DES-Projekt Hochschulschriften: Jahrgang XXI in der Erfassung – Fokus Münster

Originally published at: DES-Projekt Hochschulschriften: Jahrgang XXI in der Erfassung – Fokus Münster • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Seit dem 6. Dezember 2021 läuft das DES-Projekt „Hochschulschriften“ des Vereins für Computergenealogie in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb in München (der CompGen-Blog berichtete). Nun wurde der Jahrgang 1904/05 mit etwas Verzögerung beendet, in dem die neue Universität Münster erstmals mit allen ihren Fakultäten vertreten ist.

Im Laufe des Frühjahrs wurde der XX. Jahrgang der „Deutschen Universitätsschriften“ für das akademische Jahr 1904/05 im DES-Projekt „Hochschulschriften“ fertig gestellt. Aufgrund kleinerer Probleme mit den Scans kamen wir erst jetzt zu einem vollständigen Abschluss. Mit 3.243 Einträgen ist er allerdings kleiner als die beiden vorherigen Jahrgänge.

Erstmals so richtig mit dabei ist die Universität Münster. Sie ist in jeder Hinsicht etwas besonders. Als „Universität“ besteht sie erst seit 1902, war aber trotzdem bisher jedem Band der Hochschulschriften vertreten. Die meiste Zeit dümpelte sie mit einem Dutzend philosophischen Dissertationen und einigen wenigen theologischen daher. Im aktuellen Jahrgang finden sich nun 45 Dissertationen. Darunter befinden sich jene von Wilhelm Schwer, Hans Gehring, Otto Hugo, Hermann Platz und Wilhelm Schellberg.

Wann wurden Universitäten gegründet?

Bei Neugründungen berufen sich Universitäten gerne auf Vorgängerinstitutionen oder frühere Universitäten, um älter und traditionsreicher zu erscheinen, als das Gründungsdatum es vermuten lassen würde. Die Universität Münster, beruft sich so auf ein Jesuitenkolleg aus dem 16. Jahrhundert. Daraus entstand 1780 eine Universität mit den klassischen vier Fakultäten. Die Preußen jedoch, denen Münster im Wiener Kongress zugeschlagen wurde, interessierten sich nicht für diese Universität, und degradierten sie zu einer „Akademie“ mit zwei Fakultäten (Theologie und Philosophie). Im Laufe des 19. Jahrhunderts erhielten beide das Promotionsrecht – was der Grund dafür sein dürfte, warum wir eine Nicht-Universität im „Jahresverzeichnis der an den Deutschen Universitäten erschienenen Schriften“ finden.

Erst 1902 gesellte sich zu den beiden genannten Fakultäten wieder eine juristische und seit Herbst 1902 heißt die Einrichtung also „Universität Münster“. Der mittlerweile wieder abgelegte Name „Wilhelms-Universität“ sowie eine medizinische Fakultät kamen erst später.

Neue Institution, neue Regeln

Für die Wissenschafts-Forschung ist Münster aber noch aus anderen Gründen interessant. Denn häufig bei Neugründungen ist es, modernste Organisationsformen gleich anzuwenden, die noch nicht mal bei anderen Universitäten verbreitet waren. Eine solche Organisationsform ist das „Seminar“. Einfach ausgedrückt ist das eine Lehreinheit mit dem Ziel, Teilnehmer zu eigenständiger Forschung anzuleiten. Zu einem Seminar gehörten ein oder mehrere Lehrstühlen sowie eine eigene Bibliothek. Bei ihrer Gründung im Jahre 1902 startete die Universität Münster gleich mit einem staatswissenschaftlichen Seminar (einer Mischung aus Ökonomie und Rechtswissenschaft). Das gab es noch nicht einmal in München.

Gleiches gilt für die „Berufungen“. Alle ordentlichen und außerordentlichen Professuren wurden durch das preußische Kultusministerium berufen. Das gilt zwar für alle preußischen Universitäten, aber hier musste eine ganze Fakultät neu besetzt werden. Im Kultusministerium war dafür der Ministerialrat Friedrich Althoff zuständig. Der war zwar nicht Minister, aber doch derart einflussreich und prägend, dass der Begriff „System Althoff“ entstanden ist. Althoff ist zumindest heute bekannt dafür, ausschließlich auf wissenschaftliche Exzellenz geachtet zu haben, und nicht auf Konfession oder politische Ausrichtung. Der weit verbreiteten Vetternwirtschaft im akademischen Betrieb hat er so den Kampf angesagt. In Münster wurden also besonders viele Katholiken eingestellt, was an preußischen Universitäten, die allesamt von protestantischen Dozenten dominiert waren, ansonsten selten vorkam.

Weitere Mitwirkende bei der Datenüberprüfung und -eingabe im DES-Projekt „Hochschulschriften“ sind herzlich willkommen!
Informationen dazu findet man hier im GenWiki.

Sehr schön! Dass der verlinkte Gert Ueding dort 1905 promoviert hat, möchte ich aber eher bezweifeln … :wink:

Danke für Deinen Hinweis, ist nun korrigiert! Ich habe viele Jahre mit einer Kollegin, Gesche Joost, zusammen gearbeitet, die beim verlinkten Prof. Ueding promoviert hat.

@MichaelRosePhD Das bringt mich auf eine Idee. Wie wäre es mit einem Stammbaum der Promovierten, d.h. statt Eltern/Kind mal Doktorvater/Doktorand.

Das stimmt, der wird falsch sein. Müssen wir entfernen.
Wenn das jemand macht, kann der Artikel von mir aus live gehen - bin gerade nicht am PC.

Günter war der Schnellste - und hat Prof. Uerding schon raus genommen.

z.K. für Michael R.: Beitrag ist sein 9:32 raus (Discourse).

Grüße Klaus

1 „Gefällt mir“

Gibt es für die Mathematik schon seit geraumer Zeit:
https://www.genealogy.math.ndsu.nodak.edu

1 „Gefällt mir“

… ich denke, dass ich schneller war.

Seit ca. 2015 gibt es bereits den Stammbaum der Staatsrechtler leider nur in gedruckter Form, der mir allerdings vorliegt, falls Interesse besteht.

Schöne Grüße
Christian (Schulze)

Das größte Projekt in der Hinsicht ist vermutlich https://academictree.org/. Da sind alle Disziplinen vertreten. Aber wenn es Disziplin-spezifische Projekte gibt, wie das von der North Dakota State University, dann sind die größer.

Wir haben auch schon ein paar Fehler im academictree im Abgleich mit unseren Listen gesehen. Aber das ist momentan nicht unser Fokus.

Für die Ökonomen gibt es eine interessante Studie: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09672567.2022.2074494
Die haben einen Baum basierend auf den Betreuer-Informationen fast aller Ökonomie-Nobelpreisträger erstellt, und nach dem zentralsten Punkt gesucht. Das ist Karl Knies, Ökonom der Universität Heidelberg. Das ist bemerkenswert, wo doch fast alle Ökonomie-Nobelpreisträger aus den US stammen und selbst US-Amerikaner sind.

1 „Gefällt mir“