A Genealogy of Technology and Power, 1500-2025

Originally published at: A Genealogy of Technology and Power, 1500-2025 • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Vom 17. Februar bis 26. Mai 2024 fand im KW Institute für Contemporary Art in Berlin die Ausstellung „Poetics of Encryption“ („Poetik der Verschlüsselung“) statt. Unter den Arbeiten von mehr als 40 Künstler und Künstlerinnen wurde in einem Raum ein riesiges Diptychon zum Thema „Calculating Empires: A Genealogy of Technology and Power, 1500-2025“ präsentiert. Diese Arbeit wird auf der Ars Electronica in Linz/Österreich vom 4. bis 8. September 2024 erneut ausgestellt.

Eine Landkarte zur Genealogie von Technologie und Macht

Die 24 Meter lange Karte von Kate Crawford und Vladan Joler verdeutlicht, wie eng Macht und Technologie miteinander verflochten sind. Calculating Empires erforscht Jahrhunderte von Konflikten, Landnahme und Kolonisation und verbindet Forschung und Design, Wissenschaft und Kunst. Auf der einen Seite werden die Themen Kommunikation und Kalkulation behandelt, also alles was mit Entwicklung der Kommunikationsmittel, Interfaces, Infrastruktur, Datenorganisation, Algorithmen, Modelle, Hardware und unkonventionellen Computern zu tun hat. Die andere Seite beschäftigt sich mit Kontrolle und Klassifizierung: Hier sind die Themen u.a. Erziehung, Biometrik, Medizin, Polizeiwesen, Bürokratie, Kolonialismus, Politik, Produktion, Energie, Rohstoffe, Umwelt, Überwachung und Militär. Interessant für die Familien- und Ahnenforschung: DNA, Genetik, Evolution werden im Bereich Biosphäre behandelt. Eine Audiotour (in englischer Sprache) zeigt die Nutzung der riesigen Grafik.

Die Autoren

Kate Crawford ist Expertin für künstliche Intelligenz, Künstlerin und Autorin. Sie ist Professorin an der USC Annenberg in Los Angeles, leitende Wissenschaftlerin bei Microsoft Research New York und Inhaberin des ersten Gastlehrstuhls für AI and Justice an der École Normale Supérieure in Paris. Ihr Buch Atlas der KI: Die materielle Wahrheit hinter den neuen Datenimperien wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sie betont, dass KI in Wahrheit weder künstlich noch intelligent ist, sondern in ihrer materiellen Wirklichkeit auf Ressourcenausbeutung und Machtkonzentration hinausläuft. Dies ist ein Aspekt, der bei der Anwendung von KI in der Genealogie und insbesondere im Forschungsgebiet DNA und Genetik bisher noch nicht diskutiert wurde.

Vladan Joler ist Professor an der Abteilung für neue Medien der Universität Novi Sad/Serbien. Er ist ein Forscher und Künstler, dessen Arbeit Datenuntersuchungen, kritische Kartographie, investigativen Journalismus und Datenvisualisierung miteinander verbindet. Seine Arbeiten sind in den ständigen Sammlungen des Museum of Modern Art (MoMA), des V&A Museum und des Design Museum in London sowie in der Dauerausstellung des Ars Electronica Center vertreten. Seine Arbeiten wurden in mehr als hundert internationalen Ausstellungen weltweit gezeigt.

In meinem Artikel für die COMPUTERGENEALOGIE 1/2024 habe ich diesen Aspekt der möglichen Machtkonzentration im vorletzten Abschnitt zumindest angerissen. Ich halte diesen Aspekt für einen Verein wie CompGen, der sich Open Data verschrieben hat, für besonders wichtig. Aber er ist natürlich für uns alle wichtig: wollen wir zukünftig von einer KI beherrscht werden oder wollen wir von denjenigen beherrscht werden, die die KIs beherrschen, oder wollen wir beides nicht?

Auf KNOWING MACHINES gibt es eine Literaturliste und vieles mehr!