Zufallsfund Hemmendorf

Liebe Listenteilnehner,
  beim St�bern ist mir dieser Zeitungsausschnitt in die Finger geraten.
Leider fehlt das Datum des Artikels und die Angabe der Zeitung.
Ich hoffe, dass trotzdem ein Listenmitglied damit etwas anfangen kann.

Frostige Gr��e aus dem Allg�u sendet
Burkhard Hoppe
BLF M 5257

Pflege heimatlichen Brauchtums

Beginn der Winterarbeit des Kulturkreises Hemmendorf
- Erster Vortragsabend

Hemmendorf. --- Kaum treffender konnte die
Wintersaison des hiesigen Kulturkreises einge-
leitet werden, als mit dem Lichtbildervortrag
Rektor Hartmanns-Hildesheim �ber "Recht und
Gericht im alten Hemmendorf". Das Ziel der
Arbeit des hiesigen Kulturkreises, die Pflege
des heimatlichen Brauchtums, ist wohl selten
f�r Hemmendorf speziell so scharf umrissen
worden, wie In diesem Vortrag. Da� dieses Ziel
von unseren Hemmendorfern mit allem Ernst
angestrebt wird, bewies der starke Besuch
dieser ersten Veranstaltung des Kulturkreises.
Pastor Hustedt, dessen emsiger R�hrigkeit das
volle Gelingen der vorj�hrigen ersten Arbeits-
periode des Kulturkreises zu danken ist, leitete
den Abend im Pfarrhaussaal mit einem R�ck-
blick auf die vorj�hrige T�tigkeit des Kultur-
kreises ein und gab einen Ausblick auf die kom-
menden zehn Veranstaltungen dieser Saison, die
vom Arbeitsausschu� des Kulturkreises vorher
durchgesprochen und genehmigt worden waren.

Rektor Hartmann befa�te sich im ersten Teil
seines �ber zweist�ndigen Vortrags mit der Be-

siedlung des Gebietes zwischen Leine und Ith.
Er stellte auf Grund von mehr als 5000 Ur-
kunden aus den Archiven des Staates, der Ge-
meinden, der Kirche, der herrschaftlichen G�ter
und Schl�sser sowie aus Schul- und Privat-
archiven fest, da� die Zahl der Ortschaften
zwischen Leine und Ith heute nur noch die
H�lfte der vor 300 Jahren ausmacht. Nicht
minder interessant war die Mitteilung, da� die
Orte Hemmendorf, Oldendorf und Benstorf die
ersten Ansiedlungen Im Saaletal waren und da�
sie die einzigen In diesem Gebiet sind, die die
Bezeichnung "Dorf tragen, was darauf schlie-
�en l��t, da� sie schon lange vor dem ersten
Jahrtausend durch altdeutsche Trupps des
Hammo, des Aldo und des Benno gegr�ndet sein
m�ssen, was auch daraus zu schlie�en Ist, da�
sie an der "via regia", der schon von Karl dem
Gro�en benutzten "k�niglichen Stra�e", liegen.
Das benachbarte Salzhemmendorf Ist erst viel
sp�ter, nach der Entdeckung der Salinen, dem
"solte to hemmendorpe" an der Stelle der ein-
stigen Ortschaft Swadenhusen entstanden. Die

erste Kirche wurde nach Hartmann In
Oldendorf errichtet als katholische Diakonats-
kirche. Erst Im 12. Jahrhundert entstanden die
Kirchen In Hemmendorf, Salzhemmendorf und
Benstorf. Nach der Reformation wurde Olden-
dorf Sitz der Superintendantur. Die gr��te
Kirche mit �ber 600 Sitzpl�tzen besitzt aber
Hemmendorf, das sich an der Gabelung der
Stra�en nach Hameln, Lauenstein und Salz-
hemmendorf schnell zum Flecken entwickelte
und daher auch gerichtlicher Mittelpunkt wurde.

Mit diesem Thema befa�te sich Rektor Hart-
mann im zweiten Teil seines hochinteressanten
Vortrags. Um 1500 durfte in keinem anderen
Ort zu Gericht gesessen werden, denn zu Hem-
mendorf, und zwar fand sich die Gerichtsst�tte
am "Hagedorn hinter dem Kirchhof". Aus dem
Jahre 1535 lag dem Redner die Abschrift eines
Gerichtsprotokolls vor, dessen Original sich im
Besitz der Familie Rudorff-Lauenstein befand,
leider aber im Bombenkrieg in Hannover ver-
nichtet wurde. Jetzt soll auf Grund der von
Rektor Hartmann selber angefertigten voll-
st�ndigen Abschrift dieses Protokoll in mittel-
niederdeutscher Sprache erneuert und dem
Archiv in Hannover zur Verf�gung gestellt
werden.

Aus dem Protokoll geht hervor, da� in Hem-
mendorf nicht nur das h�chste Gericht, das
hochnotpeinliche Halsgericht, sondern auch noch
das Bankgericht f�r weniger schwere Straf-
taten und das allgemeine Gericht tagten. Und
es waren gepfefferte Urteile, die hier gesprochen
wurden. Ein Beispiel mag dies erhellen: Wer
einen Wendelstein, d. h. einen Feldgrenzstein,
versetzte, wurde damit bestraft, da� man ihn
bis zum Halse in einer Grube stehend eingrub,
so da� der Kopf gerade aus der Erde heraussah,
der dann mit dem Pfluge abgepfl�gt wurde. Die
zum Tode am Galgen Verurteilten wurden
durch den Ort Ihrer Schandtat geschleift, dann
auf einen Wagen geladen und zum Ort mit dem
Galgenberg, hier bei uns Benstorf mit seinem
Galgenbrink. gefahren. In Benstorf wurde der
Verurteilte wieder durch den Ort zum Galgen
geschleift, dort gezwickt, geh�ngt und ger�dert
Dauer der Prozedur von morgens 6 Uhr bis
mittags 2 Uhr.

Interessant war noch die Mitteilung, da� die
Tilly-Linde, oder auch Thi-Linde genannt,
nichts mit dem Thing zu tun hat, sondern ein
"Wahr"-Baum ist, eine Art Richtungsbaum,
besser verst�ndlich In dem Wort "Gewahrsam"
oder "gewahr werden". Es w�re zu w�nschen,
da� dieser Vortrag in absehbarer Zeit eine
Fortsetzung erf�hre.

s-f ( Anm.: Signum des Schreibers der Zeitung )