Alte Maße und Gewichte in Preußen

Guten Tag Herr Szodruch,

es gibt einen Aufsatz in der Schriftenreihe Altpreußische Geschlechterkunde,
Jahrgang 1993 Seite 509 "Alte Maße Altpreußens" von Wolfgang Heidecke, in dem
die verschiedenen Maße in Preußen erläutert sind. Dieser Aufsatz ist ein
Nachdruck aus einer alten APG-Ausgabe von 1939.

Konkret zu Ihrer Frage ist sicherlich folgender Auszug interessant:

"I. Die Längen- und Feldmaße
a) Die amtlichen Maße
Sie finden sich in amtlichen Urkunden, den Verschreibungen, den Grundbüchern
und sonstigen Festlegungen. Auch sie haben im Wandel der Zeit gewechselt und
andere Einheiten bekommen, dagegen hat sich das Verhältnis dieser Maßeinheiten
zueinander ohne Änderung erhalten. Es sind immer

1 Rute = 7 1/2 Ellen = 12 Fuß und für feinere Unterteilungen
1 Fuß = 12 Zoll; 1 Zoll = 12 Linien; 1 Linie = 12 Skrupel

1 Hufe = 30 Morgen; 1 Morgen = 300 Quadratruten; wobei anzumerken ist, daß
der später eingeführte Magdeburger oder Preußische Morgen nur 180 Quadratruten
hat, und daß dieses Maßsystem eine Hufe amtlich nicht kennt.

Es gelten also in den Teilen Altpreußens, die dem Orden gehörten, folgende
Maße: bis 1577 das altkulmische, 1577-1721 das neukulmische, 1721-1755 das
oletzkoische, 1755-1793 bei Privatgütern das neukulmische, 1793 ff. das
magdeburgische, seit 1813 in Dezimalteilung als preußisch bezeichnet, in den Teilen, die
polnisch waren, vor allem im Ermland: bis 1793 das altkulmische, von 1793 ab
wie oben.

Die Umrechnung der alten Maße in unser heutiges metrisches System ergibt die
folgende kleine Tabelle:

                        Rute in Meter Quadratrute in qm
altkulmisch 4,322 18,678
neukulmisch 4,389 19,265
oletzkoisch 4,170 17,387
magdeburgisch 3,766 14,185
(preußisch)

                        Morgen in Hektar Hufe in Hektar
altkulmisch 0,5603 16,810
neukulmisch 0,5780 17,339
oletzkoisch 0,5216 15,648
magdeburgisch 0,2553 -
(preußisch)

II. Hohlmaße
Noch verworrener ist die Lage bei den Hohlmaßen, hier hatte ohne Übertreibung
jeder größere Ort seinen eigenen "Scheffel" u.ä. Um z.B. die Getreidepreuse
festzulegen, schlug man die Fracht nicht auf den Preis eines Scheffels Korn
auf, sondern suchte für den Scheffel überall den gleichen Preis zu erzielen,
indem man ihn größer machte, je weiter der Ort vom Handelsplatz entfernt war. So
gibt Poschmann in der Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde
Ermlands (1928, S.210) eine ganze Kette solcher verschiedenen Größen von Scheffeln
durch das Ermland an, die von der Entfernung von Braunsberg abhängig waren. Hier
können natürlich nur Mittelwerte gegeben werden. Solche sind

für trockene Gegenstände, Getreide, Früchte etc.
1 Scheffel = 4 Viertel = 16 Metzen = 48 Stof = etwa 55 Liter

und für größere Mengen
1 Last = 2 1/2 Wispel = 3 3/4 Malter = 24 Tonnen = 60 Scheffel

Die Scheffel hatten auch für verschiedene Getreide, Hülsenfrüchte usf.
verschiedene Größen, die aber nicht sehr voneinander abwichen.

Für Flüssigkeiten galt entsprechend
1 Stof = 1 Kanne = 1 Quart = 100 Kubikzoll = etwa 1,15 Liter

Für größere Mengen wieder
1 Oxhoft = 1 1/2 Ohm = 3 Eimer = 3 3/4 Legel = 6 Anker = 180 Stof.

Als Besonderheit sei angemerkt, daß eine Danziger Biertonne 92-94 Stof hatte
und daß davon ein Fuder = 12 Tonnen = 24 Faß waren, während bei Rheinwein nach
dem Maße seines Herkunftlandes in einem Faß von 132 Stof zu 1,7 Liter
gehandelt wurde."

Zu Währungseinheiten wird in diesem Aufsatz nichts weiter ausgeführt.
Ich muß gestehen, daß ich mich darum auch noch nicht weiter gekümmert habe,
wenn ich in Urkunden so merkwürdige Angaben wie "Fl. polnisch" oder kaum noch
entschlüsselbare verschnörkelte Kurzformen fand.

Aber vielleicht wissen dazu andere Listenteilnehmer etwas zu sagen...

Grüße aus Berlin
Viktor Haupt