4825 Ahnenforscher trafen sich in London

Originally published at: 4825 Ahnenforscher trafen sich in London • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Die weltgrößte Veranstaltung für Familienforschung RootsTech findet alljährlich in Salt Lake City, Utah, USA. Dieses Jahr fand sie gleich zweimal statt und davon nun zum ersten Mal auch einmal in Europa! Vom 24. bis 26. Oktober trafen sich 4825 Ahnenforschung zur Konferenz im ExCel Convention Center in London. Am Familientag besuchten weitere 4902 Interessierte die Ausstellung mit den vielen kostenlosen Familienaktivitäten!


Ich hätte mir nie vorstellen können, dass dieser Kongress so anders sein würde als ein Genealogentag in Deutschland. Es ist schwer zu beschreiben, man muss es tatsächlich einmal miterlebt haben. An diesen drei tollen, aber auch anstrengenden Tagen auf der RootsTech konnte man Familiengeschichte erleben, fühlen und neue Energie für die Ahnenforschung tanken! Es war jung, dynamisch, aktiv und sehr informativ.

Die Auswahl der 150 Fachvorträge machte es schwierig eine Entscheidung zu treffen, welche Vorträge man besuchen möchte. Es gab eine Vielzahl an Vorträgen sowohl für Anfänger als auch für Profis, die nach folgenden Themenbereichen sortiert waren: Zusammenarbeit, geografische Informationen, menschliches Interesse (Familienaktivitäten, rechtliche/ethische Fragen, etc.), Ein- & Auswanderung, Innovation, Methodik, Militär, Unternehmen, Fotos, Aufzeichnungen/Dokumente (Großbritannien, China/Indien, Frankreich, Deutschland, Irland, Jüdisch, MISC, Schottisch, Spanien/Portugal, Walisisch), Religion, soziale Medien, Geschichten, Technologie, Tools (Apps, Plattformen, Software, etc.).

Der Ansturm auf die Ausstellung begann bereits bei Ausstellungseröffnung am ersten Tag um 09:45 Uhr. An den folgenden Tagen wurde der Andrang noch größer. Es folgten sogar lange Warteschlange! So etwas habe ich auf einem Deutschen Genealogentag leider noch nie erlebt! Vertreten waren unter anderem die kommerziellen Anbieter Ancestry, MyHeritage, FindMyPast, sowie diverse DNA Testanbieter, aber auch Genealogie Software „FamilyTreeMaker“. Nicht zu vergessen, der Hauptsponsor FamilySearch. Es wurden Scanner demonstriert, mit denen Dokumente und Bücher digitalisiert werden. Sogar das britische Verteidigungsministerium sowie weitere Vereine und Organisationen aus diversen Ländern waren vertreten.

Deutschland wurde am Stand der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Genealogischer Verbände (DAGV) präsentiert. Ergänzend gab es einige Fachvorträge, die das Thema der Familienforschung in Deutschland bzw. in deutschen Quellen erklärten bzw. vertieften.

Jung und Alt – alle Altersklassen waren vertreten! Die Teilnehmer kamen aus 52 Ländern und waren von überall auf der Welt extra angereist. Dabei waren einige schon erfahrene RootsTech Besucher, aber auch viele Newcomer. Es gab für jeden Besucher etwas zu entdecken.

Als wäre das Vortragsangebot mit seinen in der Regel mindestens 5 bis 6 parallel laufenden Veranstaltungen noch nicht genug, so war das Programm in der Ausstellungshalle nicht minder umfangreich.

An den Informationsständen konnte man sich nicht nur ganz allgemein informieren, es wurden auch Hilfestellungen bei speziellen Suchen angeboten. An einzelnen Ständen, im Demo Theatre und im DNA Basics Learning Centre folgten – jeweils 15minütig oder halbstündig wechselnde Präsentationen zu unterschiedlichsten Themen, Einführungen in Computertechniken, DNA Forschungen und vielem mehr. Im „Coaches Corner“ konnte man einen persönlichen 30 minütigen Gesprächs- bzw. Beratungstermin mit einem Berufsgenealogen vereinbaren. Zu jedem Thema der Familienforschung gab es Ansprechpartner, die gerne neue Anregungen und Ansätze für die eigene Familienforschung gaben. Für die jüngsten Gäste gab es das „Discovery Center“. In dieser Entdeckungszone konnte man erleben, wie die Vorfahren mit interaktiven Displays, lustigen Fakten und spannenden Aktivitäten zum Leben erwachen. Die „Computer Corner“ bot den Gästen einen schnellen Zugriff auf ihre Daten und die unterschiedlichsten Ahnenforschungs-Programme und war ein beliebter Platz zum Austausch mit anderen Forschern.

Einen tollen Service bot einer der Kongress Sponsoren Genealogy Wall Charts! An deren fast dauerhaft belagertem Stand konnten sich die Besucher – mit ein wenig Geduld – anhand ihrer eigenen GEDCOM Datei eine kostenlose Darstellung ihrer Vor- und Nachfahren – Ahnentafel oder Stammbaum – drucken lassen. Es gab die Auswahl zwischen einer Fächer- und einer Baumform. Dieses Angebot wurde an allen Tage rege genutzt!

Die Organisation der Veranstaltung war von Anfang bis Ende perfekt. Eine speziell entwickelte App ermöglichte einen schnellen Zugriff auf das Programm, detaillierte Informationen zu einzelnen Vorträgen, Referenten, Ausstellern und vielem mehr. Zu den meisten Vorträgen fand sich sogar eine Zusammenfassung zum Download und somit späterem Nachlesen! Ein persönlicher Zeitplan ließ sich über diese APP mit wenigen Klicks erstellen; es gab regelmäßige Updates und Erinnerungen zu in Kürze folgenden Programmpunkten. Kontaktaufnahme mit anderen Teilnehmern, Terminbuchungen für das „Coaches Corner“ und sogar Vortrags-Bewertungen waren über diesen Weg schnell und bedienerfreundlich möglich.

Wieviel und was kann man hier in Deutschland aus dieser Angebots- und Präsentations-Mischung lernen und vielleicht auf kommende Veranstaltungen bei uns einfach mal ausprobieren? Erreichen wir damit auch bei uns ein jüngeres und interessiertes Publikum?

RootsTech London 2019 mag zu Ende gegangen sein, aber die Liebe zur Genealogie hört hier nicht auf! Die Reise geht weiter, unter anderem auch auf der RootsTech 2020, die vom 26. bis 29. Februar 2020 im Salt Palace Convention Center stattfindet.

Nun hoffen wir, dass es schon bald wieder eine RootsTech in Europa geben wird – und vielleicht sogar wieder in London! Es war ein fantastisches Erlebnis an einem perfekt organisierten Austragungsort. Oder haben wir das Glück und dürfen die RootsTech irgendwann einmal in Deutschland begrüßen?