Archiv - Untergrund-Archiv aus dem Warschauer Ghetto

Vergrabene Geschichte – Untergrund-Archiv aus dem Warschauer Ghetto

Überblick

Das Ringelblum-Archiv, auch bekannt als Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos, ist eines der bedeutendsten Zeugnisse des Holocaust und steht auf der UNESCO-Welterbeliste. Es umfasst rund 35.000 Dokumente, die in Milchkannen und Metallbehältern vergraben und 1946 sowie 1950 geborgen wurden. Ziel war es, das Leben und den Untergang der polnischen Juden unter dem NS-Regime umfassend zu dokumentieren.

Entstehung und Zweck

  • Initiator: Emanuel Ringelblum und eine Gruppe engagierter Personen im Warschauer Ghetto.
  • Name: Oneg Schabbat („Schabbatfreude“), da Treffen am jüdischen Ruhetag stattfanden.
  • Beginn: Ringelblum führte ab September 1939 Tagebuch; daraus entstand ab 1940 das Archivprojekt.
  • Ziel: Jüdinnen und Juden sollten trotz Verfolgung aktive Gestalter ihrer eigenen Geschichte bleiben.

Inhalt des Archivs

  • Berichte zu Morden und Deportationen.
  • Notizen zum Ghetto-Alltag.
  • Private Fotos, Briefe und Zeichnungen.
  • Dokumente wie Ausweise und kulturelle Arbeiten.
  • Darstellung moralischer Dilemmata und kulturellen Lebens unter Extrembedingungen.

Historischer Kontext

  • Errichtung des Ghettos 1940 im Zentrum Warschaus durch deutsche Besatzer.
  • Zwangsansiedlung von Jüdinnen und Juden aus ganz Polen.
  • Spitzenzeit: 445.000 Menschen auf engem Raum eingeschlossen.
  • Widerstand: Am 19. April 1943 erhoben sich Bewohner gegen SS und Wehrmacht.

Bedeutung für Erinnerungskultur

  • Historiker Uriel Kashi betont die Verantwortung für das Bewahren von Wahrheit und Erinnerung.
  • Geschichte muss aktiv dokumentiert und gegen das Vergessen verteidigt werden.

Schicksal Emanuel Ringelblums

  • Geboren: 21. November 1900.
  • Überlebte die Schoah nicht: Untertauchen mit Familie 1943 bei polnischen Helfern.
  • Entdeckung am 7. März 1944; Ermordung in den Ruinen des Warschauer Ghettos.

Langfristiges Vermächtnis

Das Ringelblum-Archiv ist heute ein zentrales Mahnmal für die Stimmen und Erlebnisse einer unterdrückten Gemeinschaft. Es dokumentiert sowohl alltägliche Lebensrealitäten als auch den systematischen Völkermord und bleibt ein Schlüssel zur historischen Wahrheit des Holocaust.

Sources:

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