Hallo Martin!
Wenn ich so spontan auch nicht alle Fragen beantworten kann, so kann ich doch zu zwei was beisteuern.
Ein Heuerling ist nichts anderes als ein Tagelöhner, der halt immer wieder "angeheuert" wird für alle möglichen Arbeiten und nicht einem bestimmten Beruf nachgeht. In den kleinen Dörfern waren die Dorfeinwohner häufig Heuerlinge oder auf den einzelnen Höfen lebten oft landlose Mägde und Knechte die auch als Heuerlinge bezeichnet wurden.
In Westfalen sind die Familiennamen vielfach aus den Namen der Höfe hervorgegangen, wobei der Name des Hofes dominant ist. Die Menschen trugen den Namen des Hofes auf dem sie lebten, der nicht unbedingt ihr Geburtsname war. Der Johann Jürgen Quest war wahrscheinlich (die Eintragungen in den Kirchenbüchern gehen da manchmal durcheinander) ein geborener Quest und hat auf den Wittbrodthof eingeheiratet. Entweder hat er die Hoferbin geheiratet oder möglicherweise auch die Witwe des Hofinhabers. Die Kinder heißen dann wie der Hof, aber auch darauf ist kein Verlaß, denn manchmal sind auch einzelne Kinder unter dem Geburtsnamen des Vaters eingetragen. Also immer nach allen Namen suchen!
Üblich war auch die Version den Hofnamen als Genanntnamen anzuhängen, also beispielsweise Quest genannt Wittbrodt(genannt oft gt. abgekürzt). Auch dann findet sich manchmal in den Kirchenbüchern alles quer durcheinander, mal Geburtsname, mal der Hofname, mal die Kombination aus beiden.
Problematisch ist die Dominanz der Hofnamen für den Familienforscher, da sich die familiären Zusammenhänge oft nicht auf Anhieb ergeben. Verwandte tragen oft unterschiedliche Namen und Träger gleicher Namen sind oft nicht miteinander verwandt. Heiraten beispielweise drei Brüder auf drei verschiedene Höfe ein tragen sie drei verschiedene Namen und keiner führt mehr seinen Geburtsnamen.
Erbt eine Tochter den Hof kann sie damit den Geburtsnamen an ihre Kinder weitergeben, da ihr Mann den Hofnamen annimmt. Würde die Hoferbin versterben und der eingeheiratete Hofbesitzer heiratet erneut, tragen auch die Kinder aus der zweiten Ehe den Hofnamen, obwohl sie mit der ursprünglich auf dem Hof sitzenden Familie überhaupt nicht verwandt waren. Da das alles noch nicht kompliziert genug ist, kommt dann natürlich noch hinzu, daß wenn ein Hof vakant war und er neu verpachtet wurde, die neuen Hofbesitzer dann auch wieder den Hofnamen annahmen. Gibt es in einem Dorf oder einer Region mehrere Familien gleichen Namens, so sind die Namensträger nicht unbedingt miteinander verwandt. Manchmal kommt man bei den Forschungen nur weiter, wenn man die Hofakten der jeweiligen Grundherren in den verschiedenen Archiven einsieht.