Deutsche aus Litauen

Originally published at: Deutsche aus Litauen • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Die deutsche Minderheit in Litauen, die nach dem geheimen Zusatzprotokolls des deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrags 1939 aus Litauen nach Deutschland ausgesiedelt werden sollte, verließ das Land von Januar bis März 1941 in Richtung Westen. Nachdem Litauen, Polen und Weißrussland während des Krieges Deutschlands gegen die Sowjetunion erobert wurden, sollten nach dem „Generalplan Ost“ die gerade Ausgesiedelten in die neu eroberten Gebiete zurückkehren. Ein großer Teil der Bauern ist zurückgekehrt. Sie bekamen die besten Landwirtschaften. Wer aber im Sommer 1944 nicht vor der vorrückenden russischen Armee fliehen konnte, der wurde überrollt und wurde in die Sowjetunion verschleppt.


Woher stammen die Vorfahren dieser Litauendeutschen? Die meisten waren seit Beginn des 19. Jahrhunderts aus den benachbarten ostpreußischen Gebieten eingewandert. Es waren Landwirte, die oft Salzburger Vorfahren hatten. Sie waren evangelisch, die Kirche sorgte auch für die Schule. Sie lebten im südwestlichen Gebiet Litauens und in dem benachbarten, heute zu Polen gehörenden Powiat Suwałki (deutsch: Suwalken, 1941-1944 Sudauen). Von 1867-1904 waren diese beiden Gebiete das russische Gouvernement Suwałki. Auch in den benachbarten Gouvernements Kowno (litauisch: Kaunas) und Wilna (litauisch Vilnius) lebten Deutsche.

Familienforschung zu Litauen

Zur Suche nach Vorfahren bieten sich die Seiten des Internationalen Verbandes der Deutschen aus Litauen (IAGL) mit Sitz in North Olmsted, Ohio, USA an. Auf deren englischsprachigen Webseite gibt es einen Überblick über die Geschichte der deutschen Minderheit in Litauen und Übersetzungshinweise für die verwendeten Sprachen in den Urkunden (russisch, polnisch). Die Gruppe indexiert die bei FamilySearch verfügbaren Mikrofilme der lutherischen Kirchenbücher. Die kostenlos durchsuchbare Datenbank enthält über 62.000 Einträge aus bisher 17 Orten des ehemaligen Gouvernements Suwałki. Viele Kirchenbücher sind durch die Kriegsereignisse verloren gegangen.

Die Arbeitsgemeinschaft osttdeutscher Familienforscher (AGoFF) hat u.a. eine Forschungsgruppe Litauen (innerhalb der Forschungsstelle Mittelpolen), die von Stefan Rückling geleitet wird. Auf der Seite werden die territoriale Abgrenzung und die Kreise in den drei Gouvernements Suwałki, Kowno und Vilnius beschrieben und eine umfangreiche Literaturliste aufgeführt. Im Erfassungs-Projekt Kirchen- und Schulgelder der evangelische Kirche in Mittelpolen sind auch Orte im heute polnischen Südteil um Suwałki zu finden.

Im FamilySearch-Wiki sind weitere Onlinequellen aus Litauen aus Kirchenbuchquellen, Datenbanken, Volkszählungen und mehr genannt. Hier wird auch auf die indexierten (unvollständigen) Geburts-, Heirats- und Sterberegister bei Ancestry verwiesen, über die schon im CompGen-Newsletter 2017/01 berichtet wurde.

Auch das Sächsische Staatsarchiv Leipzig besitzt im Bestand 21962 Familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes, Kirchenbücher aus Litauen, die von FamilySearch verfilmt und digitalisiert wurden.

Litauische Online-Datenbanken für digitalisierte Kirchenbücher sind bei metrikai.lt und genmetrika.eu zu finden. Eine digitale Karte der Kirchengemeinden in Litauen liefert diese Seite, sie wird von GENČIŲ GENEALOGIJA, einem Informationsarchiv für Genealogen angeboten.

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