Archivnachrichten aus Hessen Heft 1/2021

Originally published at: Archivnachrichten aus Hessen Heft 1/2021 • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Das aktuelle Heft 1/2021 der „Archivnachrichten“ des Landesarchivs Hessen ist online. Auf 100 Seiten wird ein breites Spektrum von Artikeln aus den Archiven geboten. Es beginnt mit einem spannenden und unterhaltsamen Bericht über einen Besuch im Vatikanischen Geheimarchiv, das jetzt Apostolisches Vatikanarchiv heißt und gar nicht so geheim ist, sondern nur das Privatarchiv des Papstes.


Schwerpunktthemen des Heftes sind: „Literatur im Archiv“ und „Historische Berufe“. Im ersten Teil werden Schriftstellerarchive und -überlieferungen behandelt. Von Hugo von Hoffmansthal über Literatur und Zeitschriften der Jugendbewegung bis zum Comic-Archiv an der Universität Frankfurt reicht die Palette.

Über Historische Berufe

Für Familienforscher sind die Artikel über historische Berufe besonders interessant. Wie werden alte Berufe wie der „Stellmacher“ im „Freilichtmuseum Hessenpark“ dargestellt? Was machte der „Bader“? Im Museum wurde das Friseurgeschäft von Nikolaus Spielmann (1871–1952) und seinem Sohn aus Steinau a.d. Straße wieder aufgebaut.

Ein weiterer Artikel behandelt historische Berufe, die in Amtsgerichtsakten zu finden sind. In Testamenten finden sich der Schrankenwärter Johannes Kirchner aus Vollmerz oder in einer Anzeige ist vom „Hasenhaarschneider“ Adam Schleimkofer aus Bockenheim zu lesen. Was produziert der „Wetterbrettermacher“ Johannes Dorschner aus Gundhelm? Heute erledigen das die Dachdecker und Zimmerleute beim Bau eines Hauses.

In den Staats- und Adresskalendern um 1800 finden sich ebenfalls seltsame Berufe wie „Accessist“, „Gegenschreiber“ oder „Scribent“. Man lernt den Unterschied zwischen den „Geheimen“, „Wirklichen“ und sonstigen Räten. Zum Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben“ gibt es einen Beitrag zu den jüdischen Unterhaltungsmusikern in Bad Schwalbach. Hier waren Mitglieder der Familie Mendel-Ezechiel-Hirsch tätig.

Aus den Archiven und der Forschung

In den Berichten aus den Archiven geht es u.a. um das Hausarchiv Schloss Vollrads, um Unterlagen der Grafen von Schlitz gen. von Görtz im Staatsarchiv Darmstadt und um den „Hessischen Schreib-, Märckte- und Chroniken-Calender“ von 1692–1701 und die Kalenderreform von 1700. In jenem Jahr hatte der Februar nur 18 Tage. Der Pfarrer von Altenhasungen nutzte den Kalender für Kirchenbucheinträge. Im Nachlass des Leutnants und späteren Majors Karl Wörner aus Darmstadt im Staatsarchiv Darmstadt befinden sich Zeugnisse über seine Tätigkeit in Deutsch-Südwestafrika und seine Sammlung afrikanischer Volkskunst. Im Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel wurden Fotos der Fotografin Trude Müller-Schaumlöffel (1891–1975) digitalisiert und nach deren Erben gesucht. Das Titelbild des Heftes zeigt Bildsequenzen aus dem Film „Die Rückseite des Mondes“ mit Mario Adorf, der nun selbst half, die unbekannten Mitspieler für das Archiv zu identifizieren.

In Besprechungen werden u.a. die Veröffentlichung über den Baumeister Eberhard Philipp Wolf (1773–1843) in Nassau und der Marburger Professorenkatalog (1527–1971) online sowie die Studie „Dynastie und Konfession. Konfessionsverschiedene Ehen in Grafenhäusern“ behandelt.

In einem Gastbeitrag werden die digitalen Angebote der „Museumsstiftung Post und Telekommunikation“ in Frankfurt und Berlin beschrieben. Über die digitalisierten Berliner Telefonbücher berichteten wir bereits hier im CompGen-Blog.

Im Oktober 2020 wurde das Marburg Center for Digital Culture and Infrastructure (MCDCI) gegründet. Das bundesweit einzigartige wissenschaftliche Zentrum widmet sich digitalen Forschungsmethoden sowie dem digitalen Wandel in Wissenschaft und Gesellschaft. Ein Masterstudiengang „Cultural Data Studies“ wird angeboten.

Wer in früheren Heften der hessischen Archivnachrichten seit 2001 suchen will, kann jetzt ein Gesamtregister aller Beiträge herunterladen und durchsuchen.