Zuverlässigkeit

In mehreren Urkunden vom Beginn des 19. Jhs. heißt mein Urururgroßvater Johann Ernst. Er müsste um die Mitte des 18. Jhs. geboren sein, ist aber in den Microfiches von Betheln in Hannover einfach nicht zu entdecken. Mir liegt jetzt eine Stammbaumliste vor (großen Dank an den Mitforscher!!!), in der er Ernst Heinrich heißt. Wie ist Eure Erfahrung mit der Zuverlässigkeit von Kirchenbuch-Einträgen? Woher hatten Pastoren die Informationen? Nur aus den Kirchenbüchern oder haben sie sich auch nach den Angaben der Familien bei den jeweiligen Ereignissen gerichtet? Ich finde auch keine Heiratsurkunde unter dem Namen Johann Ernst. Der älteste Sohn - Ernst Heinrich - ist aber während der Pfarrvakanz zwischen 1784 und 1786 in Betheln geboren , wo er 1816 geheiratet hat. Der Nachname Blume ist am Ort reichlich vertreten, die Eintragungen beginnen 1720, das bedeutet nach dem Brand von 1714, bei dem das Dorf und die Kirche abgebrannt waren. Kennt sich jemand mit solch einem Namensproblem aus? Ich bin überzeugt, dass mein Johann Ernst in Betheln geboren sein muss.
Grüße von Eva

Moin Eva,

das wirst Du immer wieder erleben das es Dreher in den Vornamen gibt. Ich erlebe es fast jeden Tag so oder �hnlich beim abschreiben von Kirchenb�chern. Im schlimmsten Fall hatte ich bei acht Kindern, der Vorname des Vaters war auf Grund der vielen Vornamen in mindestens drei Variationen. Eine Zuordnung der Kinder konnte nur �ber die Mutter erfolgen, hier stimmten Vor- und Zuname (Geburtsname) bis auf zwei kleine Fehler. Die Information erhielten die Pastoren bei der Geburt meistens von den Hebammen, in den anderen F�llen meist von Familienangeh�rigen. Die Herren Pastore sa�en nat�rlich auch nicht den ganzen Tag in ihrer Studierstube und so wird es sicherlich auch vorgekommen sein das er Eintr�ge die man ihm morgens bekannt gegeben hatte erst am Nachmittag in sein KB eingeschrieben hat und die Pastoren waren auch nur Menschen. Hinzu kam noch das die Grundsprache (Umgangssprache) Plattdeutsch war und so wurde oft so geschrieben wie gesprochen.

Also, Du stehst nicht allein mit dem Problem da, das haben glaube ich schon alle mitgemacht die in alten Kirchenb�chern forschen.Nur den Mut nicht verlieren, wenns denn pa�t hat man wieder ein Erfolgserlebnis.

Viele Gr��e aus dem Calenberger Land
Harald (Kemm)

Familienforschung Kemm
Harald Kemm
Marktstra�e 28
D-30890 Barsinghausen

Daag zemma (Guten Tag zusammen)

Zur Schreibweise von Namen w�re noch zu sagen, dass vor der
Einf�hrung ziviler Standes�mter im damaligen Deutschen Reich
zum 1.1.1876 zwar die Familiennamen nicht aber deren Schreibung
festgelegt war. Zuvor schrieb jeder, sowohl in kirchlichen wie in
zivilen
Protokollen, die Familiennamen so wie er es f�r richtig hielt oder wie
er sich vorstellte dass es auf schriftdeutsch zu schreiben sei.
Das hei�t manche Schreiber gaben Lautformen die sie f�r Mundart
(Dialekt/Platt)
ansahen in anderer, ihrer Meinung nach "richtiger" Schreibung wieder -
ob sie tats�chlich richtig waren ist damit nicht gesagt.

Was damit gemeint ist m�chte ich an einigen Beipielen erl�utern:
Hier im S�dwesten wird der Umlaut � meist als geschlossenes e,
der Umlaut � als i gesprochen. Desweiteren wird unbetontes i, vor
allem vor n und m, ebenfalls als e gesprochen:
h�ren = heera'; �ber = iib'r; schwimmen/singen = schwemma', senga'
Im Umkehrschluss kamen Schreiber dann auf die Idee, jedes gesprochene
e als � oder i, oder i als � zu schreiben,
so dass mein Urgro�vater Heinrich Hennige auch als H�nnige vorkommt,
ebenso erscheint der Familienname Hinger auch als Henger oder H�nger.

Noch eins f�llt mir ein:im Fr�nkischen wird g oft als ch gesprochen
(wie es
auch in der B�hnensprache im Auslaut gefordert wird z. B. muss "K�nig"
als
K�nich gesprochen werden) So habe ich in pf�lzischen Registern aus
Kirchenb�chern den Namen einer Frau sowohl als Bigler, als auch als
B�chler gefunden.

Es ist in diesen F�llen gut, wenn man Platt, oder wie hier im
S�dwesten,
Schw�bisch, Alemannisch oder Fr�nkisch in seinen verschiedenen
Spielarten
zumindest passiv beherrscht.

Mit freundlichen Gr��en aus dem vernebelten Haigerloch

Heinz E. Hennige

"Harald Kemm" <harald.kemm@freenet.de> schrieb:

Hallo Eva,

im 2. WK sind bei Bombenangriffen Kirchenunterlagen verbrannt. Auch ich stehe vor dem Problem, dass von einem Verwandten von mir keine kirchlichen Aufzeichnungen mehr existieren. Vor ein paar Monaten war im Kirchenb�ro der Apostelkirche, Celler Stra�e/Gretchenstra�e, dort wurde es mir so berichtet.

M�glicherweise ist das die Ursache f�r dein Problem. Da ist leider nichts zu machen. Vielleicht hast Du ja Gl�ck und findest andere Quellen f�r deinen Vorfahren.

Viel Erfolg dabei!

Gru� - Harald

Vielen Dank f�r den Hinweis, aber der 2.WK spielt im Zusammenhang mit meinem Problem keine Rolle. Wiegesagt: der Kirchenbrand von 1714 reduziert meine M�glichkeiten weiter zur�ck zu kommen, wenn nicht in irgendwelchen Katastern o.�. noch brauchbare Eintragungen zu finden sind. Nochmals danke!
Eva

Hallo Eva,
Liebe Mitleser,

Nat�rlich kann, wenn auch nicht im konkret anstehenden Fall
die Zerst�rung im zweiten Weltkrieg eine Rolle spielen.
Es sind da ja nicht nur zeitnahe, sondern auch historische
KB vernichtet worden.
So wurden beim Einmarsch der Franzosen in unserer Umgebung
(50-70 km s�dlich von Stuttgart) im April 1945 die Kirche,
das Pfarrhaus und mehrere H�user in Nordstetten bei Horb
beschossen und sind abgebrannt (es wurde im Kirchtum ein
tats�chlich vorhandener oder nur vermuteter deutscher Beobachtungs-
posten angenommen).
Dabei sind dann auch alle vorhanden gewesenen KB vernichtet worden.

Mit freundlichen Gr��en
und den W�nschen f�r ein m�glichst nebelfreies Wochenende

Heinz (E. Hennige, Haigerloch)

<eva.vinga@web.de> schrieb: