Blogs kurz vorgestellt: "Aktenkunde"

Originally published at: Blogs kurz vorgestellt: "Aktenkunde" • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

„Aktenkunde. Aktenlesen als historische Hilfswissenschaft“ ist das Blog des Archivars Dr. Holger Berwinkel (jetzt Universitätsarchiv Göttingen, früher Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes). Die Beiträge dort zu verfolgen, ist für diejenigen Familienforscherinnen und -forscher von Interesse, die sich über die Ermittlung biographischer Daten aus Kirchenbüchern und Personenstandsregistern hinaus tiefergehend mit historischen Quellen in Archiven befassen und diese verstehen möchten.


Was bietet das Blog?

Laut Selbstauskunft verfolgt es u. a. das Ziel, „die notwendige, aber kaum akademisch vermittelte Grundlage der Archivarbeit zu popularisieren“. Aktenkunde – als hilfswissenschaftliche Grundlage der Archivarbeit – untersucht die Entstehungsprozesse von Archivunterlagen und klärt anhand formaler Merkmale von Schriftstücken, wie Entscheidungen in Institutionen zustande kamen.

Holger Berwinkel zeigt dies exemplarisch vor allem anhand der Untersuchung zeitgeschichtlicher Dokumente. Beispielhaft genannt seien die Serien kurzer Texte (Miszellen) zur Emser Depesche (1870) und zum Wannsee-Protokoll (1942), aber auch Einzelbeiträge wie zum preußischen Kronprinzenprozess von 1740, zu „70 Jahre Grundgesetz“ oder zu „Boris Johnsons Kabinettakten“.

Einer von verschiedenen roten Fäden, die sich durch die Blog-Beiträge ziehen, ist die Beschäftigung mit der Echtheit (Authentizität) von Quellen. Denn natürlich helfen aktenkundliche Kenntnisse auch, Fälschungen zu entlarven. Zwei Beispiele für solche Beiträge sind die Zerpflückung der sogenannten „Kanzlerakte“ und die Auseinandersetzung mit dem Geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt, dem Plan zur Aufteilung Polens und Osteuropas.

Dass Fachwissen von trockenem Witz begleitet sein kann, zeigen Beiträge wie derjenige über die (kaum leserlichen) Randbemerkungen des Außenministers Hans-Dietrich Genscher oder die Literaturanzeige zur Eisenbahn-Aktenkunde.

Natürlich kommt auch die Fachliteratur nicht zu kurz. Wer tiefer in die Materie der Aktenkunde einsteigen möchte, findet in der Basisbibliographie gute Orientierung.

Es ist selten, dass im Blog „Aktenkunde“, das im Jahr 2013 startete, mehr als durchschnittlich ein Beitrag pro Monat erscheint, Qualität geht vor Quantität. Doch über die Jahre ist ein Fundus von Beiträgen gewachsen, von denen viele zeitlos sind. Die Schlagwörter-Wolke lädt zum Stöbern ein!

Anmerkung der Redaktion: In dieser Serie stellen wir in unregelmäßigen Abständen ein Blog vor, das genealogischen, historischen oder archivischen Themen gewidmet ist. Haben Sie einen Vorschlag? Dann schreiben Sie uns an news@genealogy.net.