Guten Tag,
bei der Arbeit mit dem KB Hertwigswalde einige Beobachtungen zu Patenschaften mit der Bitte um KOmmentare (vergleichbare oder anderslautende Beobachtungen):
a) Üblicherweise stammen die Paten aller Kinder eines Ehepaares überwiegend aus zwei "Patenfamilien" (oft Ehemann und Ehefrau jeweils im Wechsel; ggf. später auch erwachsene Kinder).
b) Insbesondere beim ersten Kind teilweise einmalig ein Vertreter der Herrschaft (Scholz, Amtsverwalter ...).
c) Die Paten stammen oft, aber nicht immer aus der Verwandtschaft; nach meinem Eindruck nimmt nach 1750 der Anteil der Paten aus der Verwandtschaft zu.
d) Vor 1750 scheint teilweise zu gelten: ein Pate aus der Verwandtschaft, ein Pate aus dem sozialen Umfeld / der Herrschaft (Scholz, Erbmüller, in Hertwigswalde: Wirtschaftsburggraf, Hofbräuer, Hofmeister).
e) Am wichtigsten erscheint mir: Die Paten aus der Verwandtschaft scheinen ganz überwiegend von der Seite der Mutter zu kommen. Ich habe schon eine ganze Reihe von Fällen, wo der Kindsvater nachweislich einen Bruder am Ort hatte - aber niemals tritt der Bruder als Pate auf. Das ist leicht daran erkennbar, dass die Paten so gut wie nie den gleichen Familiennamen haben wie der Täufling (gilt bis 1750; um 1800 auch Onkel väterlicherseits als Paten).
f) Die Konstanz der Paten bei allen Kindern eines Paares kann helfen, Lücken im Heiratsbuch auszugleichen. So patet in Hertwigswalde ca. 1700-1725 eine Zeitlang Apollonia, Tochter des Scholzen Christoph Michel - und wird dann bei den gleichen Familien ersetzt durch Apollonia, Frau des Scholzen Albin Hertwig - ein klarer Hinweis darauf, dass Albin Hertwig Apollonia Michel geheiratet hat und Nachfolger seines SChwiegervaters als Scholz geworden ist.
g) Insbesondere auswärtige Paten scheinen aus der Verwandtschaft zu stammen. Treten in Hertwigswalde plötzlich bei einer Familie Paten aus Oberpomsdorf auf, ist das ein Hinweis, dass die Familie (bzw. die Ehefrau) von dort stammt.
Über Kommentare und Ergänzungen freue ich mich. Insbesondere interessieren mich Beobachtungen zu (e).
Viele Grüße
TK