Ursprünglich veröffentlicht unter: Die Geschichte der Sklaverei in den Erbanlagen entschlüsseln? • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)
Im ZEITFRAGEN-Beitrag im Deutschlandfunk Kultur vom 26. November 2020 untersucht Michael Stang die Versuche, mit Hilfe genetischer Daten herauszufinden, woher die Vorfahren von Afro-Amerikaner stammen. Im Zeitraum zwischen 1500 und 1867 wurden in Afrika rund 12,5 Millionen Menschen auf mehr als 40.000 Schiffen nach Amerika verfrachtet. Viele überlebten die Reise nicht.
African Ancestry wirbt damit, die einzige Firma für Ahnenforschung von Schwarzen für Schwarze zu sein. Ihre Genetik-Tests sollen Auskunft über die ursprüngliche Herkunft der Sklaven geben. Die Informationen reichten in den Zeitraum vor etwa 500 und bis zu 2000 Jahren zurück, heißt es, also weit in die Zeit vor Beginn des Sklavenhandels nach Amerika. Die Firma 23andMe bietet ebenfalls solche Erbgut-Analysen gegen Geld an; in der Datenbank kann man dann auch nach Verwandten suchen.
Historisch interessanter ist die wissenschaftliche Datenbank Slavevoyages.org. Hier sind die Wege und Daten von 31.166 Sklavenschiffen dokumentiert.
Genetiker wollen nun herausfinden, ob und wie sich die Geschichte der Sklaverei in den Erbanlagen heute lebender Menschen rekonstruieren lässt. Dazu nutzten sie die Daten von mehr als 50.000 Menschen aus Afrika und Nord- und Südamerika. Erste Erkenntnis: Die meisten Afro-Amerikaner haben Vorfahren aus der Kongo-Region. Kein Wunder, denn von hier wurden allein 5,7 Millionen Sklaven verschleppt. In den Vereinigten Staaten gab es allerdings ’nur‘ etwa 400.000 Sklaven; die meisten wurden direkt von Afrika nach Brasilien transportiert. Dort hatten sie schlechtere Chancen zu überleben, denn für die Plantagenbesitzer war es billig, neue Sklaven anzufordern.
Hören Sie hier weiter, welche interessanten Erkenntnisse die Wissenschaftler über die Herkunft der verschiedenen Gruppen im Norden und Süden der USA herausgefunden haben. 1807 hat zwar das britische Parlament die Sklaverei abgeschafft, aber der illegale Sklavenhandel ging noch einige Jahrzehnte weiter.