Christian Steinheimer fragte am 9. Februar 2004 10:20: > Kann mir jemand
sagen, was es mit dem Hauptstandesamt in Hamburg auf sich hat?
Auf der Geburtsurkunde meiner Mutter ist ein Stempel:
Am ..... wurde beglaubigte Abschrift
(Fotokopie) dieser Urkunde gefertigt und dem
Hauptstandesamt Hamburg weitergeleitet.
die Punkte stehen für den Tag der Aufgebotsbestellung.
Da Hessen, sprich Wiesbaden, nichts mit Hamburg zu tun hat, und auch auf
keiner Urkunde meines Vaters ein solcher Vermerk auftaucht meine Frage,
hängt das mit der Flucht meiner Mutter zusammen?
Ich habe ein paar Kopien eines Merkbuchs für Urkundenbeschaffung aus dem
Jahr 1950. Das Original befindet sich u.a. im Archiv der Genealogischen
Gesellschaft Hamburg unter der Signatur 10.65. Das Merkbuch beinhaltet
"Eine Übersicht zu verschiedenen Möglichkeiten der Urkundenbeschaffung,
insbesondere aus den Ostgebieten und ehemaligen deutschen
Konzentrationslagern". In diesem Merkbuch werden Standesämter mit
Sonderaufgaben aufgeführt. Das Hauptstandesamt Hamburg, Johanniswall 4,
hatte ... 1950 ... drei für die Urkundenbeschaffung wichtige Aufgaben zu
erfüllen. Es führte und verwaltete eine Zentralkartei, eine
Urkundensammlung und Personenstandsbücher aus den Ostgebieten. In der
Zentralkartei des Hauptstandesamts Hamburg wurden alle Notbeurkundungen
erfaßt. In den letzten Kriegsmonaten und in der Zeit nach Beendigung des
Krieges sind viele Geburten und Sterbefälle nicht standesamtlich
beurkundet worden. Sie erfolgten auf der Flucht oder es war kein
Standesamt mehr erreichbar. Lag der Geburts- oder Sterbeort außerhalb
der (damaligen)Westzonen, dann konnte am Wohnsitz oder Aufenthaltsort
eines Anzeigepflichtigen eine nachträgliche Beurkundung erfolgen.
Zentral erfaßt in der Hauptkartei wurden auch, wenn der Standesbeamte
des Geburts- oder Sterbeorts nicht zu erreichen war und daher eine
Beischreibung
im Personenstandbuch nicht erfolgen konnte: Vaterschaftsanerkenntnisse,
Einbenennungen (gemäß § 1706 BGB), Feststellungen der Unehelichkeit,
Ehelichkeitserklärungen, Legitimationen, Adoptionen und deren
Aufhebungen, Namensänderungen aufgrund behördlicher Anordnung,
Namensfeststellungen, Ehescheidungsurteile, Wiederannahmen des
Familiennamens, Namensuntersagungen, Todeserklärungen als Hinweise zu
Geburts- und Heiratsregistern, Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden aus
den abgetrennten
Ostgebieten (= Urkundensammlung), Einbürgerungsurkunden und sonstige
Personenstandurkunden, Berichtigungen.
Auch Sterbefälle auf See wurden in die Hauptkartei aufgenommen, soweit
sie nach dem 31.12.1944 eingetreten sind und am letzten Wohnort im
Inland nicht beurkundet werden konnten.
Bisher ... 1950 ... wurden 60.000 Urkundentaschen angelegt.
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