Arbeitsbericht: Dokumentation des Friedhofs Köln-Longerich im Grabstein-Projekt

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Bereits in einem Blog-Beitrag im Mai 2022 hatte Andreas Bold, einer unserer „Grabsteiner“, seine Arbeitsweise bei der Dokumentation der steinernen Denkmale an die Vorfahren in und um Ludwigshafen geschildert. Nun erreichte die Redaktion ein weiterer anschaulicher Arbeitsbericht von Armin Osenbrück aus Köln, die wir als Anregung für eine „sinnvolle Freizeitbeschäftigung“ von genealogisch Interessierten hier gerne weitergeben:

Durch die Meldung eines kleinen Erfassungfehlers des Eintrags auf einem Grab des Friedhofs in Bursfelde kam ich in Kontakt mit Holger Holthausen, der die Projektorganisation der Datenbank „Grabsteine“ leitet. Bursfelde gehört zum Dorf Hemeln, jetzt Ortsteil von Hann. Münden, meinem Geburtsort. Auf dem Hemelner Friedhof sind einige meiner Verwandten und Vorfahren begraben. Nach Holger Holthausens Anfrage, ob ich den Friedhof in Hemeln dokumentieren könnte, ließ ich eine Fotografier-Erlaubnis der Kirche besorgen. Seit über 40 Jahren lebe ich Köln und komme nur noch selten nach Hemeln. So hat Holger Holthausen auf einer Fahrradtour entlang der Weser in 2019 die Grabsteine des Friedhofs fotografiert.

Deswegen ist der Grabstein meiner Eltern nun digitalisiert! Dieses Jahr im Herbst soll er entfernt werden, da das Ende der Liegezeit bald erreicht ist. Nun kann er von den Nachkommen auch noch in künftigen Jahren gefunden werden, zumindest in digitaler Form.

An der Kirche sind auch einige alte Grabsteine und -kreuze aufgestellt. Darunter ist auch ein Stein eines Osenbrück(e)-Stammvaters, der vor über 300 Jahren verstarb. Durch den Stein konnten wir das Sterbejahr des Vorfahren bestimmen. Im Kirchenbuch war er einfach nur als verstorben gestrichen, hier war das Datum in Sandstein gemeißelt, aber nur schwer zu erkennen. Die Schrift wurde deswegen zur besseren Lesbarkeit ausgemalt. Mein Vater verfasste und druckte 1974 eine Chronik der Stammfolge Osenbrück/-gge (die Stammfolge ist inzwischen auch unter gedbas.de auffindbar). Darin ist auch ein Foto dieses alten Grabsteins enthalten; jetzt ist er auch im Internet zu finden! Allerdings dürfte der Stein wahrscheinlich – in analoger (zusätzlich zur digitalen) Form – noch länger bestehen bleiben, als die auf dem aktuell benutzen Friedhof. Denn der hier begrabene Stammvater war ein Vorfahre vieler alteingesessener (ohne die nach dem Zweiten Weltkrieg hierher gelangten Vertriebenen) Dorfbewohner.

Die Friedhöfe in Köln

Mein jetziger Wohnsitz befindet sich gegenüber eines Kölner Friedhofs. In Köln gibt es 55 städtische Friedhöfe. Auf der Seite „Grabsteine“ von genealogy.net waren bisher nur 7 historische mit etwa 300 Personen zu finden. Um auch Leuten aus der Umgebung den Zugriff auf die Grabmale ihrer Verwandtschaft oder Bekanntschaft über das physische Ende der Steine und Kreuze zu ermöglichen (wie für mich in Hemeln), wollte ich die Gräber erfassen.

Nachdem von der Projektleitung 2019 die Genehmigung zum Fotografieren und Veröffentlichen von der Stadtverwaltung in Köln besorgt worden war, konnte ich beginnen. Doch, bedingt durch den Ausbruch von Corona und wegen familiärer Angelegenheiten, habe ich dann erst von März bis Juli 2022 das Fotografieren und die Daten-Erfassung durchgeführt.

Arbeitsweise beim Fotografieren

Auf der Internetseite der Stadt Köln gibt es Lagepläne der Friedhöfe. Der Ausdruck des betreffenden Friedhofs diente als Arbeitsgrundlage. Die Fotos wurden flurweise (insgesamt 29, einige davon nicht belegt) aufgenommen. Bis auf wenige Ausnahmen wurde im Nordwesten (als gleicher Startpunkt für spätere Suche wegen Korrekturen) mit Aufnahme der Fotos (12 MB eingestellt) begonnen und dann im Zickzackkurs die Flur reihenweise abgearbeitet. Auch Wege wurden mit aufgenommen, sie dienten später als Markierung der Flurbegrenzung.

Nach jeweils 200 bis 300 Aufnahmen wurden diese mit dem kostenlose Grafik-Programm gimp.org im heimischen Computer bearbeitet. Viele Grabsteine konnten wegen Reflexionen oder Bewuchs nicht frontal geknipst werden. Bei diesen etwas problematischen Objekten wurde dann ein Drehen der Fotos erforderlich; vorausschauend hatte ich beim Fotografieren ausreichend viel Umgebung um den Stein mit aufgenommen. Beim Fotodrehen wurde die Ansicht vergrößert und versucht, für die Ausrichtung den Programmrand zu nutzen. Durch den Schalter „Schatten-Glanzlichter“ habe ich häufig den dunklen Hintergrund (Büsche und Bäume) aufgehellt, dann einen Ausschnitt daraus erstellt und diesen möglichst verlustarm gespeichert.

Einige Steine mussten erneut fotografiert werden, wegen Unschärfe (passierte leider gelegentlich) oder verdeckter Inschrift. Das war kein großes Problem, da es sich bei diesem Friedhof um ein „Heimspiel“ handelt. Bei ein paar Grabsteinen auf dem alten Teil des Friedhofs waren sogar mehrere Versuche nötig; die schwarzen Steine unter Bäumen benötigten besondere Lichtverhältnisse (bei hellem Himmel gab es Schatten, ansonsten war es aber rasch zu düster). Ebenfalls besonders kritisch waren die Grabssteine in Buchform, denn da gab es fast aus jeder Richtung Reflexionen. Bei den Zweit-Aufnahmen dem Dateinamen des neuen Fotos habe ich gleich den Dateinamen der Erst-Aufnahme voran gestellt. So blieb die alte Grabreihenfolge in der Fotodatei erhalten und das Grab war bei weiterer Korrektur wieder leichter auffindbar.

Sobald eine Flur bearbeitet war, wurden diese Aufnahmen in einem Durchgang in einen neuen Ordner skaliert – auf eine Breite von 500 Pixel. Dazu das Programm „XnView MP“ genutzt. Auf dieses Tool wird in den Informationen bei der Anmeldung zur Mitarbeit im Grabstein-Projekt glücklicherweise gleich hingewiesen!

Dann habe ich die Fotos (insgesamt 3.600 Stück) in 5 Margen an die Projektorganisation geschickt, nach jedem einzelnen Versand die Namen erfasst und Korrektur gelesen. Gelegentlich war ein Zugriff auf die Originalaufnahme nötig, da durch die Verkleinerung auf Breite 500 Pixel manche Feinheiten (z.B. die Ziffern 3 oder 5) nicht mehr genau zu erkennen sind. In einem zweiten Kontrollgang achtete ich dann auf die Porträtfotos der Verstorbenen auf den Grabsteinen, um sie evtl. aus Gründen des Datenschutzes zu sperren.

Denkmale des Friedhofs Köln-Longerich bleiben im Grabstein-Projekt digital erhalten

Der Friedhof Köln-Longerich umfasst 5.450 Grabstätten, die aber nicht alle belegt sind; so kommen für diese Auswertung hier gut 2.800 Grabstellen zusammen. Ein paar waren ganz ohne Beschriftung und ungefähr 10 waren so stark zugewachsen, dass die Namen nur sehr schwer zu erkennen waren; diese wurden nicht mit aufgenommen. Aber bei einem letzten Kontrollgang waren dann doch zwei Gräber freigeschnitten und konnten nachträglich erfasst werden.

Die Kölner haben ein besonderes Verhältnis zu ihrer Stadt und ihrem Dom. Auf mehreren Grabsteinen ist deshalb eine Silhouette ihrer Stadt oder des Kölner Doms (z.B. bei den Familiennamen Cöln und Kirchenthurn) zu sehen. Bekannt ist Köln auch durch den Karneval. Auf dem beigefügten Grabsteinfoto ist beides kombiniert. Der „Prinzregentenmarsch“, dessen Noten auf dem Stein zu sehen sind, wird häufig beim Einmarsch der Karnevalsgarden gespielt.

Bei einem späteren Besuch des Friedhofs habe ich gesehen, dass ein Teil einer Flur mit schwerem Gerät abgeräumt worden ist. Diese 47 Gräber (gut 1,5 % vom Friedhof) wurden noch wenige Tage vorher von mir fotografiert. So konnte hier der Gedanke des Grabstein-ProjektsErhalten für die Zukunft“ realisiert werden.

Armin Osenbrück, Köln

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