Sehr geehrter Herr Hanssen
Erstens die meisten Register waren nach meiner Meinung keine
Originale. Immer hiess es "Geburts--Neben-Register,
Heiraths-Neben-Register, Sterbe-Neben-Register". Hat man
damals in Deutschland keine zwei Originalexemplare
angefertigt, wie frueher in Frankreich und heute noch immer
in den Niederlanden? Hat man die Mormonen nicht die Orginale
zugetraut?
Ich forsche ebenfalls im Kreis Angerburg, allerdings in Engelstein. Die
Zivilstandsregister, die die LDS von Engelstein gefertigt hatten, haben
ebenfalls den Vermerk "Mit dem Hauptregister verglichen" oder so ähnlich.
Warum? Wieso? Weshalb? - Ich weiß nicht. Sicher wird man aus Sorgfalt heraus
die Daten von Anfang an redundant erfasst haben.
Zweitens die grosse Anzahl von nicht-deutsche Familiennamen.
Nicht nur Awizio, sondern auch z.B. Gamballa, Lalla,
Kowolowski etc. etc. Was sprachen die Leute dort eigentlich?
Wie deutsch war die Bevoelkerung eigentlich?
Hierzu kann ich wesentlich mehr sagen oder besser: schreiben.
Lieber Herr Hanssen, es würde ausufern, wenn ich mich hier
unterstützenderweise auf die Geschichte Ostpreußens berufen würde. Bitte
schauen Sie hierzu auf einschlägigen Seiten im Web nach und dann werden Sie
vielleicht auch der Meinung sein, dass so "urdeutsch" das ostpreussische
Gebiet oder zumindest die dort lebenden Menschen nicht waren. Allein die
mehrfachen Teilungsorgien Polens beginnend vor über 200 Jahren machten aus
Polen nicht sofort zwangsläufig Deutsche und umgekehrt. Die Menschen
vermischten sich. Ich habe in meinen OBITZ Vornamen wie Ludwike oder
Nachnamen wie LENKAITIS, eingedeutscht: LENKAIT, die auf litauisch-baltische
Herkunft verweisen. Andererseits gibt es die Familie PRZYSTAW, die in
Ostpreußen heimisch war (ich weiß nur nicht wo genau?), die zu Beginn des 20
Jh. ins Ruhrgebiet zog, um später in Teilen nach Ostpreußen zurückzugehen.
PRZYSTAW ist eindeutig polnischen Ursprungs.
Ich denke mal Ostpreußen hatte eine gemischte Bevölkerung. Meine Onkel (lebt
noch) erzählte mir, dass er als Junge immer mit anderen, auch polnischen
Jungen gespielt hatte.
Die polnische Bevölkerung hatte in den deutschen Gebieten wahrscheinlich
nicht allzuviele Rechte. Polnisch durfte in den Schulen und in den
Amtsstuben nicht gesprochen werden.
Übrigens hinsichtlich der Frage nach der Sprache, mein Opa, Erich Fritz
OBITZ, * 1899; + 1970 sprach Plattdeutsch!
Drittens die grosse Anzahl von Uneheliche Geburten. Ich
schaetze mehr als 10%. Wieso war das? Eine bestimmte Moral?
Uebereifrige Grossbauern oder Gutsbesitzer?
Diese konnte ich im Zivilstandsregister von Engelstein auch feststellen.
Allerdings stand sehr oft handschriftlich neben dem Eintrag, dass der Vater
(einige Zeit bis ein paar Jahre später) die Vaterschaft anerkennt, und damit
war augenscheinlich alles "in Butter".
Meine
Urgrossmutter hatte immer erzaehlt das sie aus eine Art
leibeigenschaft geflohen war als sie um 1890 ins Rheinland kam.
Darüber kann ich nichts sagen, ich hoffe, Ihre Mail lesen auch Leute, die
sich in der Geschichte Ostpreußen erheblich besser auskennen als ich. Wir
haben hier in unserer Liste viele Fachleute. Ich weiß nur, dass bspw. die
OBITZ in Biedaschken ein Insthaus bewirtschafteten, in dem die Dienstleute,
die Instmänner und -frauen Unterkunft fanden. Wie man diese behandelte, weiß
ich nicht.
Btw, wir forschen im selben Gebiet. Lieber Herr Hanssen, falls bei Ihnen
einer der o.g. Namen auftaucht, dann würde ich mich freuen, von Ihnen zu
hören, besonders PRZYSTAW macht mir Sorge. Ich finde die Eltern meiner Oma
mütterlicherseits einfach nicht.
LALLA habe ich in Engelstein gefunden. Diese Familie reicht sehr weit
zurück! (Ich habe mit dem Staatsarchiv Zugriff auf die KB Engelstein bis
1695).
MfG
Dirk Hanschke
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