Liebe Listenmitglieder,
nun noch der Bericht �ber die Erkenntnism�glichkeiten und Auswertungen der Analyse der Y-DNA und der mtDNA.
Vorher noch einige Nachtr�ge:
1. Eine Weiterleitung meiner Mails an andere genealogische Listen ist erlaubt.
2. Ein Screenshot des Chromosomenvergleichs bei FTDNA:
http://www.lenz-kemper.de/Bild1.jpg
3. Ein Hinweis: Wer in den USA (bei National Geographic oder FTDNA) mit der Kreditkarte bezahlen will, muss seinen Namen und seine Adresse genau so angeben, wie es f�r die Kreditkarte gespeichert ist, und das in der amerikanischen Form angeben:
Hans F. Mustermann
11, Musterstr.
Musterstadt 12345
Germany
Grund: Es erfolgt eine Sicherheits�berpr�fung, die sich auf die Hausnr. und PLZ bezieht, die daf�r an der richtigen Stelle stehen muss.
4. Die Frage nach der Sprache: Ich werde mehrfach gefragt, ob man bei FTDNA etc. mit geringeren Englischkenntnissen zurechtkommt. Das ist schwer zu beantworten, denn was sind "geringe" Englischkenntnisse? Auf jeden Fall kann ich sagen: FTDNA ist eine amerikanische Firma; die Homepage ist nur auf englisch. Gleiches gilt f�r Geno 2.0
Die Seite mit den Ergebnissen ist klar strukturiert. Grundlegende Englischkenntnisse sind sicherlich erforderlich; ich meine allerdings, dass man sich auch mit wenig Englisch-Erfahrung orientieren und vor allem die Ergebnisse verstehen kann. Die "Treffer" etc. sind graphisch aufbereitet.
Jetzt zur Sache:
DIE Y-DNA
Bei der Analyse des Y-Chromosoms werden zwei verschiedene Arten von punktuellen Besonderheiten untersucht (f�r Kenner: bis zu 111 STR und ggf. einige tausend SNP). Anhand dieser Werte lassen sich die individuellen Y-Chromosomen innerhalb des Stammbaums des Y-Chromosoms aller Menschen einordnen. Punktuelle Ver�nderungen sind mehr oder weniger genau datierbar und auch lokalisierbar. Hier ist in der wissenschaftlichen Forschung aktuell sehr viel in Bewegung (auch, weil FTDNA mit dem neuen Big-Y-Test hier deutlich verfeinerte Analyseverfahren einsetzt), so dass viele Aussagen unter Vorbehalt stehen. Gerade erst ist der Teil-Stammbaum des Y-Chromosoms I2a2a deutlich umgestaltet worden.
Das individuelle Y-Chromosom l�sst Aussagen �ber die "gro�e" Geschichte der direkten Vorfahren in m�nnlicher Linie - und zwar gemessen in Jahrtausenden, also in ganz anderen Zeitr�umen als sie der normale Arbeitsbereich der Genealogie sind.
Gleichzeitig erlaubt die systematische Untersuchung der Entwicklung und Verbreitung der verschiedenen Y-Chromosomen Aussagen �ber historische BEv�lkerungsentwicklungen und Wanderungsbewegungen.
F�r die Genealogie im engeren Sinne ist das Y-Chromosom interessant, um Verwandtschaft in der direkten m�nnlichen Linie zu beweisen. Das k�nnte dann interessant sein, wenn etwa bei Tr�gern desselben Namens eine Verwandtschaft vermutet wird, aber mit Quellen nicht zu belegen ist.
Bei FTDNA erh�lt man als Ergebnis eine Auflistung der individuellen genetischen Marker sowie eine Zusammenstellung der Personen, mit denen man zumindest teilweise im Y-Chromosom �bereinstimmt. Dabei gilt wieder: Je weniger Unterschiede, desto n�her, je mehr Unterschiede, desto weiter verwandt. Die nachweisbare weitere Verwandtschaft kann dann durchaus hunderte oder tausende von Jahren zur�ckliegen - aber einen verbindet die direkte m�nnliche Linie.
Als Beispiel habe ich die Herkunftsorte meiner "Y-Verwandten" kartiert, sofern der Geburtsort der Vorfahren vor 1750 bekannt ist:
Das Verbreitungsmuster Westdeutschland, Benelux und S�dengland legt m.E. nahe, einen Zusammenhang mit den "Germanen" anzunehmen.
Dar�ber hinaus bietet FTDNA diverse "Projekte" zu einzelnen Familiennamen oder zu Orten / Regionen: Ein Projekt dient der n�heren Erforschung eines m�glichen Zusammenhangs innerhalb eines Namens oder einer Gegend. So gibt es etwa f�r meinen Namen das Projekt "Kemper", in dem man das Y-Chromosom aller angemeldeten Kempers im Vergleich aufrufen kann - meine Kemper-Linie steht dabei bislang v�llig isoliert da. �hnlich gibt es regionale Gruppen, etwa Y-Deutschland: Hier lassen sich die Y-Chromosome derer vergleichen, die aus Deutschland stammen. Ich w�rde mich hier vorstellen, gelegentlich ein Projekt "Sauerland-DNA" einzurichten, gerade auch deswegen, weil im vorigen Jahr eine interessante Studie zu Genuntersuchungen an jungsteinzeitlichen Skeletten aus dem Sauerland ver�ffentlicht worden ist. Da w�re es interessant zu schauen, inwieweit sich die besondere Genmischung der jungsteinzeitlichen Sauerl�nder noch heute findet (oder auch nicht).
Die Idee dahinter ist, dass bei gleichem Namen oder gleicher Herkunft mit gr��erer Wahrscheinlichkeit �hnlichkeiten bestehen.
Der ERTRAG ist hier sicher insgesamt gr��er, wenn man sich f�r die gro�en Zusammenh�nge und lange Zeitr�ume interessiert; genealogisch ist das Y-Chromosom interessant, wenn man mehrere Familienzweige zusammenf�hren m�chte.
DIE mt-DNA
Hier gilt im Wesentlichen dasselbe wie f�r das Y-Chromosom: Aussagen betreffen v.a. gro�e Zeitr�ume. FTDNA weist diejenigen aus, die eine mehr oder weniger �hnliche DNA haben wir man selbst; in "Projekten" sind Vergleiche etc. m�glich.
WEITERE AUSWERTUNGSM�GLICHKEITEN (anbieterunabh�ngig)
FTDNA erlaubt es, alle relevanten Daten als ROhdaten in kompatiblen Formaten herunterzuladen. Das gilt sowohl f�r die Analyseergebnisse im Detail als auch f�r die Liste der "Treffer", die mit genauer Angabe, auf welchem Chromosom welche �bereinstimmungen bestehen, bereitgestellt werden.
Diese Rohdaten k�nnen dann f�r weitere Auswertungen genutzt werden. Davon m�chte ich einige kurz nennen:
Bei Yahoo gibt es zu den verschiedenen Y- und mt-Untergruppen Foren bzw. Mailinglisten, auf denen die neuesten Erkenntnisse mitgeteilt und/oder diskutiert werden.
Gedmatch: http://www.gedmatch.com/
Gedmatch erlaubt es, die genetischen Analyseergebnisse unabh�ngig von der Testfirma zu vergleichen. Dazu muss man seine Rohdaten z.B. von FTDNA downloaden und dann zu Gedmatch hochladen. Damit ist man nicht an die Datenbank von FTDNA gebunden, sondern kann seine Daten vergleichen mit anderen, die bei www.23andme.com, ancestry.com, igenea.com, britainsdna.com etc. getestet haben. Dies vergr��ert die Menge an Vergleichsmaterial und die Zahl m�glicher "Treffer".
DNAGedcom: http://www.dnagedcom.com/
DNAGedcom erlaubt eine verbesserte Auswertung der Family-Finder-Ergebnisse von FTDNA. Bei FTDNA kann man n�mlich nur 5 Personen zugleich vergleichen; bei DNAGedcom kann man sich alle Treffer zugleich anzeigen und anschaulichen graphisch darstellen lassen.
Das sieht dann z.B. so aus:
http://www.lenz-kemper.de/Bild2.jpg
Hier sieht man, wie ich auf Chromosom 22 eine ganze Reihe von "Treffern" habe, mit denen ich etwas unterschiedlich lange DNA-Abschnitte teile.
Genome Mate: https://www.genomemate.org/
Der Genome Mate ist ein kleines Analyseprogramm, mit dem man seine eigenen Daten offline auf dem eigenen Rechner analysieren kann. Vor allem kann man graphisch darstellen, welcher Chromosomenabschnitt von welchem Vorfahren stammt.
Diverse Spezialprogramme und -progr�mmchen findet man unter
http://www.y-str.org/tools/
Hier findet man unter http://www.y-str.org/tools/neanderthal-dna/ auch das Neandertaler-Genom, um es mit dem eigenen zu vergleichen.
Abschlie�end weise ich auf einen lesenswerten Blog hin:
Damit m�chte ich meine kurze Reihe schlie�en. Auf einen Teil der Fragen, die mir zugegangen sind, habe ich schon geantwortet; weitere Fragen werde ich gesammelt oder individuell beantworten.
Mit freundlichen Gr��en
Tobias A. Kemper