Wie viele Deutsche befinden sich noch in Schlesien 1948

Hallo,

ich habe den nachstehenden Artikel in den Breslauer Nachrichten - Mitteilungsblatt des Schlesier-Verbandes, Jahrgang 1, 10.09.1949, Nr. 14, gefunden. Vielleicht interessiert es den einen oder anderen.

Gruß,

Andreas Bischoff, Berlin
www.family-bischoff.de

Wie viele Deutsche befinden sich noch in Schlesien?

Nach dem Stande vom 31.12.1948 befinden sich Breslau noch rund 2500 Deutsche, in Niederschlesien noch ca. 25.000. In Gesamtpolen dürften noch gegen 100.000 Deutsche wohnen, ausgenommen die noch zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Kriegsgefangenen. Mit der Aussiedlung derselben, bis auf einen kleinen Teil, den man noch als Spezialarbeiter jeglicher Art benötigt, rechnet man nun in diesem Jahr. In Breslau wurde die Evakuierung zunächst über das Lager in der Feld- bzw. Clausewitzstraße und später in der Paulinenstraße durchgeführt.
Die Verladung und später auch die Zollkontrolle erfolgten auf dem Freiburger Bahnhof. Ab Sommer 1948 wurde die Aussiedlungsstelle Breslau aufgelöst und die Deutschen aus Breslau und der Provinz kamen in Teiltrecks zur Evakuierung nach den Lagern in Leobschütz, Waldenburg und Liegnitz, wo dann auch die Zollkontrollen durchgeführt wurden. Seit 1947 wurde auch tatkräftig an der Erfassung und Aussiedlung der alleinstehenden deutschen Minderjährigen gearbeitet.
Dass sich besonders dabei gegenüber dem Kontrollrat die deutschen kirchlichen Stellen bemüht haben, sei hierbei mit erwähnt. Diese deutschen Minderjährigen sind auf ganz Polen verstreut untergebracht und befinden sich z. T. in Lagern, z. T. bei polnischen Bürgern. Der erste Transport dieser Kinder verließ Breslau am 4.1.1948. Bis Ende 1948 sind wohl 5 Transporte mit Kindern allen nach den Bizonen abgegangen. Diese Transporte waren in Hilflazarettzügen untergebracht, welche zentral geheizt waren, die einen Küchen-, Proviant-, Gepäck-, Kranken-, Veraltungs- und Arztwagen mitführten, und in denen also während der Fahrt warmes Essen verabfolgt wurde. Es ist zu hoffen, dass 1949 der Rest dieser Kinder Polen verlassen dürfte. Ebenso sind 1948 wenigstens 9000 deutsche Kriegsgefangene über die PUR (polnisches staatliches Repartiierungsamt) nach den drei Zonen entlassen worden, so dass noch gegen 31.000 Mann in Polen zurückblieben, deren Abschub 1949 erfolgen soll. Der größte Teil derselben befindet sich in dem Raum Gleiwitz, Beuthen, Kattowitz, Krakau. Kleine Kontingente liegen in Litzmannstadt, Warschau und Breslau. 1947 und 1948 durften die deutschen Kriegsgefangenen, welche in Breslau stationiert waren, an den hohen kirchlichen Feiertagen mit der Zivilbevölkerung den Gottesdienst besuchen und es war gestattet, dass im Abschluss daran dieselben zum Mittagessen bei deutschen zivilen Familien bleiben durften. Unter Leitung der deutschen kirchlichen Stellen wurden auch rechtzeitig vorher Sammlungen unter den deutschen Zivilsten veranstaltet, die dann den Kriegsgefangenen zum Teil auch in ihre Unterkünfte gebracht und von uns verteilt werden durften.

Aus Breslauer Nachrichten - Mitteilungsblatt des Schlesier-Verbandes, Jahrgang 1, 10.09.1949, Nr. 14