Liebe Freunde,
als Eleonore F�rstin von Reu� (1835-1903) auf Schlo� J�nkendorf in
der Oberlausitz zu Weihnachten 1857 die traurige Nachricht erhielt,
da� ihre Freundin, die Schriftstellerin Marie Nathusius, pl�tzlich
im Alter von 40 Jahren verstorben war, dichtete sie unter dem Ein-
druck dieser seelischen Ersch�tterung das wohl bekannteste Lied zum
Jahreswechsel: Das Jahr geht still zu Ende, nun sei auch still mein
Herz (EKG 44), dessen dritte Strophe lautet:
Da� nicht vergessen werde, was man so gern vergi�t:
Da� diese arme Erde nicht uns�re Heimat ist.
Es hat der Herr uns allen, die wir auf ihn getauft,
In Zions gold�nen Hallen ein Heimatrecht erkauft.
Das Jahr 2001 hat auch wiederum nicht den ersehnten Weltfrieden ge-
bracht, daf�r aber mehr Krieg, besonders nach den schrecklichen Er-
eignissen des 11. September. In Israel, in Bethlehem, erwartet man
weiterhin zumindest einen Waffenstillstand, der aber nicht von lan-
ger Dauer sein wird. Das sind die Aussichten auch f�r 2002, die je-
doch anders verlaufen k�nnten, wenn auch uns von dem Engel "Friede
auf Erden" verk�ndet werden w�rde. Das ist unsere Hoffnung f�r das
Neue Jahr und darauf warten wir gewi� alle mit gro�er Sehnsucht.
Dazu als Nachruf eine Kurzbiographie dieser Schriftstellerin:
NATHUSIUS, Marie, evangelische Schriftstellerin, * 10.03.1817 in
Magdeburg, + 22.12.1857 in Neinstedt. - Als Tochter des rationali-
stischen Pfarrers und sp�teren Superintendenten Friedrich Scheele
wuchs N. in Magdeburg und Calbe auf und erhielt die typische Bil-
dung einer B�rgerstochter jener Zeit, in der Haushaltsf�hrung
ebenso wie Kunst und Literatur die vordersten Pl�tze einnahmen.
1840 verlobte sie sich mit dem jungen Gutsbesitzer Philipp Nathusius,
und nach der Hochzeit im n�chsten Jahr waren seine Lebensstationen
auch die ihren, sein Engagement f�r die Innere Mission wurde von ihr
tatkr�ftig unterst�tzt. Unter dem Einflu� des h�ufigen Hausgastes
Hoffmann von Fallersleben begann auch N. zu dichten, zuerst Kinder-
lieder und Naturgedichte, f�r die sie auch Melodien komponierte
(� Alle V�gel sind schon da �). Das Erlebnis des Todes einer Toch-
ter im S�uglingsalter brachte eine bewu�te Wendung zum Christentum
pietistisch-neuorthodoxer Pr�gung, das sie von nun an auch in ein-
fach erz�hlten Geschichten im Stil der seinerzeit popul�ren Dorf-
geschichte zu verbreiten suchte. In dem von ihrem Mann seit 1849
redigierten �Volksblatt f�r Stadt und Land� wurden die meisten ihrer
Erz�hlungen und Novellen gedruckt, bevor sie als B�cher erschienen.
Im Jahrzehnt der Reaktion nach 1848 war sie eine vielgelesene und
beliebte Schriftstellerin, eine der K�niginnen der Leihbibliotheken.
Ihre Werke, die sich h�ufig an Heranwachsende richteten, wurden
unter anderem ins Englische, Franz�sische, D�nische und Schwedische
�bersetzt und noch bis in unser Jahrhundert gedruckt, sind inzwischen
aber weitgehend vergessen.
Ganz herzliche Gr��e aus Luxemburg
Gerd M�llenheim