Guten Morgen.
Ein "Warum"-Mosaiksteinchen zur Namensänderungen
Ein Mahnmal gegen solche, die sich nach dem Winde drehen.
Alle hier genannten Namen sind fiktiv und haben nichts mit lebenden oder Toten
gleichen Namens zu schaffen.
Dar war in einem kleinen Ermländischen Dorf, dicht an der Grenze zu Masuren, eine
Familie die hieß - sagen wir - Malefkowski. Und diesen Namen trugen sie schon einige
Generation vor sich her. Möcht sein so 250 Jahrche.
Dann kam das 1000jährige mit Pauken und Trompeten, auch zu den beiden Brüdern
mit der 250jährigen Tradition.
Man sagt, "wenn die Fanfaren rufen ist der Verstand im Arsch". So hat es sich auch in
dieser unserer Geschichte bewahrheitet.
Ein Bruder wurde braun, der andere, der schon immer mehr auf seine innere Führung
hörte, blieb schwarz, wie es sich für einen Ermländer geziehmte.
Der Braune wollte was werden, sein, darstellen. Ging aber nicht mit diesem Namen, der
auf sogenannte undeutsche Ahnen schließen ließ. Doch dank der Reichsdeutschen
Weisheit durfte er seinen Namen eindeutschen. Schwupps hieß er fortan Malhöfer,
oder so ähnlich, und war von Stund an der Dorfbürgermeister seines Dorfes, das
natürlich auch nicht mehr so hieß wie Früher.
Überhaupt: Früher war jetzt von Gestern. Es wehte ein neuer Wind und unser
Bürgermeisterchen drehte sich in die 1000jährige Richtung, denn von dort her wehte er
jetzt, der Wind, der ihn auch zum Ortsbauernführer aufplusterte.
Er organisierte Erntedankfeste, Sonnenwendfeiern, beargwöhnte Fremdarbeiter,
besonders solche, aus dem ehemaligen Polen, welches der Gröfaz zu seinem
Gouvernement gemacht hatte. Mit dem Pollacken-Pack kannt er sich ja aus, dank
seiner Ermländisch-polnisch-deutschen 250jährigen Tradition.
Er sammelte für die Winterhilfe und ging Nächtens durch "sein" Reich um die
Verdunkelungsanordnung zu überwachen. Er schrieb Anzeigen, wenn ihm
Schwarzschlachtungen bekannt wurden, verwarnte seine Ortsbauern wenn diese ihre
Fremdarbeiter am selben Eschtisch platz nehmen ließen. Kurz er war zuständig für alle
das was man unter dem Sammelbegriff "Undeutsch" zu verstehen hat.
Dem katholischen Pfarrer hatte er schon zu Beginn des neuen Reiches zu verstehen
gegeben, daß man mit ihm kurzen Prozeß machen werde, wenn er auch weiterhin
seine kirchlichen Handlungen in polnischer Sprache abhalten würde, auch wenn es nur
einmal im Monat sein würde. Er, der Pfarrer hat's dann nachgelassen, auf Befehl
seines Erzpriester, der wiederum seine Instruktionen von "ganz Oben" hatte.
Bei den Evangelischen braucht er erst gar nicht zu intervenieren, der Reibi
(Reichsbischof) Müller hatte schon alles veranlaßt.
Als Bürgermeister meldete er seiner NSDAP seine drei ortsansäßigen Juden und
anderes "Gesocks", kümmerte sich auch - in Maßen nicht zu seinem materiellen
Schaden- um deren späteren zwangsweise überlassenen Nachlaß
Kurz er war eine braune Zierde des ganzen Ermlaingd und wurde auch ganz gleich
nach Stalingrad, was kein gutes Ohmen für ihn war, Kreisbauernführer.
Er hatte nur ein Geheimnis, und das nagte an ihm. Seine Vater oder war es sein
Großvater - wir erinnern uns, sie hießen Malefkowski - hatte noch die Fahnen für eine
andere Gesinnung geschwenkt, und zwar für eine, welche den alten Bismarck so rot
anlaufen ließ, wie die Sozen ihre Fahnen gefärbt hatten.
Ach mein Führer, sagte das Bürgermeistachen (mein Gottchen sagte er nicht, denn der
alte Gott war für ihn gestorben. Dokumentiert im Taufbuch seiner katholischen
Pfarrerei) manchmal: "Wenn du das wüßtest". Er war mit dem Führer auf Du und
wenn er gekommen wäre, der Größte Feldherr aller Zeiten, hätte er gern mit ihm einen
Bärenfang getrunken. So nach germanischem Brauch: Aus dem Horn. Du einen
Schluck, ich einen Schluck. Du einen ....
Schade, daß er das mit den Sozen nicht erfahren hat, der Führer, womöglich hätte es
ihm rechtzeitig das Herz gebrochen.
Sein aufopferungsvolles Leben für seine Volksgenossen ließen unseren Malhöfer nur
einmal seine ermländischen Grenzen überwinden. Das war, als sich die braunen Führer
- klein und groß, am sogenannten Reichsehrenmal trafen um seiner Excellenz, dem
Retter Ostpreußens zu huldigen. Ja genau, der, der in letzter Sekunde aus dem
Tannenberg herausgepuhlt wurde und eine West-Flucht erster Klasse erhielt. Das,
obwohl der Gauleiter - kein Ostpreuße wird seinen Namen je vergessen - doch bei
Todesstrafe das Verlassen der Provinz verboten hatte.
Erste Klasse war unserem Helden leider nicht vergönnt.
Es hieß, auch er sei aufgestanden, zu der Zeit, als eine ganze Provinz dem Befehl des
Hinkefußes folgte, der da aus seinem Berliner Großmaul "Nun Sturm brich los und
Volk steh auf" (oder so ähnlich) herauskotzte.
Er mußte allein aufstehen, seine braune Uniform sich allein vom Leib reißen und sich
wieder Malefkowskische Bekleidung überstreifen. Der Führer konnte ihm nicht helfen,
der hatte selbst genug damit zu tun, den letzten Akt zu inszenieren.
Seitdem ist er spurlos verschwunden, unser Dorffasan. Vielleicht ist er über seine
Gesinnung gestolpert und jämmerlich - wie so viele Unschuldige, Schuldige oder nur
Mitläufer - in einem Straßengraben zu Grunde gegangen, ohne noch einmal aufstehen
zu können. Vielleicht hat ihn auch der Russ nur an ein Scheunentor genagelt oder ihn -
ganz profan- Bumm, erschossen.
Seine Familie erreichten auch ohne ihn das rettende Ufer. Erst jenseits der Weichsel
und dann nach einer sehr kurzen Verschnaufpause jenes hinter der Oder. Und
Niemand nicht hat den Kinderchen und Enkelchen von früher erzählt. Die sollten mit
dem Ganzen von Damals nichts zu tun haben, befanden sie. War ja jetzt auch von
Gestern.
Übrigens, sein schwarz gebliebener Malefkowski überlebte das 1000jährige um ca. 20
Jahre und starb im Kreise seiner Lieben, wenngleich in einem Land, das er nicht als
seine Heimat betrachten konnte. Nichteinmal als seine "Neue Heimat".