Wormditt 1807

"Dietmar Genilke" <Genilke.Immobilien@t-online.de> schrieb:

Hallo Mitforscher,
welche Krankheit grassierte 1807 in Wormditt, dass in diesem Jahr ueber
1000 (eintausend) Menschen starben im Gegensatz zu den uebrigen Jahren, wo
sich die Sterbequote zwischen 200 und 300 Personen bewegt?
Im KB sind keine Todesursachen aufgefuehrt.

Sie starben in allen Altersklassen und die Todesfaelle haeuften sich
zwischen Maerz und November. Ganze Familien starben, auch Menschen aus
umliegenden Kirchspielen, bei denen man ja dann annehmen kann, dass sie in
Wormditt Angehoerige besucht haben.
Vielen Dank fuer die Antworten>
Waltraud Render-Genilke

Hallo Waltraud,

und wie ist es mit kriegerischen Auswirkungen ???
Man denke nur an die Vormarschzeit von Napoleon zwischen Jena-u.Auerstedt (Okt. 1806) bis zur Schlacht bei Pr. Eylau in Ostpreussen (Febr. 1807). Der Zug ging doch - wenn man auf die Karte sieht - geradewegs durch Wormditt.

Natürlich nur als Anregung und Überlegung am Rande.

MfG
Peter

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-
Peter Conrad, Rundfunkredakteur a.D.
e-mail: conrad-peter@t-online.de
internet: www.ahnen-conrad.de
-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

Hallo,
es ist sicher richtig, die hohe Zahl von Todesf�llen unter der
Zivilbev�lkerung mit den Kriegsfolgen in Zusammenhang zu bringen. Dieser
Krieg war ja nicht mit der einen (gewonnenen) Schlacht von Preussisch Eylau
beendet, sondern er dauerte noch bis Mitte 1807. Bis in den Herbst 1807
musste die ostpreussische Bev�lkerung nicht nur eine Kette von
Einquartierungen dreier verschiedener Armeen - von denen sicher nur die
prerussische etwas R�cksicht auf die Ziviklbev�lkerung nahm - mit allen
Konsequenzen wie z. B. Lebensmittellieferungen �ber sich ergehen lassen. Die
Kriegshandlungen zerst�rten teilweise die Frucht auf den Feldern, was zu
einer Mi�ernte f�hrte, eine Viehseuche folgte den Heeren. Die �rgste Not der
Bev�lkerung dauerte bis weit ins Jahr 1808.
Im Raum Wehlau, aus dem meine Familie stammt, stellte sich die Lage 1807 wie
folgt dar:
Nach der verlorenen Schlacht bei JENA und AUERSTEDT (14.10. 1806) wurde
West- und Ostpreussen den ganzen Winter �ber bis zum Fr�hjahr 1807 durch
h�ufige Einquartierungen von und Lebensmittellieferungen an verschiedene
preussische und russische Truppenteile sehr mitgenommen. Der K�nig Friedrich
Wilhelm III. und K�nigin Louise kamen auf Ihrer Flucht vor den Franzosen
auch nach Wehlau und blieben hier mit ihrem Gefolge vom 6. bis 10. Dezember
1806.
Dem Sieg der verb�ndeten Russen und Preussen bei PREUSSISCH EYLAU am 7. und
8. Februar 1807 �ber die Franzosen folgte am 14. Juni die vernichtetende
Niederlage in der Schlacht bei FRIEDLAND. Die Flucht der russischen Armee
f�hrte �ber ALLENBURG und WEHLAU. Durch die R�ckzugsk�mpfe der Russen und
die Verfolgung durch die Franzosen wurde WEHLAU erheblich in Mitleidenschaft
gezogen, die Allebr�cke und die Br�cke �ber den Pregel wurden verbrannt. Am
16. Juni zogen die siegreichen Franzosen in der Stadt ein, Napoleon
�bernachtete hier. Nachdem er die Stadt am folgenden Tag wieder verlassen
hatte, wurde sie f�r zwei Tage der Pl�nderung �berlassen. Ein Bataillon
blieb in WEHLAU als Garnison zur�ck, das bis zum Frieden von Tilsit (7. und
9. 7. 1807) noch durch ein Regiment Sachsen verst�rkt wurde. Auch nach dem
Friedensschlu� blieben WEHLAU und Umgegend zun�chst noch von franz�sischen
Truppen besetzt, die von den B�rgern unterhalten werden mu�ten.In der Stadt
und ihrer direkten Umgebung biwakierte ein ganzes Armeekorps der Franzosen.
Gegen Ende August r�ckten die Franzosen ab und die Preussen wieder in WEHLAU
ein. Auch die umliegenden D�rfer wurden mit preussischen Truppen belegt, die
nicht in ihre eigentlichen Garnisonen einr�cken konnten da diese noch eine
franz�sische Besatzung hatten. F�r die Bev�lkerung entstanden hierdurch
gro�e Versorgungsprobleme und eine Lebensmittelknappheit. Der
Truppendurchzug, die Pl�nderung und Konfiskationen sowie die Biwaks hatten
die Getreideernte und die Vorr�te, Raupenplage und Mi�ernte Gem�se und Obst
vernichtet. Das den B�rgern verbliebene Vieh fiel zum gr��ten Teil einer
Seuche zum Opfer. Die Preise f�r Lebensmittel verteuerten sich immens,
andererseits waren viele Produkte nicht zu bekommen, auch nicht f�r viel
Geld. Als Folge starben im Kriegsjahr 1807 allein in der Stadt WEHLAU rund
500 Menschen - von einer Gesamtbev�lkerung von etwa 2700 - an ansteckenden
Krankheiten und der Ruhr und wohl auch an allgemeiner Entkr�ftung. Diese
Sterblichkeit dauerte bis ins n�chste Fr�hjahr.

Mit freundlichen Gr��en

Hans-Christoph Surkau

-----Urspr�ngliche Nachricht-----

Im Heimatbuch von Franz Buchholz wird �ber diese schwere Zeit berichtet.
Gru� Andreas

Wie lautet der Titel dieses Buches?

Gru�
Helga Heigl

Buchholz, Franz: Signatur: Bi
526

Bilder aus Wormditts Vergangenheit / von Franz Buchholz. - 2., verm. u.
verb.
Aufl
   Wormditt: Kraft, 1931. - VII, 231 S. : Ill., Kt

  Standort: <364> Martin-Opitz-Bibliothek, Herne

Andreas, besten Dank
Helga Heigl

Buchholz, Franz: Signatur: Bi
526

Bilder aus Wormditts Vergangenheit / von Franz Buchholz. - 2., verm. u.
verb.
Aufl
   Wormditt: Kraft, 1931. - VII, 231 S. : Ill., Kt

  Standort: <364> Martin-Opitz-Bibliothek, Herne

l