Hamburg: Einwohnermeldekarte Johann Erich Tiedemann

Hallo Herr Perren,

es ehrt Sie, dass Sie versuchen, den Inhalt dieser Meldekarte zu entziffern, denn die Aufnahme ist in lausiger Qualität und außerdem auch noch unscharf. Vielleicht kann der Ersteller mal die Originalaufnahme einstellen.
Allerdings fürchte ich, dass die Ratereien zu den Inhalten eher zur Verwirrung beitragen und daher nicht unbedingt hilfreich sind. Gestern habe ich Ergänzungen/Berichtigungen Ihrer Lesung zur Meldekarte der weiteren Anna Catharina Tidemann - insbesondere zu den Überschriften - geschrieben, die Sie leider nur teilweise übernommen haben. Da vielleicht auch andere an der Interpretation der Inhalte einer Meldekarte sitzen, hier noch einmal die Erklärung des Formulars, welches so oder ähnlich im alten Hamburg verwendet wurde.
(1) [Kopfbereich] hier wurde der Familienname, bei Frauen mit Geburtsnamen, und darunter die Vornamen eingetragen, Rufnamen sind unterstrichen. Die Einordnung in die Kartei erfolgte alphabetisch nach dem Nachnamen und dann nach den Vornamen/Rufnamen.
2. Geburtsort
3. Jahr und Tag
4. Personenstand
5. Religion
6. Stand oder Beruf
7. Militärverhältnis
8. Staatsangehörigkeit
9. Seit wann in Hamburg
10. a. Letzter Aufenthalt b. ob schon früher in Hamburg, ev. wann
11. An Legitimationspapieren haben vorgelegen:


Der Familienmitglieder
12. Name
13. Geburts-Ort
14. Geburts-Jahr und Tag
15. Bemerkungen
darunter die Zeilen für die Eintragung der Angaben zu den Familienmitgliedern

  1. Ehefrau:
  2. Kinder:

es folgen die Eintragungen zu den Meldeadressen
16. Jahr und Tag der Meldung
16 a. Dienst- oder Logis; letzteres gültig bis
17. Wohnung | Name | Stand
der Dienstherrschaft bezw. des Logiswirthes

Der Geburtsort ist Assel, Amt Freiburg (an der Elbe!), ganz sicher steht da nicht „Breisgau“.
Es wird bei den Einträgen oft mit Abkürzungen gearbeitet, so z. B. bei 11. „Gebtsch. retr.“ = Geburtsschein retourniert.
In der Spalte 16 a. steht vor der Angabe des Datums ein „D“ für Dienst, oder ein „L“ für Logis.
Bei der Ermittlung der Meldeadressen ist ein Blick in die Hamburger Adressbücher hilfreich, die online zur Verfügung stehen. Dabei sind besonders die im Adressbuch enthaltenen Straßenverzeichnisse aufschlussreich, in der Hamburgerstraße 61 Parterre und III. Stock wohnt J. Mandel, bei dem A. C. Tiedemann in Dienst war.
Auch ein Branchenverzeichnis ist enthalten und so kann man dann den in der 3. Zeile stehenden Mechaniker C. Cöllen im Eilbeckerweg 52 finden. Das Branchenverzeichnis verweist bei „Mechaniker“ auf „Klempner“ und mit dieser Berufsbezeichnung findet man Cöllen dann auch in der 6. Zeile nochmals. Auch Ärzte sind im Branchenverzeichnis aufgeführt und man findet (Zeile 5) E. Eichelbaum in der Wandsb.[eker] Ch[aussee] 210. Etwas mühselige Suche, aber sicher zielführender als das Raten sinnloser Zeichenfolgen. So wird dann aus:
[17. Jahr und Tag der Meldung] 8/6 [18]94
[18. Dienst- oder Logisherrschaft gegeben von] d.[iesen]/ J[ahres] 8
[Meldung der Dienstherrschaft bez.[üglich] des Herbergswirthes][Name][Stand] Krenel Gernestr.[aße] 5 Conrad Robl P.[apier {?)]Werker
D[ienst] beim Haus- und Assecuranz-Makler Conrad Röhl in der Wandsb.[eker] Börnestr. 5.
Es kommt vor, dass hier auch Bemerkungen des Meldeamtes eingefügt werden, so auch in der letzten Zeile und 5 Zeilen darüber: Anmeldeschein erth.[eilt] Dienstkarte cass.[iert] (=eingezogen).

Freundliche Grüße
Sabine Paap

2 „Gefällt mir“