Originally published at: Digitalisierte Kirchenbücher von Grönland im Nationalarchiv • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)
In seinem Gemeinschafts-Weblog „ARCHIVALIA“ gibt der Historiker und Archivar Dr. Klaus Graf aktuell einen Hinweis auf die digitalisierten Kirchenbücher von Grönland, die in der Sammlung im grönländischen Nationalarchiv in der Hauptstadt Nuuk zugänglich sind. Wir danken ihm und greifen das Thema hier gerne auf!
Auch im Wiki von „FamiliySearch“ wurde bereits 2019 auf diese Sammlung hingewiesen. Nicht nur von Dänemark aus, zu dem die weltweit größte Insel als autonomes Gebiet gehört, gibt es zahlreiche Verbindungen nach Grönland; auch aus deutschen Gemeinden kamen Missionare – z.B. der Herrnhuter Brüdergemeinde – und Kaufleute in die Küstenorte des dünn besiedelten Landes. Daher ist es zwar ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen, dass die Familien- und Ahnenforschung auch in Grönland verwandtschaftliche Verbindungen finden kann.
Die Kathedrale von 1849 in der Hauptstadt Nuuk/Grönland (Quelle: Wikipedia Algkalv CC BY-SA 3.0)
Aus der Webseite des grönländischen Nationalarchivs
(Übersetzung der Archiv-Seite aus dem Dänischen mit deepl)
„Die Digitalisierung der Kirchenbücher wurde 2009 von den studentischen Hilfskräften des grönländischen Nationalarchivs gestartet. Ziel der Digitalisierung ist es, die grönländischen Kirchenbücher auf der Website des Nationalarchivs zugänglich zu machen. Die Kirchenbücher wurden von Pfarrern und Katecheten und in der Regel für jede Gemeinde geführt. Die Pfarreien entsprechen den Kolonien, später den Gemeinden 1950 – 2009. In den 1900er Jahren wurden die Gemeinden Narsaq und Kangaatsiaq gegründet, während Appat/Ritenbenk geschlossen wurde.
Die Kirchenbücher geben einen Überblick über die grönländische Mission und Kirche und decken Grönland im Osten und Westen seit Beginn der Mission ab. Die ältesten Bücher in unserer Sammlung stammen aus dem Jahr 1733, allerdings nur die Herrnhutischen Kirchenbücher; sie reichen bis etwa 1930. Die Bücher enthalten Informationen über alle Gemeindemitglieder und ihre Teilnahme an Gottesdiensten wie Taufen, Konfirmationen, Kommunionen, Eheschließungen und Beerdigungen. In einigen Fällen wird im Kirchenbuch auch festgehalten, wer in die Kolonie reist und wer sie verlässt. Leider ist unsere Sammlung nicht vollständig. Einige Kirchenbücher sind schon vor langer Zeit verloren gegangen, und der Schiffsuntergang von Hans Hedtoft hat dazu geführt, dass die Kirchenbücher der Orte von Sisimiut und südwärts nur noch bis etwa 1825 existieren – mit Ausnahme der Herrnhuter Gemeinden.
Die alten Kirchenbücher haben sich im Laufe der Zeit von Verwaltungsinstrumenten für Pfarrer und Katecheten zu historischem Quellenmaterial entwickelt, das heute von verschiedenen Forschern, nicht zuletzt von Ahnenforschern, genutzt wird. Die Bücher enthalten nicht nur Informationen über Familien, sondern auch über Themen wie Namensgebung, sowohl christlich-europäisch als auch grönländisch, Lebensspanne und Todesursachen sowie verschiedene Aspekte der kirchlichen Registrierung von Personen in Grönland.“
Das Beitragsbild (zu sehen oben im CompGen-Blog) zeigt die erste Seite aus dem Taufregister der Herrnhuter Brüdergemeinde in Noorliit / Neu Herrnhut (Nuuk / Godthåb) 1733–1809. Noorliit (nach alter Rechtschreibung Nôrdlît; deutsch: Neu-Herrnhut, dänisch: Ny Herrnhut). Neu-Herrnhut wurde 1733 gegründet und war die erste Missionsstation der Herrnhuter Brüdergemeinde in Grönland. Sie befindet sich in der grönländischen Hauptstadt Nuuk.
Die Bilder der Kirchenbuch-Digitalisate werden beim Online-Dienst Issuu.com gezeigt. Die von vier Dänen gegründete Firma in Kalifornien bietet seit 2007 kostenlos und teilweise auch kostenpflichtig Texte, Broschüren, Zeitschriften, Kataloge zur Ansicht an. Manchmal tauchen dort auch PDF-Dateien auf, die ungefragt von privaten Webseiten kopiert wurden.