Auswanderung aus Deidesheim nach 1849

In einer eMail vom 08.10.2010 20:22:54 Westeuropäische Sommerzeit schreibt
bb@smooth.de:

Ergänzend darf ich darauf hinweisen, dass es 1848 wohl auch darauf
ankam, aus welchem Gebiet die Auswanderung stattfand. Der gescheiterte
Aufstand der Schleswig-Holsteiner gegen ihren Landesfürsten, der
gleichzeitig dänischer König war, hat viele der revolutionären
Führungskräfte in die USA getrieben, die dort als die "Fortyeighter"
etliche der Landesverfassungen mit verfasst haben und ihre Erfahrungen
aus dem Freiheitskampf hier in Schleswig-Holstein mit einbrachten.

Hallo, Herr Babisch,

auf die 48er ging dieser Herr damals aus Bremerhaven auch ein. Er meinte,
die Zahl der sogenannten 48er, die aus politischen Gründen auswanderten, sei
erstaunlich gering gewesen - man könne sie quasi an zwei Händen abzählen:
Hecker, Schurz, hm, sonst fallen mir grad auch keine ein.

Aus St. Wendel kenne ich nur einen: Nikolaus Hallauer, vormals Advokat in
St. Wendel, heute Gutsbesitzer zu Richemont bei Metz in Frankreich - der
ging schon kurz nach 1832 nach Frankreich und blieb auch dort.

Aus Urexweiler ging Johann Adam Brehm, Küfer und Bierbrauer zu Urexweiler,
der hat aber mit Politik 100-prozentig nix am Hut gehabt. Dann ist da noch
Marianna Schaadt, ohne Gewerbe in St. Wendel, im Begriff, nach Amerika
auszuwandern. Aber das wars dann auch schon.
Hat jemand definitive Nachweise über Personen, die aus politischen Motiven
auswanderten?
Roland Geiger

Moin Herr Geiger,

ich wollte mit meinem Beitrag nur auf die unterschiedlichen Auswirkungen der Ereignisse von 1848 in den verschiedenen Regionen Deutschlands hinweisen. Die hiesigen Freiheitsk�mpfer hatten es zwar auch mit einem Landesf�rsten zu tun, da der aber auch (!!) K�nig von D�nemark war, legten sie sich mit einer ganzen Nation und damit Armee an. Da England Preussen f�r den Fall der Hilfe in Schl.-H. bedrohte, ging der Aufstand nat�rlich total "in die Hose". Die Fluchtbewegung nach der Niederschlagung der Erhebung gegen D�nemark war darum viel gr��er als anderswo.

Der Nachweis dieser Fluchtbewegung ist darum so schwierig zu f�hren, weil die relevanten handschriftlichen Dokumente dar�ber hier in den deutschen L�ndern (und auch in D�nemark) nur von der damaligen Administration verf�lscht (oder gesch�nt) vorliegen. In den Archiven der USA liegen aber viele in Deutsch abgefassten handschriftlichen Dokumente der Emigranten, die dort heute keiner mehr lesen kann.

Dies habe ich aus der hiesigen Presse erfahre, die von einer Reise von schleswig-holsteinischen Genealogen in die Auswanderungsstaaten der USA berichtet hat. Die Genealogen waren �berrascht von der Vielzahl der deutschsprachigen Handschriften, die in den USA-Archiven keiner beachtete und behaupteten in dem Artikel, dass die 1848-Geschichte - zumindestens f�r Schleswig-Holstein - teilweise neu geschrieben werden m�sse.

Gru� Bernd Babisch