DES-Projekt Hochschulschriften: Zuwachs mit Doktor-Ingenieuren aus München

Originally published at: DES-Projekt Hochschulschriften: Zuwachs mit Doktor-Ingenieuren aus München • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Seit Dezember 2021 läuft das DES-Projekt „Hochschulschriften“ des Vereins für Computergenealogie in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb in München (der CompGen-Blog berichtete). Nun wurde ein Schwester-Projekt über deutsche Doktoringenieure beendet. Es folgt gleich ein weiteres Schwester-Projekt „Bayerische Doktoringenieure“, das den Katalog von ingenieurstechnischen Dissertationen der TH München indexiert.

Das Erfassungsprojekt „Deutsche Doktoringenieure“ wurde in kürzester Zeit beendet – danke auch an dieser Stelle an die allzeit fleißige Erfasserin! Es wurden 1.154 Einträge von 1.149 Personen erfasst, deren Dissertationen in „Deutschen Reichsanzeiger“ zwischen 1900 und 1911 verkündet wurden. Etwa die Hälfte davon sind Chemiker, der Rest verteilt sich etwa gleichmäßig auf Maschinenbauer, Architekten und Elektroingenieure. Frauen sind noch nicht dabei, denn sie waren noch an keiner Technischen Hochschule zugelassen. Dafür sind zwei Engländer, ein Norweger und zwei Österreicher nachgewiesen.

Für alle stehen Geburtsdatum, Geburtsort und Heimat(s)ort zur Verfügung, für fast alle ihr gesamter bisheriger Bildungsweg. Beispielsweise entnehmen wir dem Eintrag des Leipziger Architekten Ernst Vetterlein, dass er nach seinem Abitur am 26. März 1892 am Nikolai-Gymnasium Leipzig in Dresden, München und Aachen studiert hat. Der erste Doktor-Ingenieur war übrigens der Chemiker Ernst Kegel von der TH Dresden. Dessen Eintrag verrät uns, dass er nach 2 Semestern Maschinenbau zur Chemie gewechselt ist, und im Sommer 1896 ein „Auslandssemester“ an der TH Stuttgart gemacht hat.

Publikation in einem bayerischen Verkündungsblatt

Im „Deutschen Reichsanzeiger“ waren jedoch nicht alle neuen Doktor-Ingenieure verzeichnet, denn die Königliche Technische Hochschule München hatte ihre neuen Doktoren nur bis 1904 gemeldet. Warum genau die Münchner damit aufgehört haben, bleibt ein Rätsel. Es ist ja nicht überraschend, dass Bayern immer etwas anders macht. Auch der verliehene Titel hieß dort anders; an der TH München wurde der „Doktor der technischen Wissenschaften“ vergeben. Überall sonst hieß es „Doktor-Ingenieur“. Beide Grade waren jedoch einander gleichgestellt. Jedenfalls meldete die TH München die neuen Doktoren nur noch im eigenen „Ministerialblatt für Kirchen- und Schulangelegenheiten“. Die relevanten Auszüge haben wir extrahiert und gescannt.

Das neue Schwester-Projekt (vielmehr: Schwesterchen-Projekt) widmet sich auf 94 Seiten mit je drei bis vier Einträgen ausschließlich Absolventen der TH München aus den Jahren 1902 bis 1911. Darunter fällt auch der Konstrukteur Fritz Huber, Erfinder des berühmten Bulldog-Motors (eingesetzt u.a. für Ackerschlepper).

Wir freuen uns auf die Unterstützung engagierter Freiwilliger, um dieses historische Erbe zu dokumentieren und zu bewahren, und die Wissenschaft der 1900er Jahre für die Wissenschaft von heute aufzubereiten! Die Editionsrichtlinien zu dem neuen Projekt finden sich hier.