Ursprünglich veröffentlicht unter: Digitalisierung der Akten der Vermögensverwertungsstelle im Brandenburgischen Landeshauptarchiv • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)
Wir erleben eine Zeit, in der Holocaust-Leugner offen auftreten und ihre Behauptungen über Social Media massenhaft verbreiten. Umso wichtiger ist die nüchterne Arbeit der Archive: Sie verwahren unter anderem Akten aus den Jahren 1933 bis 1945, in denen die bürokratischen Abläufe der Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Mitbürgerinnen und -bürger dokumentiert sind. Die Archive stellen diese Akten für die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung und erhalten die Zeugnisse für die damals entstehenden „Strukturen der Macht„.
Zu diesen Strukturen zählt auch die im Jahr 1942 beim Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg entstandene so genannte „Vermögensverwertungsstelle“, deren Tätigkeit in unmittelbarem Zusammenhang mit den einsetzenden Deportationen jüdischer Bürger stand. Etwa 42.000 Akten dieser Stelle werden durch das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) archiviert. Aus der Behördengeschichte im Online-Findmittel des BLHA: „Zwischen Gestapo und Finanzverwaltung erfolgte bei den Deportationen eine präzise Arbeitsteilung. […] Die „Vermögensverwertungsstelle“ war gemäß Erlass der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 für die Erfassung, Verwaltung und Verwertung des Vermögens der deportierten, ausgewanderten oder verstorbenen Juden zuständig. Sie führte hierzu eine Kartei sowie personenbezogene Akten. In geringem Umfang sind Unterlagen zu Sinti und Roma überliefert.“
Vor wenigen Tagen informierte das BLHA nun, dass es im Rahmen eines mit rund 3,6 Millionen Euro geförderten Pilotprojekts die Akten der NS-Vermögensverwertungsstelle Berlin-Brandenburg restauratorisch sichern und für Forschung und Öffentlichkeit digital zugänglich machen wird. „Parallel zu einer systematischen elektronischen Erschließung soll die wissenschaftliche Auswertung der historischen Unterlagen Aufklärung über den Entzug und Verbleib von Kulturgut leisten, das im Zuge der NS-Verfolgung beschlagnahmt wurde.“
„Mit diesem Projekt sichern wir nicht nur einen international bedeutenden Quellenbestand des Archivs. Wir bewahren die Erinnerung an zehntausende Menschen“, betont Mario Glauert, Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs.