten - Forschungsdaten • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Kooperationen zum gemeinsamen und wechselseitigen Nutzen – das ist ein Feld, auf dem unser Verein schon lange aktiv ist. Ein besonderer Nutzen kann erzielt werden, wenn es gelingt, Archive, Ehrenamt und akademische Forschung zu verbinden. Mit biographischen Daten zur Leipziger Bevölkerung sind wir auf einem guten Weg, wie im Folgenden dargestellt werden soll.

Worum geht es? Historische Quellen mit biographischen (und natürlich auch darüber hinausgehenden) Informationen befinden sich in hohem Maße in Archiven. Im Blick sind natürlich Kirchenarchive, aber ebenso gilt dies für kommunale Archive (Gemeinde-, Stadt- oder Kreisarchive), staatliche Archive (auf Bundes- oder Länderebene) und natürlich auch für Archive anderer Sparten. In unserem Fall war es das Sächsische Staatsarchiv, zu dessen Abteilung 3, dem Staatsarchiv Leipzig, auch das Referat Deutsche Zentralstelle für Genealogie / Sonderbestände gehört. Ein dort verwahrter DZfG-Bestand war und ist die „Kartei Leipziger Familien“.

Die Kartei konnte natürlich im Archiv benutzt werden, allerdings waren die enthaltenen biographischen Daten so nur in begrenzter Form zugänglich. Hier kam nun unser Verein für Computergenealogie e. V. (CompGen) ins Spiel: Dank einer Kooperation zwischen dem Sächsischen Staatsarchiv und CompGen konnte die Kartei digitalisiert und im Rahmen eines DES-Projektes online gestellt werden. Vielen Freiwilligen ist dafür zu danken, dass durch ihre Arbeit die Kartei im Laufe eines Jahres vollständig indexiert werden konnte. Online kann damit offen in den Daten zu rd. 228.000 Personen, die einst in Leipzig lebten, gesucht werden.

Allerdings: Die Kartei ist keine Primär-, sondern eine Sekundärquelle. Die Primärquellen sind die ihr zugrundeliegenden Kirchen- und Bürgerbücher. Als Ergebnis der jahrzehntelangen Auswertung dieser Bücher erstellte Helga Moritz die Kartei, sie ist mithin eine Sekundärquelle. Wie stets sind Übertragungsfehler oder ggf. auch fehlerhafte Zuordnungen nicht auszuschließen. Die Existenz in Form digitaler Daten ermöglicht nun Plausibilitätsprüfungen, dies auch in Abgleich und Verknüpfung mit weiteren biographischen Daten aus anderen Projekten.

Womit wir zur wissenschaftlichen Forschung und Forschungsdaten kommen. Das Potential, das in solchen Projekten auch für die akademische Forschung liegt, hat unser stellvertretender Vorsitzender Georg Fertig, im „Hauptamt“ Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität in Halle, erkannt. Auf dem 23. Sächsischen Archivtag, der jüngst in Leipzig unter dem Motto „Erschließung 2.0: Erwartungen, Probleme, Lösungen“ stattfand, berichtete er darüber einem Teilnehmerkreis von rd. 200 Archivarinnen und Archivaren. Sein Beitrag „Private Familienforschung, Citizen Science und kulturelles Gedächtnis: Das Projekt ‚Kartei Leipziger Familien’“ kann im Video angesehen werden; ein kurzer Bericht darüber findet sich auch im Tagungsblog des VdA-Landesverbandes Sachsen zum Sächsischen Archivtag.

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In Kürze: Vorgesehen ist u. a. die Überführung der Daten in unsere Graphdatenbank gedbas4all und der Abgleich und die Verknüpfung mit anderen Datenbanken, z. B. aus dem Projekt „Altes Leipzig„. Und die Kooperation zwischen dem Sächsischen Staatsarchiv und CompGen wird fortgesetzt: Am Rande des Sächsischen Archivtags haben Horst und Ingrid Reinhardt eine handschriftliche Kartei aus den 1960er Jahren zu Testamentsakten im Staatsarchiv Leipzig digitalisiert. Diese Akten befinden sich im Bestand 20009 Amt Leipzig, die Kartei ermöglicht eine namensbezogene Ermittlung von Fundstellen in den Testamenten des Amtes Leipzig. Ein DES-Projekt dazu wird vorbereitet. Wenn diese Daten indiziert vorliegen, sollen sie ebenfalls in den Aufbau von plausibilisierten, um Fehler bereinigten Forschungsdaten zur historischen Bevölkerung der Stadt Leipzig (Schwerpunkt Mitte 17. – Mitte 19. Jahrhundert) einbezogen werden.

Kooperationen zum gemeinsamen und wechselseitigen Nutzen: Archive sichern die historischen Primärquellen für die Öffentlichkeit. Durch ehrenamtlich aktive Familienforscherinnen und -forscher werden die Quellen qualitativ hochwertig in DES-Projekten indiziert; die Daten stehen weltweit offen für Recherchen zur Verfügung. Die plausibilisierten Daten können als Forschungsdaten für vielfältige Fragestellungen der akademischen Forschung dienen. Auf dem 23. Sächsischen Archivtag unter dem Motto „Erschließung 2.0“ wurde diese Kooperation völlig zu Recht zur Nachahmung empfohlen!