Sehr geehrter Herr Meininger,
Auf der Basis Ihrer sehr guten Vorarbeit habe ich versucht, noch das eine oder andere zu ergänzen oder zu berichtigen. Aber alles habe ich auch nicht rausbekommen, wie Sie sehen werden.
Möge es helfen.
Allzeit viel Forschererfolg wünscht nebst einem schönen Tag
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Peren
Memorabilia (Buchseite) 871
Dies ist nun das 3te Kirchen- Buch bey der Pfarre [Warnemünde].
Das 1te u[nd] älterte ist in bunten därmen (Mehrzahl von Darm) Pergament in 8. genähet und enthält ein
α/. Verzeichniß der getauften von a[nn]o 1671 bis 1729.
β/. “ “ copulirten von 1671 bis 1729. Ein Verzechniß der
gestorbenen und begrabenen von diesen Jahren habe ich nicht vorgefunden.
Das 2te Buch ist in roth Pergam.[ent] in fol[io] gebunden und enthält
α/. Ein Verzeichnis der Getauften von a[nn]o 1729 bis 1753 und zwar von
pag[ina] 265 bis 299. Noch Getaufte von a[nn]o 1754 bis 1771 und zwar
von pag.[ina] 342 bis 375.
β/. Ein Verzeichniß der Begrabenen von a[nn]o 1729 bis 1771 und zwar
von pag[ina] 308 bis 335.
γ/. Ein Verzeichniß der Copulirten von a[nn]o 1729 bis 1753 und zwar von pag.[ina]
301 bis 307. Noch Copulirte von 1754 bis 1771 und zwar von pag.[ina]
383 bis 388.
δ./. Viele Nachrichten von der Witterung, Viele Geschöhler [Geschlechter] in und auserhalb Eau-
des [Wasser, Meer, Fluß?], welche Niemanden nutzen. Weit nothwendiger und nüzlicher wäre es
gewesen, wenn die H.[errn] Vorfahren die Verstorbenen u[.] Begrabenen vollständi[-]
ger angezeichnet hätten. Fremde Personen, welche hier entweder gestor-
ben oder doch begraben worden, sind gar nicht im Todtenregister verzeich-
net worden. qua causa [aus welchem Grund]? kann ich nicht (gestrichen: ) weither (Streichung Ende) wißen. Meinem Herr Nach-
folger wird mit mir erkennen daß (gestrichen: ) das (Streichung Ende) es nothwendig sey, auch ganz fremde
Leichen, die hier beerdiget oder auch nur durchgebracht werden, im Todten[-]
register zu verzeichnen. Es kommen oft Nachfragen und man verlangt
Todten Scheine. Kurz (gestrichen: ) (kann ich nicht lesen)(Streichung Ende) will ich hievon eine merkwürdige Geschichte erzählen.
Schon a[nn]o 1773 kam eine Frau aus Breslau in Schlesien zu mir und suchte
Nachricht und Schein daß a[nn]o 1747 allhier ein reicher holländischer SchifsCapitain
begraben wäre. Zu deßen hinterlassenen Reichthümer, welche Tonnen Geldes seyn
solten, war die Frau die einzige rechtmäßige Erbin. Da mein Kirchen-Buch
schwieg, so konte weder (Einfügung im Zeilenzwischenraum darüber) mündl.[ichen] (Einfügung Ende) Nachricht noch (Einfügung im Zeilenzwischenraum darüber: )schriftl.[ichen] (Einfügung Ende) Schein geben. Bald darnach verlangten Obrig
keiten Nachricht von mir, ob gedachter Mann hier begraben wäre oder nicht. Und
auch diesen konte ich weiter nichts sagen als: im Kirchen Buch fündt ichs nicht; aber
in der Rechung des Glokken Geldes stünde eine fremde Leiche aufgeführt. Ob es
die sey, welche man suchte, könte ich nicht wißen. Was geschehe endlich? Viele kommen,
Geldes zu erhalten wagt man vieles. Alte Einwohner hiesiges Ortes (Einfügung im Zeilenzwischenraum: ) (gestrichen: ) wolen (Streichung Ende) machten (Einfügung Ende) viele
Warscheinlichkeit das die Leiche hier in der Kirche beerdiget sey. Das hatte die
Frau aus Breslau erfahren. Mit ihrer Pacht [?] (ich würde „Macht“ lesen, macht aber genau so wenig Sinn) konte sie nicht durchbricken [?] (ich würde „durchtreiben“ lesen, bin aber auch von meiner Lesart nicht überzeugt). Sie wandte
sich an Ihrre[n] König und durch diesen an unser[n] Hof. Ganz unerwartet kam
a[nn]o 1775 ein Königl.[ich] Preuß.[ischer] Secretair mit der gedachten (stimmt schon, gedacht = alte Formulierung für „schon genannt“) Frau und überreicht[en] mir das fürstl.[iche]
Befehl daß ich der Frau das Grab, welches sie mir in der Kirche anzeig[en] würde
für Gebühr eröfnen (ich würde eigentlich eher „erüfnen“ lesen) laßen solle. Es geschahe. Und man (Einschub imZeilenzwischenraum darüber: ) fand (Einschub Ende) auch würklich ain vermo-
dertes Sarg, einen Kopf mit einer schwarzen Mütze überzogen. Aber Gebeine und
Sarg von einem so (stimmt schon, das was Sie zweifelnd macht, ist die Unterlänge des Wortes „Kopf“ aus der darüber stehenden Zeile, aber wie gesagt, dieses komische Zeichen gehört in die Zeile darüber) reichen Manne mochten es wohl nicht sey[n]. Indeßen hatten sie
bekommen, was sie verlangt. Ob entscheidendes? daran zweifle [ich] (Achtung: auch hier sind wieder die Unterlängen der Buchstaben aus der Zeile darüber sehr störend, sodass das beginnende „z“ fast zur Unkenntlichkeit verkommt! Sollten Sie es nicht sehen, könnte ich mit dem Zeichenprogramm nachziehen, was zur oberen Zeile gehört und was in diese Zeile gehört), der Proceß dauert
noch immer fort. O wie reich hätte ich werden können, wenn im (Einfügung im Zeilenzwischenraum darüber: ) Kirchenbuch oder Grabe etwas befrie-
digendes wäre gefund[en] worden. Außer den 1/2 Eaisdos [?] (keine Ahnung, kann ich auch nicht lesen; wenn ich was sinnfrei lesen sollte, dann würde ich „Baid dos“ lesen was aber natürlich keinen Sinn macht) welchen ich pro Studio ac
labore bekam, ist mir noch vieles versprochen. Gewiß will ich nicht darauf trauen.
unerwartet etwas erhalten ist angenehmer. Ich will meinen H[errn] Nachfolger treu alle
Stükke verzeichen, damit sie sogleich die Schätze (stimmt schon) bey[m] aufschlag[en] in Empfang (hier ist das gleiche -pf- mit dem komischen Unterlängen-Haken wie oben beim „Kopf“) nehmen
könne. Warnemünde d[en] 3ten Jan[uar] 1776 (es folgt ein Abkürzungszeichen, welches meint: „nach der Geburt des Herrn Jesus Christus“).
Das 3te Buch in weiße[m] Pergam.[ent] in Fol.[io] Die Contenta (= Inhalt) suche man im Anfange. Schmiedekampf.