Auszug aus der Chronik Spitzkunnersdorf
Geschrieben 1924 von Rudolf Tzschaschel (Pfarrer i. R.)
Ist nicht Niederschlesien, aber nur 28 km davon entfernt.
Die Pfarrer, I.Teil
Pfarrer vor der Reformation
Ist auch eine vollständige Aufzählung nicht möglich, so sind uns doch
die überlieferten Aufzeichnungen von hohem Werte. Folgende Pfarrer sind
uns dadurch bekannt geworden:
1. Conrad, Pleban (Leutpriester), starb 1359
2. Johannes, von Bernhardsdorf, Priester der Prager Diöcese,
trat das Amt in Conradsdorf (Spitzcunnersdorf) am 8. März 1359 an,
eingeführt durch den Pleban von Heynwald (Hainewalde).
Im Jahre 1364 verzichtete er auf das Amt.
3. Petrus, Presbyter von Kamennicz, Meißner Diöcese, wurde am
16. Dezember 1364 durch den Pleban von Herwigsdorf eingeführt.
4. Johannes, verzichtete 1372.
5. Nicolaus, aus Zittau, Pleban 1. Juli 1372.
6.Petrus, starb 1392
7. Martin, 1393.
8. Marcus, war 1395 bis 1401 Verwalter des Dekanates Zittau.
9. Jesse, aus Görlitz, wahrscheinlich 1401 1428 . In den Gerichtsakten
des Konsistoriums zu Prag wird er in den Jahren 1420 1424 wiederholt
erwähnt, teils als Schuldner verschiedener Zittauer Bürger, teils als
Zeuge in einem Eheprozeß. Da es damals noch keine Kirchenbücher gab, aus
denen Zeugnisse über vollzogene kirchliche Handlungen aus gestellt
werden konnten,
so hatte er am 3. Juli 1422 persönlich zu bezeugen, dass er zwei Jahre
zuvor das Paar Gregorius= Margarethe getraut habe.
10. Jacobus Machsguth, laut Anstellungsbrief (crida) vom 29.
November1428; wurde durch den Pleban von Hainewalde eingeführt. 1429
ging er freiwillig nach Schönlinde als Pfarrer, während
11. Johannes, der Pleban von Schönlinde (Pulcra Tylia), durch Tausch
sein Nachfolger in Conradsdorf wurde. Der Anstellungsbrief ist datiert
13.Dezember 1429. Eingewiesen wurde er durch den Pleban Zeyff von
Henricivilla (Seifhennersdorf). Er starb 1433.
Die Ernennung seines Nachfolgers wird noch unter Angabe der Patronin
Sanna von Nostitz, die ihn präsentiert hat, registriert, doch fehlt ihn
der Niederschrift, datiert Zittau, 3. April 1433, der Name desselben.
Von dem Jahre 1433 bis zum Beginne der Reformation fehlen zurzeit die
Nachrichten über die Pfarrer in Spitzcunnersdorf. Vielleicht ist es
späteren Forschern vergönnt, die Lücke zu schließen.
Die Pfarrer seit der Reformation
1. Merten (Martin), eine Jahrzahl wird uns nicht genannt.
Daß er aber der Lehre Luthers zugetan war und um derselben viel zu
leiden gehabt hat, geht aus folgendem hervor. Bei einem das Kirchlehn zu
Leutersdorf betreffenden Prozesse sagte gemäß dem am 25. Juni 1614
in dem Schlosse zu Friedland aufgenommenen Protokoll ein Zeuge,
ein 90 jähriger Greis, aus, daß vor vielen Jahren der Pfarrer zu
Cunnersdorf zu Leutersdorf das Evangelium, wie es zum ersten in diesen
Landen lauter zu predigen aufbracht, geprediget. Weil aber der alte Herr
von Schleinitz noch auf dem alten Glauben gewesen, hätte er den Pfarrer
fangen und gegen Rumburg führen lassen, allda vier Wochen gefänglich
gehalten. Ein anderer Zeuge sagte aus, Daß Leutersdorf den Dezem
sonst nach Cunnersdorf habe geben müssen, weil aber der alte Weysdorf
arm und der alte Herr von Schleinitz gewaltig gewesen, hätte er den
alten Pfarrer,
Herr Merten, wegen des Evangelii fangen lassen. Beide Zeugen stimmen
also darin überein, dass die evangelische Lehre früh in Cunnersdorf
verkündigt, vorerst aber bekämpft worden ist, und zwar von dem Patron
über das Filial Leutersdorf, Georg von Schleinitz, dem Besitzer von
Niederleutersdorf.
Die Gefangennahme geschah 1546.
2. Jakob Fiedler von Lauban, Baccalaureus zu Friedland in Schlesien,
wurde 1547 am 19. Januar von Bugenhagen in Wittenberg ordiniert.
1560 wurde er als Pfarrer nach Jahna berufen, wo er 1565 starb.
Doch muß er Spitzcunnersdorf bereits früher verlassen haben; denn 1553
wird
3. Wolfgang Weihnaß (Weynast) genannt, zuvor Küster in Warnsdorf.
Er wurde am 5. April 1553 von Bugenhagen in Wittenberg ordiniert.
4. Bartholomäus Schroth aus Zittau, wurde am 8. August 1563
von Eber in Wittenberg ordiniert.
5. Philipp Stumpf aus Magdeburg, wurde am 25. März 1565
von Eber in Wittenberg ordiniert.
Er unterschrieb die Konkordienformel (Eintrachtsformel, am 28. Mai 1577
abgeschlossen, brachte den vorläufigen Abschluß der Kämpfe um die Lehre
in der lutherischen Kirche und wurde in der Folge von 86 ev.
Reichsständen [51 Fürsten und 35 Städten] und 9000 Geistlichen und
Kirchenlehrern angenommen und unterschrieben), wurde 1568 Pfarrer in
Spremberg
und starb 1598. Sein Name stand auf der kleinen Glocke von Jahre 1567.
6. Zacharias Hering aus Bischofswerda, wurde am 9. Mai 1568 von Eber in
Wittenberg ordiniert und ging als Pfarrer nach Ruppersdorf bei Herrnhut.
7. Georg Beyerling, wurde 1576 Substitut des Magisters Hieronymus
Scherffing in Herwigsdorf bei Zittau und 1577 Pfarrer hier.
8. Gallus Beylink, 1583. Zog weg.
9. Jakob Effenberger, geboren 1557 in Zittau als Sohn des Schmiedes
Jakob Effenberger. Er wurde 1584 hier Pfarrer, 1602 in Waltersdorf,
1608 Diaconus in Zittau, woselbst er am 15. Mai 1610 starb.
In der Kreuzkirche zu Zittau ward er begraben. Carpzow führt ihn unter
den dritten Geistlichen an der Sankt Johanniskirche zu Zittau auf mit
dem Titel Diaconus oder Dienstagsprediger.
10. Melchior Horning 1602.
11. Gregor Roscher aus Zittau 1605, wurde 1613 Pfarrer in Gabel.
Von dort wurde er 1624 vertrieben, kehrte in seine Vaterstadt zurück und
starb daselbst 1632. Die Inschrift auf seinem Leichensteine hat uns
Carpzow überliefert: Anno 1632 den 10. Nov. Ist im Herrn entschlaffen,
der Ehrwürdige, Achtbare und Wohlgelahrte Herr Gregorius Roscher,
gewesener Pfarr zu Gabel in Böhmen 11 Jahr.
Im Exilio aber allhier 9 Jahr, seines Alters 55 Jahr. 2. Tim. 4.
Ich habe einen guten Kampf pp.
12. Augustin Holtzhammer, geb. 1593 in Leipa Böhmen, 1614 Pfarrer hier,
wurde 1634 nach Lissa bei Görlitz berufen, wo er am 1. Advent 1651 die
neuerbaute Kirche einweihte. Seine Ehefrau war Anna geb. Hänisch aus
Zittau. Eine hier geborene Tochter Martha geb. 3. Januar 1632 wurde
die Gattin des Pfarrers Storch (Nr. 15). Tragisch war sein Ende. Am 25.
Februar 1655 wurde er im Felde tot aufgefunden. Er hatte sich auf dem
Rückwege von dem nach Lissa eingepfarrten Dorfe Grund befunden.
An diesem Tage herrschte Tauwetter.
Nach Holtzhammers Weggang war das Pfarramt zwei Jahre lang unbesetzt.
Das Dorf war in Folge der Pest beinahe ausgestorben.
Die Gottesdienste wurden von den Nachbargeistlichen gehalten,
hauptsächlich von dem Pfarrer zu Hainealde.
13. Peter Pauli, Sohn des Pfarrers Pauli in Arnsdorf, wurde 1636
hierher berufen. Ging aber 1644 nach Sohland, wo er in demselben Jahre
gestorben ist.
14. Jakob Berthold, aus Leipa in Böhmen gebürtig, ein feiner gelehrter
Mann nach dem Urteil seines hiesigen Amtsnachfolgers. Er war von 1638
bis 1644 Pfarrer Großhennersdorf, wurde dort aber des Amtes enthoben und
nahm sich der eben damals verwaisten hiesigen Gemeinde an. Da ihm aber
die Patronatsherrschaft keine Vokation geben wollte und also die
Bestätigung versagte, so zog er um Michaelis 1652 nach Seifhennersdorf,
wo er eine Privatschule hielt. Er war der Schwiegersohn des dortigen
Pfarrers Felmer, den er in seinem Alter im Pfarramte mit unterstützte.
15. Laurentius Storch (1652 1708) war ein außerordentlicher Sammler,
dem wir viele Nachrichten der Vorzeit verdanken, von seinem Nachfolger
ein beliebter und treuer Diener Gottes genannt.
Er war am 6. Februar 1628 zu Görlitz geboren, ein Sohn des Oberältesten
der Fleischer und Ratsfreundes Lorenz Storch. Seine Studien in Görlitz
waren durch die Kriegswirren sehr gestört, da er drei Jahre lang dem
schwedischen Kriegsvolke Tag und Nacht aufwarten, auch 1641 seinen Vater
öfters bei der Schanzarbeit ablösen mußte. Nach dem Brande von Görlitz
1642, bei welchem seine Eltern alles verloren, ging er zur Fortsetzung
seiner Studien nach Thorn, später nach Leipzig. Am 3. Advent (15. Dez.)
1652 wurde er in das hiesige Pfarramt eingeführt, nachdem er am 23.
Sonntage nach Trinitatis
hier eine Gastpredigt gehalten und am 5. Dezember desselben Jahres
vor dem Oberkonsistorium in Dresden die Ordination empfangen hatte.
1653 verheiratete er sich mit Martha Holtzhammer, der Tochter seines
dritten Vorgängers, damals in Lissa bei Görlitz.
Der Ehe entsprossen sechs Kinder. Nach 56 jähriger Amtierung starb der
begnadete Jubelprediger 80 jährig am 13. Mai 1708, Sonntag Rogate,
nachts ½ 3 Uhr. Am Himmelfahrtstage wurde er feierlich beigesetzt.
Seine Gattin war bereits am 23. April 1698, und zwar plötzlich am
Schlagfluß gestorben. Zur Zeit des Pfarrers Storch wurde das jetzige
Pfarrhaus gebaut (1695 1697). Er hat auch 1652 das erste Kirchenbuch
angelegt.
(Ist nach einer Restaurierung in sehr gutem Zustand, W.Otto)
16. Christoph Elger, geboren 23. Dezember 1670 zu Marklissa.
Sein Vater war Christoph Elger, Bürger daselbst, seine Mutter Maria
geb. Burkhardt. Seine Vorbildung erhielt er in Marklissa und Zittau und
bezog 1691 die Universität zu Leipzig. Am 18. Januar 1700 wurde er
Substitut des Pfarrers Storch, dessen Tochter Anna Sophia er noch in
demselben Jahre heiratete, und folgte ihm 1708 im Pfarramte. Die Kinder
der Ehe waren:
1. Martha Maria, geb. 29. November 1700, verheiratet an den
Schulcollegen Thomä in Marklissa. 2. Christoph Gottlieb, sein Nachfolger
im Amte.
3. Helena Sophia, geb. 10. April 1706, verheiratet 1731 an den
Kunstmaler Gottlob Christian Michaelis in Zittau. 4. Samuel Liebfried,
geb. 31. Januar 1710, gestorben 16. Juli 1716. Unter Christoph Elger
wurde die jetzige Kirche erbaut. Von ihm erschien in Druck: Die lautere
Catechismusmilch, worin Lutheri Catechismus in Fragen und Antworten
erklärt pp. Zittau 1712. Nach langem Siechtum starb er am 19.
Oktober1734, nachdem ihm wenige Tage zuvor sein Sohn als Substitut
bestimmt worden war.
Seine Witwe starb am 22. Februar 1746 hier.
17. Magister Christoph Gottlieb Elger, des vorigen Sohn, geb. 22.
Oktober 1702. Als Zittauer Gymnasiast schenkte er der Kirche bei der
Einweihung
(18. November 1716) derselben eine zinnerne Weinkanne. 1721- 1724
studierte er in Wittenberg Theologie und wurde 1734 zum Substituten
seines schwerkranken Vaters berufen. Während er zur Ordination in
Dresden abwesend war, starb sein Vater. So wurde er unmittelbar nach der
Ordination sein Nachfolger. Am 12. Januar 1736 vermählte er sich Rahel
Christiana Schnabel, Tochter des Pastors substit. Abraham Schnabel in
Volkersdorf.
Im Jahre 1756 wurde er als Pfarrer nach Hainewalde berufen, wo er am
12. Januar 1761 starb.
Noch hatte er an jenem Tage bei scheinbar bestem Wohlsein an einer
Hochzeit im Orte teilgenommen, als er bei der Rückkehr nach seiner
Wohnung unterwegs von einem heftigen Steckfluß überfallen wurde, der
seinen Tod rasch herbeiführte. Man konnte ihn in der Eile nur bis in das
in der Nähe gelegene Haus eines Tischlers bringen. Der 12. Januar war
einst auch sein Hochzeitstag gewesen. Die Witwe folgte ihm am 21.
Februar 1772 im Tode.
18. Magister Daniel Neumann, ordentliches und Ehrenmitglied der
Fürstlich Anhaltischen Deutschen Gesellschaft der freien Künste und
Wissenschaften zu Leipzig und Zittau. Er war am 25. Dezember 1717 in
Hainewalde als Sohn des Erb= und Lehnrichters Balthasar Neumann und der
Helene geb. Wagner geboren. 1733 wurde er in Zittau zunächts privatim
von dem Kanditaten Mag. Ephraim Ludewig in den alten Sprachen
unterrichtet und trat 1735 in das Gymnasium daselbst ein. Als Zittauer
Gymnasiast hat er in der hiesigen Kirche die Parentationsrede bei dem
Begräbnisse des am 1. März 1737 verstorbenen Gerichtsältesten Christian
Just gehalten. Am 28. Juni 1737 trat er in das Elisabeth= Gymnasium zu
Breslau ein und studierte 1739-1742 in Wittenberg Theologie und
Philosophie. 1741 erwarb er sich die Magisterwürde.
Nach kurzem Aufenthalt in der Heimat wurde er 1743 Hofmeister bei Herrn
von Gersdorf auf Hermsdorf bei Ruhland, 1745 im Hause des Herrn von Kyaw
auf Friedersdorf, 1747 Pastor substitutus in Oberullersdorf, 1756
Pfarrer
in Spitzcunnersdorf. Bei seiner Übersiedlung von Ullersdorf nach
Spitzcunnersdorf hatte er unter den Drangsalen des eben ausgebrochenen
Siebenjährigen Krieges schwer zu leiden. (Kap. Kriege). In Ullersdorf
hatte er sich am 30. September 1748 mit Regina Elisabeth Schöne, der
Tochter des herrschaftlichen Gerichtshalters Johann Georg Schöne in
Hainewalde vermählt. Elf Kinder entsprossen der Ehe, von denen zwei hier
geboren sind:
Beata Salome, geb. 5. Juni 1758, verheiratet an den Schulmeister Flössel
hier, und Gotthelf Friedrich, geb. 1. September 1760, gestorben 27.
Oktober 1763. Acht Kinder sind vor ihm gestorben, darunter ein Sohn
namens Daniel als Student der Theologie in Wittenberg (1781). Außer der
oben genannten Beata Salome überlebten ihn noch zwei Töchter: Christiana
Tugendreich, gestorben 1819 unverheiratet, und Johanna Friederike,
welche 1788 den Schulmeister Rösler in Reichenau heiratete und 1824 dort
gestorben ist.
Im Jahre 1761 wurde Mag. Neumann als Pfarrer nach seinem Geburtsorte
Hainewalde versetzt. Auch dort blieb ihm das Kreuz nicht erspart.
Nach mancherlei weiteren Heimsuchungen ist er am 1. August 1783 daselbst
gestorben. Seine Gattin folgte ihm am 30. Mai 1790 im Tode nach.
Ein geschriebener Lebenslauf von ihm liegt in dem Hainewalder
Pfarrarchiv. Eine menge Betrachtungen, gelehrte Abhandlungen, auch
Erzählungen und Gedichte hat Neumann hinterlassen.
Viele Grüße aus dem tief verschneiten
3 Bockwindmühlendorf Oberoderwitz (südl. Oberlausitz)
Wolfgang (OTTO)
* 1943 in Zirlau Krs. Schweidnitz
nach der Vertreibung in Spitzkunnersdorf die Schule besucht.
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