Eindrücke vom ersten Tag der Tagung „Digital History & Citizen Science“ in Halle

Originally published at: Eindrücke vom ersten Tag der Tagung „Digital History & Citizen Science“ in Halle • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Die Tagung in Halle unter dem englischen Titel „Digital History & Citizen Science“ (19.–22. September 2024) ist international besetzt, die Konferenzsprache ist deutsch. Es geht um digitale Methoden und neue Erkenntnisse zwischen digitaler Quellenerschließung, Forschung und Bürgerwissenschaften. Nachfolgend meine Eindrücke vom ersten Tag der Tagung:

Die Organisatorin Katrin Moeller vom Historisches Datenzentrum Sachsen-Anhalt und ihr Team hatten zahlreiche Verbündete aus der AG Digitale Geschichtswissenschaft des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, des Vereins für Computergenealogie, NFDI4Memory, Archion und ICARUS e.V., der Historischen Kommission Sachsen-Anhalt, des Instituts für Landesgeschichte (Sachsen-Anhalt) und des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt zusammen gerufen und um Beiträge gebeten.

Vielfältige Angebote

So war bereits am ersten Tag festzustellen, welch hohes Niveau der Angebote erreicht wurde, das alle Teilnehmergruppen angesprochen hat. In ihrer Begrüßung zu Beginn der Tagung nannte Moeller den Verein für Computergenealogie (CompGen) als Ideengeber mit der (verschobenen) Jubiläumsfeier. Sie dankte den Mitorganisatoren, die sich im Podium vorgestellt hatten: Zarko Vujosevic (ICARUS), Harald Müller-Baur (Archion), Christian Wachter (AG Digitale Geschichtswissenschaft). Sie rief zur gemeinsamen Gestaltung der Digitalisierung und zum Ideenaustausch auf, wo Lebenswelten aufeinandertreffen. Die Tagung möge zum Vernetzen und zum Bauen von Brücken zwischen den Teilnehmergruppen genutzt werden, so ihr Appell.

Im ersten Plenarvortrag referierte Sviatoslav Drach vom Cologne Center for eHumanities über das Citizen Science-Projekt „Itinera Nova” zur Erschließung der Schöffenregister der Stadt Löwen 1362–1795, bei dem 1.127 Bände vom Archiv digitalisiert und von 50 Freiwilligen indexiert und transkribiert werden. Benedikt Lübbert betreut ein Projekt zur Erfassung von 4.000 Bleisiegeln aus Byzanz durch Fachleute und ein Projekt über die Beginen-Laiengemeinschaften in Köln, bei dem eine Forscherin für die digitale Erfassung unterstützt wird.

Aus den nachfolgenden Parallelveranstaltungen musste eine Auswahl getroffen werden. Ingrid und Horst Reinhardt leiteten einen Workshop zum Umgang mit dem DatenEingabeSystem DES mit zahlreichen Anwendungsbeispielen. Georg Fertig, Elisabeth Thimm, Thekla Kluttig und Thomas Aigner diskutierten über genetische und genealogische Daten. Dabei warnte Elisabeth Thimm vor den kommerziellen DNA- und Genealogieanbietern und kritisierte den Datenklau von MyHeritage, über den hier im CompGen-Blog bereits berichtet wurde. Während Thomas Aigner die zunehmende Öffnung der Archive lobte, schränkte Thekla Kluttig ein, dass Archive zwischen der Forschungsfreiheit und dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu entscheiden haben.

Mehrere Referate behandelten das komplizierte Thema Verwandtschaft, das in der Umgangssprache doch vielfältiger ist als Vater, Mutter, Kind, Opa und Oma. Begriffe aus dem kirchlichen Bereich wie Patenschaften, Heiratsverbote und Dispensen erweitern die Begrifflichkeiten. In einem der weiteren Seminare stellte Olaf Simons Wikibase für die Historische Forschung vor, ein Thema, das für das GenWiki von Bedeutung sein kann.

Perfekte Organisation, interessante Exkursionen

Alle Vorträge und Diskussionen konnten auch online von den dafür angemeldeten Teilnehmern verfolgt werden. So wurde auch der Beitrag von Margareth Lanzinger aus Wien per WebEx in den Hörsaal übertragen, da sie wegen der Überschwemmungen an der Reise nach Halle gehindert war. Der Tagung vorgelagert war ein Tagestreffen von NFDI4Memory. Drei Exkursionen ins Staatsarchiv Leipzig, zu den Franckeschen Stiftungen in Halle und zum Stadtmuseum wurden angeboten. Getränke, Mittags- und Abendverpflegung sind im Tagungspreis inbegriffen. Das Wetter spielte bestens mit.

Ich freue mich auf weitere interessante Angebote in den beiden kommenden Tagen, u.a. mit der Festveranstaltung „35 Jahre Verein für Computergenealogie” am Samstagabend.

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Danke Günter für den tollen Bericht. Gerne wäre ich dabei gewesen, aber es geht leider nicht.
Allen Verantwortlichen und Gästen wünsche ich für dieses Wochenende viele neue Erkenntnisse und den Ansporn sich auch im Verein ehrenamtlich einzubringen. Das Wetter spielt auf jeden Fall mit. :sun_with_face:
Herzliche Grüße Helga (Scabell)

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