Liebe "Mitarchivierer",
normal lese ich hier nur still im Hintergrund mit, gelegentlich hab aber auch ich das Bed�rfnis, etwas beizutragen:
Frank hat ein Kernproblem genannt: "... Ob mein Sohn sp�ter bereit sein wird, die Kosten zu tragen, wei� ich allerdings nicht. ..."
Wir alle betreiben letztendlich nur ein Hobby, egal auf welcher Ebene wir dabei forschen. Und ein Hobby ist nun mal ausschlie�lich im Interesse dessen, der es betreibt, ohne Garantie, dass sich nach uns auch jemand findet, der es weiter f�hrt oder zumindest das Geschaffene bewahrt. Und ich hab schon vieler Leute Hobby nach derem Ableben im n�chsten M�llcontainer gesehen, egal was es war: Mineralien, Modelleisenbahnen, Briefmarken, ... "Was ist mit dem seiner Sammlung geworden?" - "Das Zeug haben wir jetzt endlich wegschmeissen k�nnen, hat eh lang genug gedauert, bis wir da unsere Kellerbar einrichten konnten..."
Wir sammeln auch, tragen zusammen, ordnen, werten aus, erzeugen Unmengen an Daten. Wer will sie nach unserem Ableben? Die wohl gr��te Gefahr f�r unsere Forschung... Da ist es v�llig egal, wo und wie wir sie archvieren...
Das war Teil 1 meiner Betrachtung... Mehr als bedenklich...
Nun zum eigentlichen Thema:
Welche Daten haben eigentlich am l�ngsten durchgehalten? Ganz klar: In Stein gemeisselte oder gebrannten Ton gepr�gte -> �gyptische Hieroglyphen und Keilschriften aus dem Zweistromland. Dann kommen schon Pergament und Papier, mehr gab es bisher nicht. Und diese Daten-"Tr�ger" haben alle den Vorteil, dass sie ohne technische Einrichtungen zu lesen sind. Auch wenn es das Problem gibt, dass lange Zeit niemand in der Lage war, die Informationen zu verstehen - aber die Daten sind da...
Ich arbeite seit �ber 20 Jahren in der IT-Branche, habe die verschiedensten Datentr�ger-Systeme kommen und gehen sehen. Und ich habe mir immer einige dieser Techniken beiseite gelegt: Ringkernspeicher, Lochstreifen, Lochkarten, Magnetb�nder, 8"-Disketten, 5 1/4"-Disketten, 3 1/2"-Disketten, CD-Rohlinge, USB-Sticks, mobile Festplatten. Womit werde ich meine Sammlung erweitern? Datenwolken, in hermetisch dichten Gl�sern konserviert? :-)))
Was haben all diese Datentr�ger gemeinsam? Genau, man kann sie nur mit Mitteln aus ihrer Zeitepoche und dem Wissen �ber deren Datenstrukturen lesen. Ich hab noch ca. 2 laufende Meter 5 1/4"-Disketten im Regal, als nostalgische Erinnerung an l�ngst vergangene Zeiten...
Als altgedienter EDV-ler erlaube ich mir einfach folgende Aussage:
Es kann uns heute definitiv niemand garantieren, dass unsere digitalen Daten auch nur zehn Jahre �berdauern, wenn wir nicht selber in der Lage sind, uns um deren Erhalt zu k�mmern. Kein Hersteller irgendeines Datentr�gers, kein Anbieter irgendwelcher Speicherdienste, niemand! Was w�re aus Strato (als Beispiel, nur weil deren Name vorher genannt wurde) geworden, w�re die Krise 2008 nicht so glimpflich abgegangen, w�re die Weltwirtschaft zusammengebrochen? ...? Wo w�ren all unsere wichtigen Daten geblieben? ...eben! Andere, nicht krisenbedingte Szenarien wurden ja schon genannt: Verkauf von Firmen etc...
Mit meinem beruflichen Hintergrund vertraue ich wichtige Daten keiner Speichertechnologie an sondern besitze sie in Papierform - ich wei� warum...
Und so verwahre ich auch all meine genealogischen Daten in Papierform. Gut geordnet und eine jederzeit nachvollziehbare Ablage ist dabei unabdingbar - daran arbeite ich derzeit gerade, bevor mich die Datenflut �berw�ltigt (Stichwort Findmittel etc...). Den PC verwende ich dabei eigentlich nur, um die Beziehungen der Personen untereinander darzustellen bzw. um die Daten zu erfassen und zu systematisieren - endg�ltig und sicher abgelegt werden sie immer auf Papier, bei neuen Erkenntnissen wird auch mal neu gedruckt und Altes geschreddert
Mit der systematischen Ordnung auf Papier wird es zumindest jedem, der sich sp�ter einmal f�r meine Forschungen interessiert, leicht gemacht, sich einzulesen, einzuarbeiten, daran weiter zu arbeiten. Dazu muss er all die Daten ja nicht wieder neu in irgendwelche Computer oder was es auch immer geben wird, eingeben. Es reicht, sie in menschenlesbarer Form vorliegen zu haben. Weiterforschen kann dieser dann gern mit den Mitteln seiner Zeit. Wir machen es ja derzeit auch nicht anders: Wir gehen ins Archiv, nehmen die Datentr�ger aus fr�heren Zeiten und forschen darin. Dass sich Schrift und Sprache ge�ndert haben m�ssen wir als gegeben hinnehmen. Aber wir brauchen keine weiteren Hilfsmittel als unsere Augen und unseren Verstand - etwas, was uns wohl auch nach vielen Generationen immer noch als Schl�sseltechnologie zur Verf�gung stehen wird...
Der Kreis schlie�t sich: Vorausgesetzt, es interessiert sp�ter �berhaupt noch jemanden...
Morgen ist auch nur ein neuer Tag in unserem Leben, in dem wir durch unsere moderne Technik oft das wirklich Essentielle aus den Augen verlieren.
In diesem Sinne w�nsche ich Euch allen einen guten neuen Tag, der durch eine zuf�llig entstandene Zeitrechnung f�r Viele eine besondere Bedeutung hat... :-)))
Herbert (Stockbauer)