Hallo Harald, hallo Viktor,
die Anmerkung von dir, Viktor, ist leider weitgehend zutreffend. Einen Zusatz möchte ich allerdings doch anbringen: Durch intensive Forschertätigkeit vor allem litauischer Historiker war es schon bald nach Ende des 2. Weltkriegs gelungen, wichtige Archivalien sicherzustellen und nach Litauen zu schaffen. In erster Linie handelt es sich um solche Dokumente und Druckwerke, die damals aus litauischer Sicht von Interesse waren. Über diese kulturhistorisch bedeutsame Tätigkeit litauischer Wissenschaftler gibt es inzwischen einschlägige Literatur. Ich nehme an, dass auf solchen und ähnlichen Wegen auch andere Archivalien (Grundbuchakten, Kirchenrechnungen, sonstige Kirchen-, Schul- und Amtsakten) aus der Kaliningrader Oblast nach Litauen gelangt sind.
Ein wichtiger Bestand solcher Archivalien aus Ostpreußen findet sich in der litauischen Akademie-Bibliothek in Vilnius. Mit Band 10 des VfFOW (Quellen, Materialien und Sammlungen zur altpreußischen Familienforschung (QMS) wurde 2004 eine Arbeit von Lutz F. Wenau publiziert, in der eine Zusammenstellung aller Archivalien in den Karteien F 228, F 14 und F 15 aus der Akademie-Bibliothek in Vilnius enthalten ist. Eine kleine Geschmacksprobe aus dieser überaus spannenden Lektüre - es ist der erste Absatz der 4seitigen Vorbemerkung des Autors - möchte ich als Appetitanreger anfügen: "Bereits vor einigen Jahren konnte man in der Vereinszeitschrift "Altpreußische Geschlechterkunde" darüber nachlesen, dass die im Zweiten Weltkrieg als verschwunden geglaubten Bücher und Zeitschriften aus dem Königsberger Archiv zumindest zu einem Teil noch vorhanden sind (Klaus Garber: Auf den Spuren verschollener Königsberger Handschriften und Bücher, in: APG NF 41. (1993), Bd. 23, S. 1-22.). Klaus Garber berichtete damals über seine Teilnahme an einer Bibliotheksreise, um sich über den Verbleib deutscher Bücher und Handschriften zu informieren." Soweit das Zitat.
Das mehr als 300 Seiten starke Verzeichnis kann zum Preis von 12,- € bezogen werden über Buchverkauf des Vereins für Familienforschung in Ost und Westpreußen .
Eine weitere Information, die ich anlässlich einer Kaliningrad-Reise vor mehr als 10 Jahren (leider nur "vom Hörensagen") erhielt, möchte ich hinzufügen: Einem bislang unbestätigten Gerücht zufolge soll unmittelbar nach Kriegsende - noch 1945 - ein Güterzug mit Beständen aus Königsberger Archiven nach Moskau geschickt worden sein. Dort solle ein großes Zentralarchiv existieren, in dem diese Bestände gelagert wurden. Allerdings habe es in diesem Archiv Jahren vor Jahren einen Großbrand gegeben, bei dem möglicherweise auch die nach Moskau gelangten Bestände aus dem ehemaligen Königsberg ganz oder teilweise vernichtet wurden.
Aus Köln grüßt
Christian