Oktober
Folge 17 vom 01.10.1949
Seite 12 Erinnerungen an Tilsit. Von Charlotte Keyer
Foto: Die Luisen-Brücke, die bei Tilsit über die Memel ins Memelland führte. Sie ist wohl die berühmteste aller ostpreußischen Brücken. Was hat sie nicht alles besonders in jener Zeit erlebt, als das Memelgebiet vom Reich abgetrennt war!
Foto: Auch dieser Schnielkemacher, gehörte zum Bild des Tilsiter Marktes.
Es gab einmal eine wunderschäne Zeit, das war, als wir noch daheim waren. Jede Landschaft hat ihre Atmosphäre, und alles, was in ihr ruht, eingebettet als tiefstes Eigentum, lebt und atmet in dieser Atmosphäre und strahlt sie zurück. Unsere Heimatstadt trug den Atem des weiten Niederungslandes, aber auch den Atem des Memelstromes.
Das Wasser, das Wasser! Zu allen Tages- und Jahreszeiten hatte es seinen Zauber und lockte ans Bollwerk oder auf die Brücken. Stand man auf der Luisenbrücke und blickte stromauf, so sah man in traumhaft zarten Pastelltönen den Schloßberg am Uferland liegen; blickte man stromab, ragten die Schornsteine und Laugentürme der Zellstofffabrik aus dem Schoß ihrer gewalitigen Gebäude und standen vor dem gelbroten Abendhimmel als vielgestaltige, graue Silhouette.
Memelstrom, Rombinus
Auf der Brücke herrschte immer Leben und Bewegung. Wer könnte wohl jemals das großartige Naturschauspiel vergessen, das der Eisgang der Memel bot. Einer rief es dem anern zu: Das Eis geht! Und in jedem Jahre stand man von neuem da und schaute den treibenden Eismassen entgegen, sah die seltsamen Gebilde heranschwimmen und an den Brückenpfeilern zerbersten Setzte dann die Überschwemmung ein, saß der, Brückenkopf, auf der andern Uferseite auf seinen Pfählen so einsam da, wie die Arche Noah auf dem Berge Ararat. Die kleinen Grundstücke im weiten Umkreis glichen dagegen versinkenden Inseln. Sank das Wasser und gab das Bollwerk wieder frei, so begann damit der Dampfer- und Schiffsverkehr auf der Memel. Wir kannten sie alle mit Namen, die Dampfer, die da in regelmäßigen Touren stromauf und stromab fuhren. O die verträumte Märchenwelt, die uns grüßte, wenn wir an hochbuschigen Uferrändern entlang stomauf fuhren! Lieblichkeit und wilde Romantik dicht beieinander. Rechts Engelsberg und Schloßberg und weiter hinauf am linken Ufer der wunderschöne Rombinus. Ragnit mit dem alten Ordensschloß und dem einzigartigen Schluchtenweg, der, Daubas, nach Obereisseln. Obereisseln auf hoher Parkterrasse gelegen; Untereisseln, eingehegt, wie ein Stückchen Nehrungsland, in Heide und Wald.
Am Fuße des sagenhaften Rombinus unternahm während der letzten Friedensjahre ein fanatischer Schatzgräber eine Grabung nach dem Kriegsschatz Napoleons, der angeblich dort verborgen sein sollte. Diese Geschichte hatte sich durch Generationen vom Vater auf den Sohn vererbt, und ein später Enkel unternahm dann unter Anteilnahme vieer Zweifler und Gläubigen die Schatzgräberei, die aber ergebnislos verlief.
Stromab war und blieb das Hauptziel die Kurische Nehrung. Die äteren Tilsiter besinnen sich gewiß noch auf den alten grünen Dampfer, Condor, der stets etwas schief lag und zuletzt so hinfällig wurde, dass er eine Lebensgefahr für Passagiere und Besatzung darstellte.
Aber nicht allein Dampfer und Frachtkähne belebten den Memelstrom, o nein! Die Segler, Ruderer und Paddler hatten auch ihren Anteil daran. Wie oft werden diese kühnen Wassermänner und –jungfern an ihr schönes Klubhaus und an ihre fröhlichen Fahrten und Feste zurückdenken! Der Sonntag war der große Tag all dieser Wassergeister. Schon in der Morgenfrühe starteten sie, die Paddler nach nahen Zielen, zum Schloßberg oder zur, alten Memel.
Mitten im Grünen lag die Stadt.
Hier will ich einige Zeilen mit einflechten, die mir neulich ein Tilsiter Freund schrieb und die manchem aus dem Herzen gesprochen sein werden. Er schreibt: Wie oft habe ich mit reinstem Entzücken den zartblauen Dunstschleier am Schloßberg oder in der Schlucht am Preußener Kirchhof und den warmen Glanz des Memelstrandes im Sonnenlicht geschaut, und wie oft beim Paddeln nach dem Regen und vor allem im Mortentau die Wasserperlen an Strauch und Gras schimmern sehen! Das schönste Erlebnis, das mir die Heimat schenkte war: Auf dem, Kaukarus, oder einer anderen Stelle des hohen Ufers zu stehen und den Sonnenaufgang zu erleben; wenn das breite Tal noch mit Nebel gefüllt war, wenn die steigende Sonne in den Nebel hinausstach, und es dort anfing zu wallen, und hier und da zuerst das helle Wasser aufblinkte, Busch und Wiese sich allmählich enthüllten, bis zuletzt das weite Tal und der mächtige Strom sich in ihrer ganzen Herrlichkeit dem entzückten Auge darboten.
Ja, Tilsit war eine Stadt der Ausflugslustigen und Sparziergänger. Wer dächte da nicht gern an unseren Stadtwald zurück? An den lauschigen Weg, der zwischen grünem Buschwerk und kiefernbestandenen Hügeln an der Bahnstrecke entlang führte? Oder an den Weg über freies Land, vorbei an den alten Pappeln die ich die Widerspenstigen nannte, weil sie erst spät im Frühling Laub ansetzten. Schön waren diese Wege. In der sonnendurchzitterten Luft spürte man den Atem des weiten Wiesenlandes. Steille wehte uns an, die Sprache der Natur, die wir alle verstehen und die nie ihre Zaubermacht verliert.
Kuhlins, hieß das erste Ziel, dem wir zustrebten. Manch einer von uns kannte noch den alten Förster Kuhlins, der mit seinem hochgewölbten, schiefen Rücken und den schweren Gesichtszügen wie ein scheuer Waldschrat an den Kaffeegästen, seines Waldhäuschens vorüberhumpelte. Weiter ging dann nach Waldschlößchen und Waldkrug, wo es knusperige Hörnchen, Glumsfladen und Schmandwaffeln gab. An den Stadtrand grenzte der wunderschöne, geheimnisvoll verspnnene Schillningker Wald, der soe viel gelbe Lilien in seinem stillen, verwunschenen See hütete. Verlorene Herrlichkeit! Es kommen uns die Tränen, wenn wir uns vorstellen, dass dort heute im weiten Umkreis kein einziger Baum mehr steht.
Der Blick vom Brückenkopf
Auch unsere städtischen Gartenlokale lagen mitten im Grünen. Die reizende, Schäferei, und der altehrwürdige Schützengarten hatten die schönsten Plätze in den Teichanlagen. Die Krone aber war das von unsern Stadtvätern so liebevoll gepflegte Jakobsruh, an das keine alter Tilsiter denken kann, ohne an die einst so beliebten, Poggendorf-Konzerte, und die Männerchöre unserer Gesangsvereine erinnert zu werden. Am Spätnachmittag saß man am liebsten im, Brückenkopf, in Übermemel. Von der großen Kaffeeterrasse hatte man den wundervollen Blick auf die Stadt mit ihren Dächern, Giebeln und Türmen, die das wechselnde Licht über den verschatteten Hauswänden aufleuchten ließ. Unsere schöne alte Kirche, dicht am Bollwerk gelegen, wie steht sie uns deutlich vor Augen! Wir sinnen hinein in die Stimmungen, die wir dort einst erlebten; die Weihnachtsgottesdienste mit ihren hellstrahlenden, hohen Lichterbäumen und dem schwebenden Adventsstern; die Kirchenkonzerte unter unseren großen Dirigenten Hartung und Wilhelmi. Das sind Erlebnisse, die heute noch in der weit verstreuten Gemeinde nachklingen.
Ei, Zwiebeln, Madamche!
Was zu jenen guten alten zeiten besondere Freude bereitete, war ein Gang über den Tilsiter Wochenmarkt. Die ländlichen Verkäufer boten oft ein originelles Bild. Am buntesten wirkte dies in der Packhofstraße, wo die, Kuren, die kleinen Bauern aus den Deltadörfern der Memel, mit Bergen von Zwiebeln, Karotten, Gurken und Kürbissen saßen. Mit eindringlichen hellen Stimmen tönte es dann von allen Seiten: Ei, Zwiebeln, Madamche! Und selbst die ältesten Hausmütter wurden durch den Zuruf ermuntert: Junge Frau, ei Mairan! Auf dem Schenkendorfplatz bildete die Hauptattraktion, im Mittelpunkt von Eiern- und Gemüseverkäufern und Blumenständen, die große Käsebude von Haupt. Frau Haupt zeichnete sich durch ein wunderbares Gedächtnis aus, sie kannte ganz genau den Geschmack ihrer einzelnen Kunden. Dann entsinne ich mich eines älteren, hageren Mannes, der mit einer langen weißen Schürze bekleidet war und an breiten Gurten einen flachen Kasten umgehängt trug. Stets war er da anzutreffen, wo das Gedränge am dichtesten war, und stets pries er seine Ware singend an. Die monotone Melodie liegt mir noch heute in den Ohren. Der Text hierzu lautete:
Binen, honig, stangen für Husten, für Heiserkeit und Lungenkatarrh.
Einzigartig waren auch unsere Jahrmährtke zu jener guten alten Zeit; mit den ersten Oktobertagen werden diese Erinnerungen gewiss besonders lebendig sein. Anger, Schlachthof, Fletcherplatz und Schlossplatz, das waren die Örtlichkeiten, an die sich diese heiteren Erinnerungen knüpfen. Nicht zu vergessen die, Deutsche, mit ihren langen Budenreihen, mit dem bunten Topfmarkt vorm Rathaus und mit dem unvermeidlichen, Schmeißweg, an jeder Straßenecke. Die Apotheken hatten auch etwas Besonderes zu bieten, das war der selbst hergestellt schön gedrehte Gerstenzucker. Wir werden ihn nie mehr zu sehen bekommen, ebenso wenig die duftenden Morsellen, die Drogerie Forstreuter zu Weihnachten stets bereit hatte; es sei denn, dass Herr Eich das Rezept noch im Gedächtnis hat und es an die geeigneten Stellen weitergibt, wofür ihm mancher Tilsiter dankbar wäre.
Ein letzte Gedenken.
Zuletzt will ich noch der stillen Plätze gedenken, unserer Friedhöfe daheim. Unsere liebevoll gepflegten Gräber, sie mögen kahl und verfallen sein, aber sie ruhen in einem Boden, den man Gottesacker nennt. Das bedeutet letzte Geborgenheit und in noch tieferem Sinne Auferstehung.
Auf dem Kapellenkirchhof gab es einen sehr alten Grabstein, er trug die Inschrift:
Leser, entferne dich von dieser Gruft,
versiegle den Leichenstein eines Freundes,
der es in seinem leben gelernt,
durch den Glauben die Welt zu besiegen,
durch die Liebe den Himmel aufzuschließen,
durch die Hoffnung Engeln gleich zu werden.
So werden die Tränen der Welt
Im Himmel in Perlen verwandelt.
Seite 13 Wie Tilsit zu seinem Elch kam.
Foto: Dieser Elchschaufler steht nicht mehr wie einst auf dem Anger in Tilsit, von dem gleichen Sockel richtet heute ein russischer Panzer sein Geschütz nach Westen.
Die Stadtväter Tilsits hatten den früheren Anger, der als Pferdemarkt diente, zu einem Smaragd verwandeln lassen. Eine Grüfläche mit Ruheplätzen und Gartenanlagen war entstanden, die, im Herzen der Stadt liegend, ein wahres Schmuckstück war. Bei den wiederholten Besuchen meiner Heimatstadt habe ich mich über die Neuschöpfung gefreut, ich fand jedoch, dass ihr nach dem Hohen Tor zu etwas fehlte. Meine parteipolitische Tätigkeit in den Jahren 1924 und später führte mich oft nach Berlin in die Fraktionszimmer des Reichstagsgebäudes. Anläßlich einer Pause hörte ich, dass der damalige Oberbürgermeister von Königsberg ein Geschenk, das der Preußische Ministerpräsident Otto Braun seiner Heimatstadt zugedacht, abgelehnt hatte. Es handelt sich um ein Elchstandbild von einem angeblich bisher noch unbekannten Bildhauer. Diese Tatsache dem Oberbürgermeister von Tilsit, Dr. Salge, mitzuteilen, hielt ich für meine Pflicht. Dr. Salge setzte sich sofot auf die Fährte des Elches, und die Tilsiter hatten die Freude, dass Ministerpräsident Otto Braun der Stadt das Elchstandbild persönlich enthüllte.
Damit war es mir gelungen, dem Anger, dieser schönen Anlage, einen würdigen Abschluss verschafft zu haben. C. E. Gt.
Seite 19 Heimkehrer geben Nachrichten über Vermisste
Die Geschäftsführung der Landsmannschaft teilt mit:
Nachfolgend werden aus Unterlagen, welche zum Teil bereits vor Monaten an Herrn Frischmuth nach Hannover eingesandt worden sind und die er erst jetzt der Geschäftsführung übersandte, auf Grund von Heimkehrermeldungen Namen von Toten und Vermissten mitgeteilt:
Ernst Heinrichs, Afferde 3, bei Hameln, Weser, teilt mit, dass im Lager Eichenbruch bei Bartenstein folgende Ostpreußen verstorben sind:
Hermann Paul, geb. 19.11.1890, gest. 22.04.1945
Any Bituschkus, geb. 28.08.1889, gest. 28.04.1945
Albert Kaiser, geb. 05.12.1887, gest. 29.04.1945
Otto Unterrieser, geb. 03.08.1890, gest. 01.05.1945
Hermann Knippel, geb. 02.02.1885, gest. 02.05.1945
Erich Steinert, geb. 03.01.1895, gest. 05.05.1945
Karl Katzig, geb. 03.12.1890, gest. 08.05.1945
Fritz Klösser, geb. 10.04.1887, gest. 03.05.1945
Erich Bohnke, geb. 10.04.1890, gest. 09.05.1945
Joseph Rokendt, geb. 03.11.1897, gest. 10.05.1945
Robert Sack, geb. 02.04.1891, gest. 22.05.1945
Heinrich Hasselbrick, geb. 19.02.1901, gest. 18.05.1945
Emil Bajohr, geb. 06.12.1890, gest. 15.05.1945
Heinrich Chorindt, geb. 29.09.1887, gest. 31.05.1945
Gustav Will, geb. 01.08.1884, gest. 02.06.1945
Artur Maaß oder Maßlau, aus Memel, Wiesenstraße, gest. 03.06.1945
Joseph Naujocks, geb. ?, gest. 03.06.1945
Gustav Lehmann, geb. ?, gest. 12.06.1945
August Wiemer, geb. 08.05.1891, gest. 20.06.1945
Hugo Fuder, geb. 01.09.1905, gest. 23.06.1945
August Fuchs, geb. 1905, gest. 23.06.1945
Ernst Kettius, geb. 1895, gest. 26.06.1945
Otto Rudat, geb. 1898, gest. 02.07.1945
Wilhelm Meyer, geb. 09.12.1885, gest. 07.07.1945
Emil Meck, geb. 01.05.1893, gest. 08.07.1945
Hermann Aust, geb. 20.01.1886, gest. 09.07.1945, oder an der Ziegelei bei Insbruck beerdigt.
Frau Lotte Grabowski, Vornhagen 5 bei Stadthagen, Sch.-Lippe, teilt mit, dass sie von einem Russlandheimkehrer aus einem Zivilinterniertenlager bei Woroschilowgrad folgende Namen einiger Zivilinternierter, die bis dahin keine Nachricht von ihren Angehörigen hatten, bekommen hat. Es handelt sich hierbei um Ostpreußen us dem USSR-Lager Nr. 1201. Hier die Namen:
Martin Zobel, Jahrgang 1927
Walter Lipka, Jahrgang 1928
Kurt Buchner, Jahrgang 1928
Gerhard Naguschewski, Jahrgang 1928
Alfred Zabbowski, Jahrgang 1929
Horst Glowatzki, Jahrgang 1928
Kurt Zablotnik, Jahrgang 1928
Erich Floto, Jahrgang 1928
Herr Edi Kußinna aus Iheringsfehn 394, Kreis Aurich, Ostfr., teilt mit, dass er am 14.12.1948 aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt ist. Er war vom 08.04.1945 bis 22.02.1948 in Königsberg als Bauarbeiter; er wurde am 17.10.1948 in Königsberg verladen. Er ist in der Lage, über folgende Vermisste Auskunft zu geben:
Lehrer Fritz Burnoth, Perlswalde, Kreis Angerburg
Böttchermeister Bernesker, Angerburg, Königsberger Straße
Reichsbahn-Sekr. Richard Kallweit, Angerburg
Reichsbahn-Obersekretär Sekund, Ebenrode, Ostpreußen
Reichsbahn-Zugführer Otto Hoffmann, Eydtkau, Kreis Ebenrode
Reichsbahn-Rangierer Otto Eidinger, Angerapp, Ostpreußen
Reichsbahn-Rottenführer Fritz Salawski, Lyck
Reichsbahn-Oberinsp. Neufeld, Königsberg
Schornsteinfegermeister Gustav Jahnke, Königsberg
Kaufmann Otto Siebert, Königsberg-Ponarth
Braumeister Reinhard, Brauerei Kinderhof bei Gerdauen
Melker Richard Arndt, Kl.-Sabrost, Kreis Gerdauen
Oberzollsekr. Gustav Gutzeit, Eydtkau, Kreis Ebenrode
Bauer Fritz Böhm, Bladiau-Samland
Bauer Neufeld, Weichselniederung, Ort unbekannt
Frau Sucholowski mit drei Kindern aus Leitkeim, Kreis Pr.-Eylau
Johann Brecht, Drochtersen, Kreis Stade, Elbe, früher Deutschendorf, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen, berichtet am 23. März 1949 folgendes: Es starben im GPU-Gefängnis Wormditt:
Malermeister Franz Block, aus Wormditt.
Am 20.10.1945 starben in Tapiau im GPU-Gefängnis:
Der Kreisangestellte des Kreises Heilsberg, Franz Skoll, geb. 1896
Der Bauer Liedtke aus Voßberg, Kreis Heilsberg
Der Fuhrhalter Franz Wiener aus Heilsberg
Zu der Zeit befand sich im Lager der Bürovorsteher des Rechtsanwalts Dr. Hosmann aus Heilsberg, Herr Buttkus, seine linke Hand war verkrüppelt, der Gesundheitszustand war sehr schlecht.
In Königsberg ist im Mai 1946 im GPU Gefängnis,
der Rechtsanwalt Dr. Eske aus Königsberg gestorben,
desgleichen der Oberleutnant der Schutzpolizei Schwittay aus Allenstein.
Im Gefangenenlager Pr.-Eylau starb an Unterernährung der ehemalige Hauptwachtmeister der Gend. Koradt, sein Dienstbezirk lag im Kreis Mühlhausen, Kurau.
Folgende Personen, die keine Nachricht von ihren Angehörigen hatten, befanden sich in folgenden Lagern:
Im GPU-Gefängnis Wormditt, der Bauer Karl Jepp und Hohmann aus Rogau, Kreis Pr.-Holland.
Im Entlassungslager Georgenberg bei Insterburg der ehemalige KZ-Häftling des KZ-Lagers Dachau, Trommlitz
Im Lager Pr.-Eylau der Kreisführer der Gend., der Oberleutnant Lopno, Kreis Braunsberg, der Meister der Gend. Fritz Slawski aus Langwalde, Kreis Braunsberg, und der Bauer Hildebrandt aus Marienfelde, Kreis Pr.-Holland.
Paul Bontzek, z. Z. Klein-Herre 45 über Ringelheim, teilte am 05.07.1949 mit, dass er mit dem Rechnungsführer Paul Neugebauer aus Bischofsburg am 14. April 1945 im Wald unweit der Försterei Warnicken, Samland, in russische Gefangenschaft geriet; Neugebauer wurde nach der Gefangennahme durch MG-Beschuss getötet. Er gehörte der ehemaligen 2. Komp. Pi.-Ers.-Btl. 102, Feldpostnr. 03 299, an, seit dem 26.02.1945 dem Pi.-Btl. 23, dessen Feldpostnummer nicht mehr bekannt ist.
Nach dem Bayrischen Staatsanzeiger haben Heimkehrer Namen von Vermissten angegeben, über welche sie Angaben machen wollen. Es handelt sich um folgende Ostpreußen:
Laufende Nr. 6:
Kurt? Adami, Jahrgang 1899, Oberzahlmeister, verh. Vertreter von Kathreiners Malzkaffee, Königsberg
Nr. 8: Margarete Adrian, Ostpreußen
Nr. 10: Erich Ahrens oder Ahrenz, Jahrgang etwa 1910, Feldpostnummer 16 868, verh.
Nr. 42: Otto Baenisch, 24 Jahre, Uffz., Gren.-Rgt. 23, ledig, Melker aus dem Kreis Gerdauen
Nr. 55: Walter Balzereit, Jahrgang etwa 1925, Böcker, ledig, Königsberg
Nr. 60: Kurt Barnowski, Jahrgang etwa 1918
Nr. 63: Else Berwig, ledig
Nr. 74: Georg Bauer, 36 – 37 Jahre, verh.
Nr. 75: Georg Bauer, Jahrgang etwa 1909, led. landw. Arbeiter
Nr. 90: Karl Beckmann, etwa 45 Jahre, verh., Autoschlosser, Königsberg
Dem Landesnachforschungsdienst (20a) Hannover, Leinstr., Deutsches Rotes Kreuz, liegen Heimkehrer-Nachrichten vor über:
Heuer, Vorname unbekannt, aus Ost- oder Westpreußen, Landwirt, etwa 1910 geboren, und über Gehrke, aus Ostpreußen, etwa 1905 geboren.
Dr. med. vet. Kolitz, prakt. Tierarzt (21) Ibbenbühren, Westf., ist in der Lage, Nachricht zu geben über August Sperling, geboren etwa 1913, aus Adl. Sandhof im Samland (an der Strecke Königsberg-Cranz) gelegen.
Die Deutsche Delegation Linz (Deutsche Fürsorgestelle) sucht Angehörige des Hermann Herwig, geboren 24.01.1860, evangelisch, verwitwet, früher Vieheinkäufer, letzter Wohnort vermutlich Meidersdorf in Ostpreußen. Hermann Herwig ist verstorben und hat geringe Werte hinterlassen.
Seite 19 Ein Ohrenstuhl zur Goldenen Hochzeit
Die Landsmannschaft in Bad Harzburg konnte eine ganze Reihe von Festtagen für Landsleute mitfeiern helfen. Das Ehepaar Johann Schulz und Frau Minna, geb. Borchert, aus Gr. Schönau, Kreis Gerdauen, konnte im Alter von 79 und 73 Jahren das seltene Fest der Goldenen Hochzeit begehen. Es war gelungen, kurz zuvor auf einer Versteigerung einen schönen Ohrenstuhl zu erstehen, dessen kleine Altersschäden mit einem grünen Kranz verschönt wurden, und der dem alten Herrn in seiner engen Notwohnung wenigstens eine kleine Bequemlichkeit brachte. Unser Ostpreußensingkreis begleitete den Sprecher der Ostpreußen noch vor der kirchlichen Feier zum Hause, in dem schon die Angehörigen versammelt waren, und begrüßte das alte, rüstige Paar mit, Geh aus mein Herz, und suche Freud, und dem plattdeutschen Lied, Wat es tohus, so dass Johannes und minna Schulz sich aus der Teilnahme der Landsleute heraus einmal recht in die Heimat zurückversetzt fühlen konnten.
Wenige Tage später gab der 81. Geburtstag des Landjägermeisters a. D. Martin Girnus aus Königsberg Gelegenheit zu weiterem Glückwunschbesuch, der unsere landsmannschaftliche Verbundenheit herzlich betonte.
Seite 19 Verbleib der Ostpreußischen Kirchenbücher
Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland, Hilfskomitee der ev. Deutschen aus Ostpreußen, Hamburg 11, Trostbrücke 4, VI, teilt auf eine Anfrage nach dem Verbleib der ostdeutschen Kirchenbücher mit, dass die Kirchenbücher nach 1800 sich beim Oberkirchenrat in Berlin, Landeskirchenarchivar Berlin, Charlottenburg, Jebensstraße 3, befinden. Die Fotokopien der Kirchenbücher vor 1800 lieben beim Deutschen Zentralarchiv für Genealogie in Wolfsgrün über Aue/Sachsen.
Seite 19 Friedrich Salwy, gestorben
Am 7. September 1949 entschlief plötzlich infolge eines Unglücksfalles der Landwirt Friedrich Salwy, Ellerwald V, jetzt Wirdingen, Kreis Soltau. Er hat ein arbeitsreiches Leben auf seinem Hof in Ellerwald V geführt. Hier, fern von seiner Heimat, hat er sich trotz seiner schweren Arbeit und seinem Ringen um eine Lebensgrundlage mit großem Fleiß und viel Opfersinn für die Sammlung der Vertriebenen seines Bezirks eingesetzt. Seine Frau Margarete, geb. Herrmann, stand ihm treu zur Seite. Wir Elbinger werden dem Entschlafenen stets ein treues und ehrendes Gedenken im Herzen bewahren. Dr. Walther Wunderlich-Gr. Bieland, Sprecher des Landkreises Elbing
Seite 19 Ein Sparbuch gefunden
Frau Magdalena Ahrens teilt der Geschäftsführung der Landsmannschaft mit, dass sie im November 1945 in einem Güterzug kurz vor Stettin nach der Plünderung durch die Polen ein Sparbuch auf den Namen Ida Laskowski, Farinen, ausgestellt von der Raiffeisenkasse Friedrichshof, Südostpreußen, gefunden hat, welches sie der Eigentümerin gerne wieder zustellen möchte.