WG: Bearbeitung von Kirchenbüchern - Frage = NACHTRAG

Hallo Martina

Ich sehe das so:

02.04.1767 wird Joann Aloysius Krause geTAUFT (also ein bis drei Tage vorher geboren).

25.03.1767 wird Joann Aloysius Krause im Alter von 25 Tagen BEERDIGT (ist also ein bis drei Tage zuvor verstorben... bei so jung verstorbenen Kindern tippe ich aber eher auf nur einen Tag, oder sogar taggleich).

Ich denke, dass dem Priester entweder beim Tauf- oder Beerdigungsmonat ein Fehler unterlaufen ist.
Entweder war beides im März oder beides im April.

Gruß

André (Jarosch)

Hallo Andre,

Aloysius wird am 02.04.1767 früh um 1 Uhr geboren und am selben Tag getauft.
Er stirbt am 25.03.1767 abends um 8 Uhr und wird am 26.03.1767 begraben.

Der Taufeintrag ist komplett in der richtigen Reihenfolge des Monats April
im Taufbuch enthalten, ebenso der Sterbeeintrag im Monat März. Es werden
andere Kinder im April geboren, andere Bewohner sterben im März - Aloysius
ist wirklich komplett darin in den passenden Daten eingeordnet.....

Könnte es vielleicht sein, dass der Pfarrer eine Art Zettelwirtschaft hatte
und die Einträge in den Kirchenbüchern an einem Tag für einen größeren
Zeitraum machte? Und dann vielleicht beim Sterbeeintrag entweder sich mit
dem Monat vertan hat oder keinen Monat notiert hatte ???

Puhhhh, wir werden es wohl nie erfahren......

Vielen Dank und viele Grüße
Martina (Picker)

Zettelwirtschaft triffts genau. Ich hatte auch schon solche Fälle, bei denen der Pfarrer geschlampt hat.

LG Beate

Mag. Beate Hauer
Mariengasse 7
A-8020 Graz
+43 676 5418242

Es w�re nicht das erste mal, dass Eltern ihren Kindern Namen von vorher verstorbenen Kindern gaben. Der eine Aloysius stirbt im M�rz, im April kommt ein Junge, der wird dann auch Aloysius genannt.
Gru� Gisela Langfeldt

Hallo Beate, Martina und alle:

Zettelwirtschaft triffts genau. Ich hatte auch schon solche F�lle, bei denen der Pfarrer geschlampt hat.

NICHT der Pfarrer f�hrt das KB, sondern stets der K�ster!!
Der Pfarrer soll es nur kontrollieren.

Adventliche Gr��e
Claus (Christoph)

Hallo Gisela,

Ja, das habe ich immer wieder gehabt bei der Auswertung der Kirchenbücher,
dass die Namen immer wieder genommen wurden.
Aber ich habe ja keine Taufe eines Aloysius, der vorher geboren wäre......
Vor allem aber passt die Altersangabe nicht, so schnell können die Kinder
nicht geboren werden.

Danke für deine Idee und viele Grüße
Martina (Picker)

Hallo Claus,

das ist ein toller Hinweis!!!

Bekommt der Küster dann "Zettel" vom Pfarrer oder müssen sich die Bewohner
an den Küster wenden, wenn ein Kind geboren wird bzw. jemand stirbt und er
trägt es selbständig in das KB ein ?

Es geht um die Zeit 1750 - bis ca 1798, kath.
Im Taufbuch wurde auch oft erwähnt, dass der Kaplan die Kinder getauft hat -
gab es dann keinen Pfarrer zu der Zeit.... oder war er evtl unterwegs und
der Kaplan durfte ihn vertreten ?

Manchmal tauchen Kinder überhaupt nicht im Taufbuch auf, sondern nur im
Sterbebuch - auch wenn sie erst ein paar Jahre später starben.
Notgetaufte und dann gestorbene Kinder stehen mal im Taufbuch, mal im
Sterbebuch.
Wer wurde hier informiert - der Pfarrer oder der Küster?

Entschuldige bitte, dass hier so viele neue Fragen auftauchen, aber wenn man
so über diese ganzen "Geschichten" nachdenkt, kommen immer neue
Ungereimtheiten. Und mit den Kirchenbelangen kenne ich mich nicht so gut
aus.......

Ich hoffe, du kannst mir hier einiges erklären.

Vielen Dank und viele Grüße
Martina (Picker)

Hallo Martina (Picker):

Bekommt der K�ster dann "Zettel" vom Pfarrer oder m�ssen sich die Bewohner
an den K�ster wenden, wenn ein Kind geboren wird bzw. jemand stirbt und er
tr�gt es selbst�ndig in das KB ein ?

Ja! Der K�ster war auch meist bei den geistlichen Handlungen dabei.

Im Taufbuch wurde auch oft erw�hnt, dass der Kaplan die Kinder getauft hat -
gab es dann keinen Pfarrer zu der Zeit.... oder war er evtl unterwegs und
der Kaplan durfte ihn vertreten ?

Einen Kaplan, der ja vom Pfarrer bezahlt wurde, konnte sich der Pfarrer nur leisten, wenn wirklich viele geistlichen Handlungen n�tig waren.
Dann hatte der Kaplan nat�rlich in der Regel auch viel zu tun.

Manchmal tauchen Kinder �berhaupt nicht im Taufbuch auf, sondern nur im
Sterbebuch - auch wenn sie erst ein paar Jahre sp�ter starben.
Notgetaufte und dann gestorbene Kinder stehen mal im Taufbuch, mal im
Sterbebuch.
Wer wurde hier informiert - der Pfarrer oder der K�ster?

Das d�rfte vom Einzelfall abh�ngig gewesen sein, mal so, mal so.
Es gab in allen Pfarreien zeitweise Vakanzen, etwa wenn der Pfarrer verstarb. Dann mussten die Menschen oft viele Monate zur Nachbarpfarrei, die Taufe steht dann dort im KB!
Aber sicher kam auch Schlampereien vor, denn es arbeiteten ja Menschen.

Entschuldige bitte, dass hier so viele neue Fragen auftauchen, aber wenn man
so �ber diese ganzen "Geschichten" nachdenkt, kommen immer neue
Ungereimtheiten.

Fragen bringen doch Antworten, sind also schon wichtig.

Viele Gr��e
Claus (Christoph)

Hallo Claus,

danke für Beantwortung meiner vielen Fragen - so bin ich schon wieder etwas
schlauer geworden. Es hilft doch sehr, wenn man Erklärungen hat!

Meine Antworten sind eingerückt =====

Bekommt der Küster dann "Zettel" vom Pfarrer oder müssen sich die Bewohner
an den Küster wenden, wenn ein Kind geboren wird bzw. jemand stirbt und er
trägt es selbständig in das KB ein ?

Ja! Der Küster war auch meist bei den geistlichen Handlungen dabei.

===== Ah, so hat sich vielleicht auch einer auf den anderen verlassen und
       so kann natürlich schnell mal was vergessen werden. =========

Im Taufbuch wurde auch oft erwähnt, dass der Kaplan die Kinder getauft hat
gab es dann keinen Pfarrer zu der Zeit.... oder war er evtl unterwegs und
der Kaplan durfte ihn vertreten ?

Einen Kaplan, der ja vom Pfarrer bezahlt wurde, konnte sich der Pfarrer
nur leisten, wenn wirklich viele geistlichen Handlungen nötig waren.
Dann hatte der Kaplan natürlich in der Regel auch viel zu tun.

===== zeitweise gehörten noch andere Gemeinden zu Märzdorf am Bober, da

      musste der Pfarrer wohl auch noch hin.....
      Später gab es auch einen Kirchen- und Gerichtsschreiber in Märzdorf,
      vmtl. Führte der dann die Kichenbücher ?
      Das würde auch die zeitweise unterschiedliche Schrift bzw. Schreibung

      der Namen in den verschiedenen Kirchenbüchern erklären= Pfarrer,
      Küster und Schreiber ========

Manchmal tauchen Kinder überhaupt nicht im Taufbuch auf, sondern nur im
Sterbebuch - auch wenn sie erst ein paar Jahre später starben.
Notgetaufte und dann gestorbene Kinder stehen mal im Taufbuch, mal im
Sterbebuch.
Wer wurde hier informiert - der Pfarrer oder der Küster?

Das dürfte vom Einzelfall abhängig gewesen sein, mal so, mal so.
Es gab in allen Pfarreien zeitweise Vakanzen, etwa wenn der Pfarrer
verstarb. Dann mussten die Menschen oft viele Monate zur Nachbarpfarrei,
die Taufe steht dann dort im KB!
====== Ah, das ist auch ein guter Hinweis, so muss ich dann versuchen,
       die Zeiträume, in denen der Pfarrer oder der Kaplan oder sonst
       wer die Taufen vornahm, zu separieren, um "Pfarrerlose" Zeiten zu
       erkennen..... und dann in anderen KB suchen..... =========
Aber sicher kam auch Schlampereien vor, denn es arbeiteten ja Menschen.
===== Ja, damit muss man wohl immer rechnen =============

Entschuldige bitte, dass hier so viele neue Fragen auftauchen, aber wenn

man

so über diese ganzen "Geschichten" nachdenkt, kommen immer neue
Ungereimtheiten.

Fragen bringen doch Antworten, sind also schon wichtig.
====== Super, das höre ich gerne :slight_smile: Vielen Dank dafür... ========

Viele Grüße
Claus (Christoph)

Viele Grüße
Martina (Picker)

Zumindestens um Heinrichau/Muensterberg und umliegenden kath. Pfarreien hat (haeufig) der dortige Schulmeister
die Kirchenbuecher gepflegt. Dies gilt zumindestens fuer den Zeitraum vor 1800. Insbesondere bei Taufen eigener
Kinder ist der Eintrag besonders schoen geschrieben, bei Begraebnisse eines Angehoerigen wird manchmal dem
persoenlichen Schmerz Ausdruck verliehen und wenn Schulmeister aus den umliegenden Orten Taufpaten waren
wird dies entsprechen gewuerdigt (viel gelehrte, kunstsinnige ...)

mfg juergen

Hallo Juergen,

so was habe ich in den KB von Märzdorf (1650 - 1798) nicht einmal gesehen -
nie war irgendwas persönliches zu sehen... auch bei unehelichen Kindern gab
es keine Besonderheit, außer dass sie (nach 1750) in den dafür vorgesehenen
Spalten so gekennzeichnet wurden.
Diese von dir genannte Würdigung habe ich nur bei Herren gesehen, die in
irgendeiner Stadt Bürger waren und ein "hohes Amt" innehatten.

Ich muss mal nachsehen, seit wann es in Märzdorf den Schulmeister gab und
auch, ob es dann noch den Kirchen- und Gerichtsschreiber gab.....

Ist ja schon interessant, wie unterschiedlich es sein kann :slight_smile:

Vielen Dank und viele Grüße
Martina (Picker)