Der Begriff "Servus"

Hallöchen

im Kirchenbuch Eckersdorf fällt mir heute der Begriff SERVUS auf. Bei einigen Taufpaten vor 1800 steht dabei, dass als Stand Servus eingetragen wurde. Ich habe nie Latein gehabt und Google übersetzt mir den Begriff als SKLAVE. Ist das wirklich so, waren das Sklaven? Wie muss ich mir das vorstellen, von wem sind sie Sklaven? Auch bei einem meiner Vorfahren steht Servus dabei.
Viele GrüßeSonja

auf Latein bedeutet Servus
Sei gegrüßt Willkommen.

Hallo Sonja,

sporadisch kann man das nicht beantworten. Die Bedeutung servus als
Sklave findet man zwar so im Stowasser,
sie passt aber nicht direkt zu den angesprochenen Kirchenbucheinträgen.

In den preußischen bzw. ost-elbischen Gebieten kann der Begriff "servus"
gelegentlich als Leibeigener übersetzt
werden (die Leibeigenschaft war erst zwischen 1807 und 1810 sukzessive
durch die Stein-Hardenbergschen-Reforen
abgeschafft worden).

In anderen Gegenden kannst Du servus mit Knecht, Knappe, Diener oder
auch Beamter ("losungi servus") übersetzen.

Quelle: Wilhelm Weidker/Paul Grun: Latein für den Sippenforscher,
Görlitz 1939, S. 157.

Hallo Sonja,

die Taufpaten dürften eher Knechte oder Diener gewesen sein, je nachdem, wo
ihr Arbeitsplatz war.
Suche bei Google mal die Übersetzung Deutsch Latein von "Knecht" oder
"Diener".

Viele Grüße

Brigitte (Schymura)

Guten Abend,
Ich hab zu dieser Antwort eine Frage.
War es nicht eher unüblich einen Knecht als Taufpaten zu benennen?
Hat man sich dazu nicht eher Familie mitglieder und Menschen gleichen
Standes ausgesucht die dem Kind im schlimmsten Fall ein gleichwertiges
Leben bieten konnte?

Ich kann hier nur von meinen Erfahrungen aus Westpreußen, aus dem KB
Krockow, KB Putzig, KB Neustadt und KB Bohlschau, KB Groß Jannewitz in
Pommern berichten.

Die damaligen Vorfahren meines Forschungsdorfes waren sehr standesbewusst.
Man heiratete standesgemäß und die Taufpaten waren gleichrangig, oder im
besseren Fall höher gestellt.

Herzliche Grüße
Marina

Hallo Marina,
also in Ostpreußen, im Kreis Mohrungen, war es durchaus üblich keine Verwandten als Paten zu nehmen. Einwohner gehobenen Standes (Pfarrer, Lehrer, etc.) haben hauptsächlich auch Paten aus ihren Reihen genommen, aber eben auch mal normalen bis unteren Ständen. Was dahinter steckte, kann ich nicht sagen, da ich niemanden mehr befragen kann. Aber die Fakten liegen auf der Hand, dass es nicht Familienmitglieder sein mussten. Es kam durchaus oft vor, dass Knechte für die Aufgabe gewählt wurden.
Viele GrüßeSonja

-----Ursprüngliche Mitteilung-----

Hallo Marina,

meine Antwort auf Sonjas Frage bezog sich auf die Übersetzung des Wortes
"servus" in der Rubrik Stand (der Taufpaten). Vom Stand der
jeweiligenTäuflingseltern schreibt sie in ihrer E-Mail nichts.

Viele Grüße

Brigitte (Schymura)

Guten Abend,

servus muss ja nicht unbedingt der Knecht oder Diener sein, sondern auch
"Bediensteter", also "Hausangestellter" einer sog. Standesperson.
Möglicherweise auch, im Österreichischen, ein Angestellter des Öffentlichen
Dienstes.

Gruß
Dietmar (Blum)