Dreschgärtner-Verzeichnis - gibt es das?

Hallo Liste,

einer meiner Spitzenahnen (lebte ca. 1760-1817) war Dreschg�rtner auf Gut
Kummelwitz, Kreis Strehlen. Leider haben die zust�ndigen Kirchenb�cher den
Krieg nicht �berlebt und ich habe damit einen "toten Punkt" an dem ich nicht
weiterkomme. Ich suche deshalb nach anderen M�glichkeiten, etwas �ber meinen
Ahnen zu erfahren.

Meine Frage: Dreschg�rtner hatten ja ein kleines Landst�ck. Wurden die
Dreschg�rtner in Schlesien deshalb mit ihren Parzellen irgendwo amtlich
registriert? Besteht vielleicht die M�glichkeit, dass ich �ber solche
Landverzeichnisse f�ndig werde?

Viele Gr�sse
Almut Bruschke-Reimer

Sehr geehrte Frau Bruschke-Reimer,

zum Thema "Dreschg�rtner" gibt es eine sehr umfangreiche Literatur. Da die
Dreschg�rtner eine Rustikalstelle innehatten und damit der Grundherrschaft als
der Obereigent�merin ihres kleinen Besitzes verpflichtet waren, versteht sich
von selbst, da� dieser Besitz in den sogenannten "Urbarien" verzeichnet war.
Solche Urbarien gab es bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts.

Im Urbarium steht dann beispielsweise: "Dreschg�rtner. 1. Christof Hiller.
Spinnet 1 st. Garn umbsonst, die andern umbs gew�hnliche lohn. Hauet 5 tage
Gras, und rechet 5 tage Heu umbsonst bey gew�hnlicher Kost. Vergiebt 1/4 Hube"
(Verneuetes Urbarium �ber S�mbtlich Hochf�rstl. �ll�nische Cammerg�tter Anno
M.DC.XC.VI; Klein Ellguther Urbar von 1696, S. 76).

Die Rustikalstelleninhaber und damit auch die Dreschg�rtner werden einzeln
aufgez�hlt; ihre besonderen, an der Hofstelle haftenden Rechte und Pflichten
werden genauestens benannt.

Die (nur mit grundherrlicher Zustimmung m�glichen) Besitz(er)wechsel solcher
Hofstellen wurden gew�hnlich in den "Sch�ppenb�chern" dokumentiert.

Mit den gro�en Reformen der Agrarverh�ltnisse in der ersten H�lfte des
neunzehnten Jahrhunderts �nderte sich dies alles; und nach Abschlu� dieser
Reformen gab es keine Dreschg�rtner mehr. Stark vereinfachend gesagt: Entweder
sanken sie in den Landarbeiterstand, oder sie stiegen zu Freig�rtnern auf und
wurden dann als (Frei-)Stellenbesitzer, im zwanzigsten Jahrhundert als Landwirte
bezeichnet.

Sie sollten also herauszufinden versuchen, ob es f�r Ihr Gut Kummelwitz ein
solches Urbarium oder gar Sch�ppenb�cher gab; ferner, ob es entsprechende Akten
beim Kreisgericht Strehlen gab; und schlie�lich, ob und wo (z. B. im Breslauer
Staatsarchiv) solche Urkunden m�glicherweise noch existieren.

Vielleicht lohnt sich auch eine Durchsicht der sehr ergiebigen Heimatbl�tter f�r
die Kreise Strehlen und Ohlau, in denen viele Heimatgeschichtsforscher ihre
Ergebnisse ver�ffentlicht haben.

Mit freundlichen Gr��en! Klaus Kunze