Blogs kurz vorgestellt: Ahnenforschungsreise Ostsee

Originally published at: Blogs kurz vorgestellt: Ahnenforschungsreise Ostsee • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Mit dem Medium Blog hat auch die Genealogie eine digitale Kommunikationsform gewonnen, mit der es möglich ist, Informationen, Nachrichten und Meinungen auf einfache Weise papierlos zu publizieren. Familienforscher und genealogische Vereine können damit neben oder statt herkömmlicher gedruckter Mitteilungen und Abhandlungen ihren Adressatenkreis schnell, kostengünstig und flexibel erreichen.


Auf der Suche nach Blogs, die dieses Medium nutzen, um Familiengeschichte jenseits der genealogischen Grunddaten zu schreiben, traf ich auf die Blog-Äußerungen von Janine Stellmacher.

Alles begann bei ihr mit einem Koffer voller Fotos. Und dann lesen wir:

Seit Sommer 2017 forsche, lese und schreibe ich wie verrückt zu meiner Familiengeschichte und habe nicht nur viele Einblicke in meine Familie gewonnen, sondern erfahre auch über das harte Leben in den verschiedenen Jahrhunderten und der norddeutsche Geschichte und am Ende auch eine Menge über mich.

Da muss viel Material zusammengekommen sein. Die Autorin hat es mit eigener Systematik, zu der Flipcharts und Excellisten gehören, geordnet. Und dann unter dem Motto Ahnenforschungsreise an der Ostsee / Hedeby bis Rostock zu knappen literarisch verdichteten Texten kondensiert. Genealogische Forschung und Heimatgeschichte sind das Grundgerüst, über dem sie ihre kurzen Jahrhundertdarstellungen (16. bis 19. Jhdt) formt. Die so entstandene Abstraktion erinnert mich ganz entfernt an Gustav Freytags Ahnen. Allerdings schreibt Janine natürlich keinen Roman. Aber auch sie ergänzt konkrete Ereignisse mit Fantasie und Erfindung, die sich wiederum an geschichtlichen Fakten orientieren. Ein Auszug:

Die zur Diele offene Wohnnische, mit Zugang zum Dachboden – die Lucht – wird im Sommer bewohnt, im Winter ist der Familientreffpunkt die Döns. Am Ende des Wohnhauses liegen weitere Schlaf- und Wohnräume. – Butterfässer, reparaturbedürftige Dreschflegel sowie große Mehlsäcke schmücken den Boden der langen Diele. Tipplig-kleine Füße des lütten Asmus hinterlassen Abdrücke im umgeschütteten Mehl, dass seine Mutter eigentlich zum Backen bereit gestellt hat. Er bückt sich und pustet mit Leibeskräften in die hügelige Mehllandschaft und hustet auf, als die staubige Mehlwolke sein kleines Gesicht erreicht.
Asmus wurde im Jahr 1580, knapp 70 Jahre nach Entstehung der Reformationsbewegung, in Groß Rünz im Schönberger Raum geboren – mitten im alltäglichen Geschehen auf der kleinen Dielengasse. Seine Mutter, eine kräftige und anpackende Frau.
….

Dass zur Familienforschung auch ein tiefer Blick in die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge wichtig ist, hat sich inzwischen wohl durchgesetzt. Die Autorin erlaubt uns einen Einblick in ihr Lesestudium:

Jetzt, wo genügend Zeit vorhanden ist und man die Forschung weiterführen könnte, lese ich mich lieber durch meine neu erworbenen Bücher, die sich mittlerweile wie Miniaturhochhäuser mit Gässchen stapeln – ….

Unter der Rubrik „Ahnenforschung für Anfänger“ berichtet sie ihre eigenen Erfahrungen. Janine Stellmacher verwendet für ihren Webauftritt die kostenlose Blogsoftware von wordpress.com, ein modernes flippiges Theme und opulentes Bildmaterial von Pixabay.

Bleibt diese Webdarstellung Episode oder dürfen wir noch weitere Texte in dieser Form erwarten? Wir sind gespannt.

Anmerkung der Redaktion: In dieser Serie stellen wir in unregelmäßigen Abständen ein Blog vor, das genealogischen, historischen oder archivischen Themen gewidmet ist. Haben Sie einen Vorschlag? Dann schreiben Sie uns an news@genealogy.net.